Pandemie: Dieser Truthahn liegt schwer im Magen am schwarzen „Black Friday“ - Nord LB

Es ist ein trüber Tag, dieser Freitag im November. Es regnet, es ist dunkel und die Neuinfektionszahlen in Deutschland gehen wie schon seit einigen Wochen jeden Tag weiter durch die Decke. Irgendwelche Anzeichen für eine Wende? Nein! Die Tage werden kürzer bis Weihnachten – daran kann man nichts ändern – und die Pandemie wütet hierzulande wohl weiter.

In diesem Augenblick erreicht uns eine ernüchternde Nachricht aus Südafrika, die einige der Optimisten zum Grübeln bringt und die Pessimisten bestätigt: Wie eigentlich immer zu befürchten war, kann die noch nicht ausreichend vorhandene Immunisierung weltweit jederzeit zu neuen Mutationen des Coronavirus führen, welches immer wieder eine neue Gefahr für die Welt darstellen kann. So ist es in Südafrika geschehen, wo nun die Variante B1.1.529 als „eindeutig sehr anders“ und „besorgniserregend“ bezeichnet wird. Inwiefern sie zu einer verstärkten Übertragung oder auch zu schwereren Verläufen als die noch vorherrschende Delta-Variante führt, wird noch zu untersuchen sein. Ebenfalls ist offen, ob und wie stark die bisherigen Impfstoffe einen Schutz gegen die Variante aufweisen. Vermutlich wird diese Mutation den neuen griechischen Buchstaben „Ny“ erhalten.

So scheint sich die Welt innerhalb weniger Stunden deutlich verändert zu haben: Der grundsätzlich vorhandene Konjunkturoptimismus, zumindest nach den schwierigen Wintermonaten dann in 2022 einen Konjunkturaufschwung zu bekommen, ist erstmal wieder etwas in Frage gestellt. Wie gefährlich ist diese neue Mutation genau? Wurde gestern noch über die viel zu hohen Inflationsraten in den USA und Europa diskutiert, welche ein zügigeres Gegensteuern der Notenbanken zwingend erforderlich machen werde, könnte die neue Variante vielleicht das gesamte generell optimistische Konjunkturbild wieder verändern. Erste Maßnahmen: Flüge in Richtung südliches Afrika werden sofort gestrichen, die Region wird Hochrisikogebiet. Noch kennt man die genauen Folgen für die Welt nicht, doch die Unsicherheit – nicht nur auf den Finanzmärkten – ist heute Morgen eindeutig wieder zurückgekehrt. Für die Investoren heißt es zurück in den Risk-Off-Modus!

Die Finanzmärkte reagieren heute Vormittag schon massiv: Die Aktienmärkte geraten – vielfach gestern noch nahe ihrer Allzeithochs – unter deutlichen Abgabedruck. So fiel der Dax von gestern über 15.900 um 4% bis auf unter 15.400 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel von gestern -0,25% auf -0,32%, die Rendite zehnjähriger US-Treasuries von 1,63% auf bis zu 1,51%. Insbesondere die kurzen und mittleren Laufzeitenbereiche der US-Zinskurve kamen massiv zurück und preisten rasant die ohnehin unseres Erachtens übertriebenen Zinsanhebungserwartungen teilweise wieder aus. Entsprechend konnte sich der Euro nach der seit Ende Oktober durchgehend anhaltenden Abwärtstendenz bis unter 1,12 USD marginal auf 1,1250 USD erholen.

Das alles geschieht am ohnehin als „Black Friday“ bezeichneten Freitag, einen Tag nach dem gestrigen „Thanksgiving“-Feiertag. Normalerweise bezieht sich „Black Friday ja auf die schwarze Zahl in der Kasse der Einzelhändler, aber heute… So dürfte Einigen am heute in den USA vielfach genutzten Brückentag der gestern verspeiste Truthahn besonders schwer im Magen liegen.

Fazit: An diesem dunklen Novemberfreitag, dem „Black Friday“, einen Tag nach „Thanksgiving“, dürften Vielen die gestern verspeisten Truthähne schwer im Magen liegen: Denn die in Südafrika entdeckte Coronavariante B1.1.529 könnte im schlimmsten Fall ansteckender und gefährlicher sein und die Impfungen weniger wirkungsvoll werden lassen. Das gilt es zwar noch zu untersuchen, aber die Finanzmärkte reagierten bereits massiv mit Aktienkursrückgängen. Risk Off ist wieder eingeschaltet, und die Suche nach Safe Haven ließ die Renditen der Benchmarkanleihen wieder tiefer rauschen. Im Grunde kann bislang nur wenig zur neuen Corona-Variante gesagt werden, doch die Verunsicherung ist erstmal groß!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!