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Orwells Alptraum bald Realität in China? - Commerzbank Kolumne

23.10.2019 10:02 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Filipe Frazao / shutterstock.com.

In China existieren derzeit über 40 „Sozialkreditpunktesysteme“ - einige davon wurden von Konzernen implementiert, viele stammen von staatlichen Stellen. Die Regierung will die von öffentlichen Institutionen installierten Programme zu einem allmächtigen Algorithmus zusammenfassen. Ein niedriger Kredit-Score hat dabei massive Auswirkungen auf den entsprechenden Bürger - bis hin zu Flugverboten, Verweigerung eines Studienplatzes oder sogar Job-Verlust. Doch nicht nur die Bürger werden zunehmend gläsern, auch die Unternehmen müssen sich vermutlich schon ab dem nächsten Jahr einer Big-Brother-Datenbank unterwerfen, die von Künstlicher Intelligenz ausgewertet wird. Dabei werden sämtliche Aspekte der Geschäftsaktivitäten überwacht. Dies sollte u.a. zu einer Reduzierung der Mängel im Arbeitsschutz, einer höheren Zahlungsmoral und einer geringeren Umweltbelastung führen. Unternehmen, die sich regelkonform verhalten und somit eine hohe Punktzahl im Bewertungssystem erhalten, können u.a. mit niedrigeren Steuersätzen, günstigeren Kreditbedingungen und einem besseren Marktzugang rechnen. Verfehlungen führen zu schlechteren Konditionen bis hin zu einem völligen Marktausschluss (also analog zu den schwarzen Listen in den USA). Problematisch ist jedoch die hohe Intransparenz bezüglich der Wirkungsweise des Systems, der einzelnen Kriterien und ihre Gewichtung etc. Dies stellt nicht nur einen großen Unsicherheitsfaktor dar, sondern ermöglicht auch einen wettbewerbsverzerrenden Missbrauch seitens des Staates. Insbesondere die deutschen Autobauer gelten als besonders exponiert, da sie bspw. auf ein riesiges Netzwerk an Zulieferern angewiesen sind, die jedoch nur eingeschränkt von den Autoherstellern überwacht werden können. Zudem ist es kein Geheimnis, dass China u.a. im Autosektor Weltmarktführer werden will. Mit diesem System hat es ein machtvolles Werkzeug in der Hand, dies in seinem Sinne proaktiv zu gestalten.

Anleihen

Frankreich: Geschäftsklima, Insee (Okt.), 08:45 Uhr

In Deutschland ist die Ansicht sehr verbreitet, die Geldpolitik der EZB würde mehr Schaden anrichten als Nutzen generieren: Vermögenswerte werden aufgebläht und dadurch die Vermögensungleichheit erhöht, junge Menschen können aufgrund der niedrigen Zinsen dagegen nur viel langsamer als früher ein Vermögen aufbauen. Und schließlich belasten die negativen Zinsen die Banken, da sie nur zu einem Teil an die Kunden weitergegeben werden können. Der monatliche „Benk Lending Survey“ macht jedoch auch die erwünschten, positiven Effekte der laschen Geldpolitik sichtbar: So wurden laut der gestern veröffentlichten Oktoberumfrage die Kreditvergabestandards seitens der Banken weiter gelockert. Auch die Kreditvergabe wurde ausgeweitet. Zudem sind die Liquiditätspositionen der im Euroraum ansässigen Banken durch die Anleihekäufe angestiegen. Zum Thema Geldpolitik passt auch die Meldung, dass die Bundesregierung vorgeschlagen wird, die aus Protest zurückgetretene Sabine Lautenschläger durch Isabel Schnabel im EZB-Rat zu ersetzen. Sie ist Professorin an der Universität Bonn und Mitglied im Sachverständigenrat (Fünf Wirtschafts-weise). Frau Schnabel hat sich zwar auch wie Frau Lautenschläger gegen die neuen Lockerungsmaßnahmen ausgesprochen, insgesamt ist ihre Haltung zur Geldpolitik der EZB aber weniger kritisch. Die Stimmung am US-Immobilienmarkt hat sich im Jahresverlauf schrittweise erholt. Die Zahl der im September verkauften Bestandsimmobilien (existing home sales) ging nach den guten Augustzahlen mit -2,2% stärker zurück als erwartet. Insgesamt ist aber ein leichter Aufschwung bei den Bauinvestitionen spürbar. Das britische Parlament hat gestern Abend in zwei Abstimmungen einerseits Zustimmung zu dem neuen Brexitplan signalisiert, andererseits aber Johnsons Zeitplan abgelehnt.

Aktien

ABB, Ergebnis Q3
Saipem, Ergebnis Q3
AT&T, Boeing, Caterpillar, Ergebnis Q3
eBay, Ford, Paypal, Ergebnis Q3
Microsoft, Ergebnis Q1

Die europäischen Aktienbörsen zeigten sich nach dem positiven Wochenauftakt auch am folgenden Handelstag weitestgehend stabil, allerdings fehlten auch die Impulse für weitere spürbare Kursavancen. Die Anleger blieben weiter im Spannungsfeld zwischen der Hoffnung auf weitere positive Tendenzen im Handelsstreit zwischen USA und China sowie der Ungewissheit, ob der britische Premierminister das Gesetz zur Ratifizierung seines EU-Vertrags im Eiltempo durch das Parlament bringen kann. Im Dax 30 standen die Aktien des Automobilzulieferers Continental (+4,1%) im Fokus, die nach der Nachricht der Abspaltung des Geschäftsfelds Antriebstechnik sowie nach vorläufigen Quartalszahlen eine wahre Achterbahnfahrt vollzogen und letztendlich mit klarem Ab-stand die stärkste Entwicklung im Auswahlindex aufwiesen. Deutlich unter Druck standen hingegen die Anteilscheine von FMC (-5,9%) und der Mutter Fresenius (-2,7%). Hier belastete ein Analystenkommentar, der in Frage stellte, dass FMC seine Jahresziele erreichen wird. Im MDax profitierten die Titel der Software AG (+7,8%) von einem überraschend starken Quartalsergebnis. Im EUROSTOXX 600 legte insbesondere der Sektor Öl & Gas (+1,2%) zu, während Reise & Freizeit (-1,0%) schwächer tendierte. In den USA nimmt die Berichtssaison weiter Fahrt auf, allerdings sorgten hier die weiter bestehenden Unsicherheiten für leichte Kursrückschläge. Im Fokus standen die Aktien von Biogen (+26,1%, starke Quartalszahlen und Fortsetzung des Zulassungsprozesses für ein Alzheimer-Mittel). Deutlich unter Druck geriet im Branchenvergleich der IT-Sektor (-1,4%). Auch die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen in der Breite schwächer.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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