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Deutscher Arbeitsmarkt verliert etwas Schwung, Fachkräftemangel bremst Produktion - Nord LB Kolumne

31.07.2018 11:12 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Zapp2Photo / shutterstock.com.

Soeben veröffentlichte die Bundesagentur für Arbeit die Arbeitsmarktzahlen für den Berichtsmonat Juli. Saisonbereinigt waren im Vormonatsvergleich rund 6.000 Personen weniger als arbeitslos registriert. Die Verbesserung setzte sich somit im abgelaufenen Monat fort, wenngleich mit etwas geringerer Dynamik als erwartet. Die entsprechende Quote verharrte bei 5,2%. Dennoch bleibt die stetige Verbesserung der Jobsituation neben deutlicheren Lohnsteigerungen ein wichtiger Faktor für die robuste Binnennachfrage in Deutschland.

Auch die von der Öffentlichkeit stärker beachtete nicht saisonal bereinigten Arbeitslosenzahlen verdeutlichen die grundsätzlich positive Entwicklung. Zwar erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um 49.000 im Vergleich zum Vormonatswert auf 2,325 Mio. Personen. Ein Anstieg ist im Juli aber nicht unüblich, da sich viele ehemalige Schülerinnen und Schüler vorübergehend arbeitslos melden, bevor sie im August eine Ausbildung oder zum Wintersemester ein Studium beginnen. Gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat hat sich die Arbeitslosenzahl um fast 193.000 verringert.

Die weiter gefasste Unterbeschäftigung ist im Juli saisonbereinigt sogar um 12.000 gesunken. In der Unterbeschäftigung werden auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in rein kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitgezählt. Die Zahl von aktuell 3,258 Mio. Personen liegt um 242.000 unter dem Vorjahresmonat. Hierin wird die sukzessive Abnahme des Einsatzes der Arbeitsmarktpolitik in den letzten Monaten deutlich.

Viele Indikatoren unterstreichen die anhaltend gute Verfassung des deutschen Arbeitsmarkts und deuten eine Fortsetzung des positiven Trends an. So hat sich die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften ausgehend von einem sehr hohen Niveau nochmals gesteigert. Dies belegt auch der Stellenindex BA-X der Agentur, der im Juli um zwei Punkte auf einen Wert von 256 Punkten stieg. Die Zahl der offenen Stellen erreicht im Juli mit 823.000 einen Rekordwert im wiedervereinigten Deutschland. In die gleiche Richtung hatte bereits das ifo-Beschäftigungsbarometer gewiesen, das im Juli mit 104,1 Punkten auf dem Vormonatswert und damit in der Nähe des Höchststandes verharrte.

Hintergrund der guten Arbeitsmarktzahlen ist die trotz aller Widrigkeiten noch immer gute konjunkturelle Verfassung in Deutschland. Im ersten Halbjahr hat sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland und der Eurozone zwar verlangsamt, allerdings ausgehend von einer sehr dynamischen Entwicklung bis Ende 2017. Das nun etwas geringere Tempo beim Abbau der Arbeitslosigkeit ist denn auch eher die Folge des Fachkräftemangels als einer konjunkturellen Abkühlung. Unternehmen berichteten zuletzt verstärkt von Problemen, offene Stellen zu besetzen. Angesichts des rekordhohen Auslastungsgrades von rund 88% hat sich zuletzt der Anteil der Unternehmen, die ihre Produktion wegen des Mangels an Arbeitskräften drosseln mussten, dramatisch erhöht. Auch vor diesem Hintergrund erscheint uns inzwischen ein Wirtschaftswachstum von „nur“ noch rund 2 Prozent in diesem Jahr als realistisch.

Fazit: Der deutsche Arbeitsmarkt hat im Juli seinen Aufwärtstrend fortgesetzt, allerdings ein wenig an Dynamik eingebüßt. Zwar waren mit 2,325 Mio. Personen 49.000 mehr als arbeitslos registriert als im Vormonat, dies geht jedoch auf den üblichen Juli-Effekt zurück. Die Arbeitskräftenachfrage bleibt auf Rekordniveau, zunehmend bleiben offene Stellen aber unbesetzt. Die deutsche Konjunktur wurde durch den Mangel an Arbeitskräften auf dem Hochpunkt im aktuellen Zyklus ausgebremst. Ohne Gegenmaßnahmen droht der Fachkräftemangel aufgrund der demographischen Entwicklung zur größten Belastung für das Wachstumspotenzial Deutschlands im kommenden Jahrzehnt zu werden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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