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APONTIS PHARMA: „Wir wollen mit Single Pills Leben retten“

18.08.2022 07:55 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Im Exklusiv-Interview mit 4investors spricht APONTIS-PHARMA-CEO Karlheinz Gast über Erwartungen an Single Pills und die Expansions-Pläne. Bild und Copyright: APONTIS PHARMA.

APONTIS PHARMA meldet für das erste Halbjahr 2022 einen Umsatzanstieg von 17 Prozent auf 28,1 Millionen Euro und eine Verbesserung des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 3,9 Millionen Euro auf 3,2 Millionen Euro. Im exklusiven Interview mit der 4investors.de-Redaktion erklärt APONTIS-PHARMA-CEO Karlheinz Gast, welche Erwartungen er an die drei neu eingeführten Single Pills hat, inwiefern Kooperationen die eigene Positionierung stärken und wie er Single Pills als Goldstandard einer effizienten Therapie etablieren will.

www.4investors.de: Herr Gast, in der vergangenen Woche haben Sie die Halbjahreszahlen 2022 vorgelegt. Der Umsatz stieg demnach um 17 Prozent, das Single-Pill-Geschäft sogar um 26 Prozent. Gleichzeitig verbesserte sich die EBITDA-Marge auf 11,6 Prozent. Bestärkt Sie diese Dynamik in Ihrer Strategie, das Single-Pill-Geschäft weiter zu forcieren?

Gast:
Auf jeden Fall. Das ist ein toller Erfolg, den wir gemeinsam als APONTIS-Team erreicht haben. Einerseits weil es uns gelungen ist, die Single Pill-Umsätze durch die zunehmende Akzeptanz bei den Ärzten zu steigern. Andererseits zeigt sich, dass auch viele zusätzliche Patienten von den Vorteilen der Single Pill profitieren und wir damit, wie in der START-Studie gezeigt, auch Todesfälle, die als Folge von Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen auftreten können, vermeiden helfen. Dies bestärkt uns darin, unseren Weg weiter zu beschreiten. Wir haben in den vergangenen Monaten sehr intensiv daran gearbeitet, weitere Single Pills zu launchen bzw. in die Entwicklungsphase einzusteigen.

www.4investors.de: Sie haben im Mai zwei Single Pills eingeführt, im Juli folgte eine weitere. Welche Erwartungen haben Sie an diese neuen Produkte?

Gast:
Wir haben uns mit unseren Single Pills auf Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen spezialisiert. Allein in Deutschland rechnet die Hochdruckliga, ein Interessenverband für Menschen mit Bluthochdruck, mit 22 Millionen Betroffenen. Viele Patienten leiden gleichzeitig unter beiden Erkrankungen. Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörung alleine erhöhen das Risiko der Folgen für das Herz-Kreislaufsystem eminent. Mit unseren im Mai eingeführten Single Pills – Tonotec Lipid und AmloAtor – adressieren wir genau diese Indikationen und bieten eine zielführende und effiziente Therapie an, in dem wir verschiedene Wirkstoffe, die von den Patienten bisher jeweils einzeln eingenommen wurden, in einer einzigen Tablette bündeln: der Single Pill. Bisher nahmen mehr als 750.000 Personen eine lose Kombination der beiden Wirkstoffe ein. In Summe rechnen wir mit einem jährlichen mittelfristigen Umsatzpotenzial der beiden genannten Single Pills von 8,2 Millionen Euro. Bei RosuASS, die wir im Juli eingeführt haben, gehen wir von einem mittelfristigen Umsatzpotenzial von 2,5 Millionen Euro aus.

www.4investors.de: Sie rechnen bis Ende 2023 mit drei zusätzlichen neuen Single Pills. Ist dieses Ziel aufgrund einiger Verzögerungen in der Pipeline nun in Gefahr?

Gast:
Zunächst einmal hat sich an unserem Plan nichts geändert. Wir gehen nach wie vor davon aus, im Jahr 2023 drei neue Single Pills in den Markt einzuführen, da wir erwarten, zusätzliche Single Pills, die noch nicht in unserer Pipeline sind, einzulizenzieren und zu launchen. Allerdings liegt der Prozess nicht vollständig in unserer Hand. Wir sind ebenso abhängig von den Zulassungsbehörden. So gesehen müssen wir darauf vertrauen, dass wir die Zulassung innerhalb des vorgegeben Zeitfensters erhalten.

www.4investors.de: Wie hoch sind die Kosten für die Entwicklung einer Single Pill?

Gast:
Das ist pauschal schwierig zu beantworten. Die Kosten für die Entwicklung einer Single Pill liegen meistens im niedrigen bis mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Sie sind abhängig davon, ob wir exklusive Rechte für die EU, Deutschland oder semiexklusive Rechte für Deutschland erwerben. Inzwischen haben wir insgesamt vier Entwicklungsprojekte mit europäischen Rechten gestartet und möchten die Rechte außerhalb von Deutschland in der Folge an Partner vergeben, um mit den Einnahmen aus Rechtevergabe und Lizenzgebühren zusätzliche Erlöse zu erzielen.

www.4investors.de: Welche Rolle spielt die Entwicklungspartnerschaft mit MIDAS PHARMA in Ihren Wachstumsplänen? Und gibt es mit anderen potenziellen Partnern weitere Gespräche?

