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ZEW-Umfrage - Brexit-Chaos und Chinas Konjunkturflaute lasten auf Stimmung - Nord LB Kolumne

22.01.2019 12:14 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Immersion Imagery/ shutterstock.com.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat soeben die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter gut 200 Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern veröffentlicht. Demnach haben die Konjunkturerwartungen zum Jahresauftakt leicht um 2,5 Saldenpunkte zulegen können, befinden sich aber mit -15,0 Punkten weiterhin klar im negativen Bereich. Zugleich wird die aktuelle Lage von den Finanzmarktexperten nochmals erheblich schlechter beurteilt. Hier kam es zu einem ausgeprägten Rückgang um 17,7 auf nur noch 27,6 Saldenpunkte. Für die Eurozone blieben die Konjunkturerwartungen weitgehend unverändert.

Mit der deutlichen Korrektur der Lageeinschätzung folgen die Finanzmarktexperten den zuletzt recht schwachen Konjunkturdaten. Das BIP-Wachstum war 2018 mit real 1,5% zwar zufriedenstellend, jedoch so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Insbesondere die Industrieproduktion litt im zweiten Halbjahr 2018 unter einer Schwächephase. Dies ist jedoch auf Sonderfaktoren (WLTP, niedrige Pegelstände) zurückzuführen. Diese Sondereffekte haben das Ausmaß der konjunkturellen Abkühlung überzeichnet. Die Auftragseingänge deuten zumindest für die Automobilhersteller eine Erholung an. Leichte Aufholeffekte sind zu erwarten, jedoch aufbauend auf einem flacheren konjunkturellen Grundtrend. Die Phase der Hochkonjunktur ist damit vorbei.

Neben einer sich abschwächenden globalen Konjunktur – unterstrichen durch die spürbare Wachstumsverlangsamung in China – belasten auch der US-Shutdown sowie das Brexit-Chaos im britischen Parlament die Stimmung. Theresa May versucht Plan A als Plan B zu verkaufen, während sich die Parlamentarier im House of Commons lediglich darauf einigen können, was sie alles nicht wollen. Ohne die Bereitschaft, endlich von den vor allem machttaktisch motivierten Ränkespielen Abstand zu nehmen und im Interesse des Vereinigten Königreichs konstruktiv einen fairen Kompromiss auszuhandeln, wird Großbritannien auf einen harten Brexit zusteuern. Die hiermit verbundenen erheblichen ökonomischen Belastungen träfen vor allem für das Vereinigte Königreich, können aber noch abgewendet werden, auch wenn die Zeit allmählich knapp wird.

Zudem sind die von Donald Trump vom Zaun gebrochenen Handelskonflikte mit China und der EU nicht gelöst. Die EU scheint zu einer umfassenden Neuordnung der tarifären Handelsbedingungen im Industriesektor bereit. Trump scheint jedoch eine stärkere Öffnung der EU für US-Agrarprodukte anzustreben, was von der EU bislang abgelehnt wird. Eine Verlängerung des Waffenstillstands der USA im Konflikt mit China könnte Trump dafür nutzen, sich wieder stärker auf Europa zu fokussieren – was sicher keine gute Perspektive darstellt.

Die gute Nachricht ist, dass die Konjunkturerwartungen zumindest nicht weiter gesunken sind. Offensichtlich waren die hohen Risiken für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung bereits weitgehend eingepreist. Auch der DAX notiert inzwischen wieder über der Marke von 11.000 Punkten. Sofern massive Schocks ausbleiben, sollte sich die Binnennachfrage in Deutschland als robust genug erweisen, um ein Wachstum von 1,3% im laufenden Jahr zu ermöglichen.

Fazit: Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Januar leicht verbessert. Dies muss jedoch vor dem Hintergrund einer deutlich schlechteren Lageeinschätzung der befragten Finanzmarktexperten gesehen werden. Letztere folgt den schwachen Konjunkturdaten im zweiten Halbjahr 2018, insbesondere aus der deutschen Industrie. Die gute Nachricht ist, dass trotz der hohen globalen Risiken (Handelskonflikte, Brexit, Italien, Shutdown) die Erwartungen sich nicht weiter verschlechtert haben. Die Binnennachfrage sollte robust genug sein, um das Wachstum im Jahr 2019 zumindest in der Nähe des Potenzialpfades halten zu können.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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