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Dax unter 13.000 Punkten: Das Rezessionsgespenst geht um und macht Angst - Nord LB

30.06.2022 12:38 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Börse Frankfurt: Zum Monatsultimo gerät der Dax nochmals massiv unter Druck. Bild und Copyright: katjen / shutterstock.com.

So kurz vor dem Quartals- und Halbjahreswechsel geraten die Finanzmärkte noch einmal richtig in Aufruhr: In diesen Tagen gemeldete hohe Inflationsraten und die Ankündigungen der Notenbanker weiterer geldpolitischer Straffungen ließen bereits zuletzt die Aktienkurse weltweit fallen. Am heutigen Monatsultimo aber geraten Dax & Co nochmals massiv unter Druck. So fiel der wichtigste Deutsche Aktienindex um über 300 Punkte auf zeitweise unter 12.700 Punkte.

Im Grunde zeichnet sich eine nicht unübliche makroökonomische Kettenreaktion ab (aber keine „Kernschmelze“), die allerdings – getrieben von zwei Sondersituationen – nun besonders schnell und stark ausfällt. So ist es normal, dass eine konjunkturelle Belebung die Preise nachfragebedingt anziehen lässt, welche die Notenbanken zu Zinsmaßnahmen treibt, welche wiederum die Konjunktur abbremst, damit die Preise wieder zielgemäß moderat anziehen. Nun kommt aber alles schneller und mit stärkeren Ausschlägen, als es ein volkswirtschaftliches Lehrbuch eigentlich vorsieht!

Das liegt vor allem an zwei Sondereffekten, die im Grunde jetzt schon fast als „Jahrhundertereignisse“ bezeichnet werden können: Das ist die vor 2 ½ Jahren begonnene Pandemie und der vor 4 Monaten von Putin beschlossene Angriff Russlands auf die Ukraine. Die mittlerweile (vorläufig) auf dem Rückzug befindliche Pandemie sorgt nun für massive Nachholeffekte und wirkt damit bereits von der Nachfrage her auf die Preise. Gleichzeitig ist aber auch während der Pandemie in einigen Sektoren das Angebot heruntergefahren worden und muss nun mühselig wieder angepasst werden. Da spielen Hafenschließungen, Containermangel aber auch ein genereller Arbeitskräftemangel wichtige Rollen. Beide Effekte treiben die Preise ganz „normal“ – aber rasant – in die Höhe.

Darüber legt sich die bereits zuvor zu beobachtende Rohstoff- und Energiethematik, die vor allem seit dem 24. Februar eklatant wurde. Die Sorge um überhaupt in den kommenden Monaten ausreichend verfügbare Energiequellen ließen die Energiepreise in die Höhe schnellen. Da mit Öl und Gas eine Vielzahl an Produkten überhaupt nur erzeugt werden können, stiegen viele andere Preise ebenfalls. Auch eine Nahrungsmittelknappheit macht sich durch den Ausfall der „Exportnationen“ Russland und Ukraine weltweit bemerkbar. Die Sorgen nehmen zu, dass es ein Herbst und Winter der neuen Unordnung, Entbehrungen und Unzufriedenheit werden kann.

Die Notenbanken haben auf die rasant gestiegene Inflation (vielleicht zu) spät reagiert. Immerhin verkündete die BoE vor 6 ½ und die Fed vor 3 ½ Monaten die ersten Leitzinsanhebungen. Weitere sind gefolgt – weitere werden folgen. Die EZB reagierte noch später und muss nun nachziehen. In allen Währungsräumen liegen die Inflationsraten bei 9% – auf Rekordständen seit Jahrzehnten!

Erste wirtschaftliche „Opfer“ dieser geldpolitischen Bremsmanöver sind erkennbar: Der Hypothekenzinsanstieg belastet bereits die Immobilienmärkte in den USA und in UK signifikant. Und das Konsumentenvertrauen ist in vielen Ländern auf mehrjährige Rekordtiefs eingebrochen. Auch das Unternehmensvertrauen trübt sich sukzessive ein. Die Sorgen nehmen zu, dass das geldpolitisch gesehen notwendige Gegensteuern der Notenbanken mit höheren Zinsen irgendwie nur in einer konjunkturellen Talfahrt enden kann. Doch billigere Energie erzeugen können auch die Notenbanken nicht – und damit das Inflationsproblem eigentlich nur durch ein Konjunkturproblem lösen!

Diese prekäre Situation wird auf den Aktienmärkten als Belastungsfaktor nun realisiert und zunehmend eingepreist. Hinzu kommt das Gefühl, dass die seit über 30 Jahren einzustreichende „Friedensdividende“ nicht mehr ausgezahlt wird. Bange macht zunehmend vielen auch die wenig eindeutige Position Chinas als derzeit zweitgrößte Wirtschaftsmacht! Wie „ruhig“ bleibt es dort?

Fazit: Der Dax (WKN: 846900, ISIN: DE0008469008, Chart, News) ist heute weiter gefallen und notiert bei knapp unter 12.700 Punkten nun nahezu auf dem Tief dieses Halbjahres. Inflationsraten bei über 8%, Energiepreisanstiege und generelle Sorgen um die Energieversorgung, geldpolitische Straffungen weltweit, die Frage, ob die Notenbanken nun überhaupt nur ein Inflations- durch ein Konjunkturproblem lösen können, und zusätzlich die geopolitischen Unwägbarkeiten kommen als Negativgemengelage auf den Aktienmärkten (und nicht nur dort) derzeit gar nicht gut an! Es wird rucklig!

Autor dieser Studie: Bernd Krampen

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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