Gast:
Seit 2013 ist MIDAS PHARMA ein zuverlässiger Partner. In unserer Kooperation bündeln wir die Entwicklungsexpertise und das Know-how von MIDAS PHARMA mit der Vermarktungskompetenz und der starken Position von APONTIS PHARMA im deutschen Markt. So stammt die Single Pill Tonotec Lipid, die wir im Mai dieses Jahres eingeführt haben, aus der Kooperation mit MIDAS PHARMA. Da wir aufgrund der guten Geschäftsentwicklung und der vorhandenen Liquidität viele Single Pill-Entwicklungen parallel betreiben können, arbeiten wir noch mit anderen Entwicklungspartnern zusammen. Zusätzlich lizenzieren wir Single Pill-Produkte von anderen Pharmafirmen ein, wie beispielsweise AmloAtor von Polfarma und RosuASS von ADAMED. Das stärkt unsere Marktposition.

www.4investors.de: Sie haben jüngst über höhere Bezugskosten beim Produkt Ulunar berichtet. Wie stark wirkt sich dies auf die Zahlen aus? Gibt es ansonsten Lieferprobleme bei ihnen?

Gast:
Bei Ulunar hat sich im Juli 2021 das Kooperationsmodell planmäßig geändert. Der Co-Marketingvertrag mit Novartis ist planmäßig ausgelaufen. Wir haben dann ab Juli 2021 den Vertrieb über einen neuen Distributionsvertrag zu marktüblichen Konditionen fortgeführt. Dadurch hat sich die Vergütung deutlich geändert, was einen Anstieg bei den Bezugskosten um etwa 1,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2022 bedeutet. Hinsichtlich der Belieferung mit Arzneimittel durch unsere Partner sehen wir aktuell keine Engpässe und unsere Partner sind auch sehr zuversichtlich, dass die aktuelle Gaskrise keinen Einfluss auf die zukünftige Belieferung hat. Wann immer möglich, versuchen wir unsere Bestände etwas zu erhöhen.

www.4investors.de: Die Vertriebskooperation mit AstraZeneca wurde nun frühzeitig verlängert und auf 2023 ausgeweitet. Welche Rolle nimmt APONTIS PHARMA in dieser Partnerschaft ein?

Gast:
Wir haben uns gefreut, dass uns AstraZeneca erneut vorzeitig die Verlängerung der Vertriebskooperation für das Jahr 2023 angeboten hat. Das ist für uns zugleich Ausdruck großer Zufriedenheit mit unseren Aktivitäten zu einer Triple-Therapie im Bereich der Atemwegserkrankungen. Das Projekt ist für uns sehr synergistisch zu unseren Single Pill Aktivitäten, da bei dieser Therapie die Patienten ebenfalls drei Substanzen in einem einzelnen Produkt einnehmen können. Unser Kooperationspartner nutzt unsere Expertise im Bereich COPD und unseren guten Zugang zur deutschen Ärzteschaft. Wir erreichen unsererseits einen deutlichen Ergebnisbeitrag.

www.4investors.de: Ihre liquiden Mittel belaufen sich auf 32,2 Millionen Euro. Was haben sie damit vor?

Gast:
In erster Linie möchten wir die Produktpipeline und unsere Forschungsaktivitäten finanzieren, um die Single Pill-Therapie und unsere Neueinführungen noch schneller voranzubringen. Akquisitionsmöglichkeiten schließen wir ebenfalls nicht aus, aber sie müssen passen, entweder produktseitig mit Blick auf Single Pills oder Marktzugänge. Unsere intensivierten Vermarktungs- und Vertriebsaktivitäten finanzieren wir aus dem laufenden Geschäft.

www.4investors.de: Ihre Vision ist es, die Single Pill als Goldstandard zu etablieren. Ist APONTIS PHARMA dafür nicht zu klein?

Gast:
Auf keinen Fall. Als börsennotiertes Unternehmen sind wir vergleichsweise klein, aber in einem stark fragmentierten Sektor sind wir Markt- und Innovationsführer. Wir haben in der Vergangenheit viele neue Therapie-Prinzipien in Deutschland eingeführt und sind breit aufgestellt. Beim diesjährigen europäischen Kardiologen-Kongress (ESC) werden weitere Ergebnisse der START-Studie zum Single Pill-Therapiekonzept den klinischen Experten und Entscheidern vorgestellt, die die überlegene Wirksamkeit des Therapieansatzes und seiner Chancen, Kosten zu reduzieren, weiter untermauern. Zur Bestätigung des Single Pill-Therapiekonzeptes werden zusätzliche Veröffentlichungen von Studiendaten anderer Arbeitsgruppen beim diesjährigen ESC-Kongress in Barcelona erwartet. Hinzu kommt unser weit reichendes Vertriebsnetz mit einem kompetenten und hoch motivierten Team. Wir sind fest davon überzeugt, die Single Pill als Goldstandard etablieren zu können und gemäß unseres Firmennamens buchstäblich Brücken zwischen Arzneimittelunternehmen, Ärzten, Patienten und Gesundheitssystem zu bauen. Wir wollen mit Single Pills Leben retten. Das spornt uns jeden Tag an.

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