DAX springt über die Marke von 13.000 Punkten: Die Schwäche der Anderen! - Nord LB Kolumne

Im Schlepptau der US-Börsen – beim US-Leitindex S&P 500 ist jüngst wieder der Stand von 3.400 Zählern in den Fokus gerückt – konnte der deutsche Blue-Chip-Index DAX heute im frühen Handel wieder über die Marke von 13.000 Punkten springen. Die aktuell sehr positiven Entwicklungen an den chinesischen Börsen haben sicherlich auch geholfen. So notiert der CSI 300 nach den heutigen Gewinnen wieder sehr klar oberhalb von 4.500 Zählern. Die Marktteilnehmer blicken offenkundig ziemlich optimistisch auf die globale Ökonomie und scheinen auf ein starkes Wirtschaftswachstum im 2. Halbjahr zu hoffen.

In der Tat hatte es jüngst positive Wirtschaftsdaten aus China und den USA gegeben, die an den Börsen auch Hoffnungen auf ein vielleicht doch nicht ganz so schwaches Wachstum im 1. Halbjahr geweckt hatten. In China war die Wirtschaft im II. Quartal deutlich angesprungen, und in den Vereinigten Staaten hatte sich im Juni eine überraschend erfreuliche Entwicklung bei den Einzelhandelsumsätzen gezeigt.

Auch die Presseberichte zu den Verhandlungen über die Ausgestaltung und Finanzierung der Coronavirus-Hilfsmaßnahmen der EU werden von den Investoren als stützend für die Kurse an den globalen Aktienmärkten gewertet. Auf dem EU-Sondergipfel in Brüssel hatte es zwar schon die erwarteten kontroversen Diskussionen gegeben – die bereits zuvor bekannten Konfliktlinien zwischen den Niederlanden, Österreich, Dänemark, Schweden und Finnland auf der einen Seite und Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien auf der anderen Seite scheinen sich bei den Diskussionen in der Tat sehr klar gezeigt zu haben – nach einem sehr turbulenten Wochenende geht der Gipfel nun aber doch in die nächste Verlängerung. Medienberichten folgend rückt eine Einigung inzwischen immer näher. Als Kompromiss scheint eine Lösung möglich, bei der nur knapp unter 400 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuschüsse in die von der Coronavirus-Krise besonders stark belasteten Länder der EU fließen sollen. Diese Nachricht wird an den Börsen offenkundig als positive Entwicklung gewertet.

Angesichts der ausgeprägten Zuversicht der Marktteilnehmer könnten negative Nachrichten nun aber sehr schnell wieder zu Belastungen der Kurse der Dividendenpapiere führen. In der Tat gibt es einige mögliche Belastungsfaktoren. Der politische Konflikt zwischen China und den USA, der drohende harte Brexit, die weiterhin hohen Infektionszahlen mit dem Coronavirus in den Vereinigten Staaten und die Kontroversen zwischen London und Peking müssen von den Anlegern in jedem Fall genau im Auge behalten werden.

Zudem spricht inzwischen wohl vor allem das niedrige Zinsniveau für die Asset-Klasse Aktien. Anlagealternativen werden daher von den Investoren fast schon verzweifelt gesucht. Dieses Faktum spricht natürlich für die Dividendenpapiere. Die Schwäche anderer ist aber selten ein Zeichen für eigene nachhaltige Stärke.

Fazit: Der DAX konnte heute im frühen Handel wieder über die psychologisch wichtige Marke von 13.000 Punkten springen. Anleger suchen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus aktuell nach zumindest halbwegs attraktiven Anlagemöglichkeiten. Die Schwäche anderer ist aber selten ein Zeichen für eine wirklich nachhaltige eigene Stärke. Insofern scheint unserer Auffassung nach nun zunehmend mehr Vorsicht angebracht zu sein.

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