4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

DAX - Aktienindex

Deutsche Wirtschaft mit geringerer Dynamik in Q1 – Sonderfaktoren belasten - Nord LB Kolumne

15.05.2018 14:49 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Immersion Imagery/ shutterstock.com.

Das Statistische Bundesamt hat heute Morgen eine erste Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2018 veröffentlicht. Demnach hat sich die Wachstumsdynamik zum Jahresauftakt erwartungsgemäß deutlich verringert. Die Wirtschaftsleistung legte saisonbereinigt nur noch um 0,3% Q/Q zu. Gegenüber der Vorjahresperiode ergibt sich ein Anstieg um 2,3% bzw. ohne Arbeitstagebereinigung um 1,6%. Dies entspricht exakt unserer Prognose.

Zwar veröffentlichten die Statistiker im Rahmen der ersten Vorausschätzung wie üblich noch keine Details zur Entwicklung der Komponenten, gaben aber gleichwohl einige grobe Hinweise. Demnach gingen positive Impulse vor allem von den Bau- und Ausrüstungsinvestitionen aus. Der private Konsum legte nur leicht zu, während die Staatsausgaben erstmals seit fünf Jahren leicht dämpfend gewirkt haben. Auch die Nettoexporte dürften leicht gebremst haben.

Dass sich die Wachstumsdynamik zum Jahresbeginn deutlich verringern würde, hatte sich bereits angekündigt. Eine Vielzahl an Konjunkturindikatoren zeigte in den ersten drei Monaten eine unerwartete Schwäche. Die realen Einzelhandelsumsätze gingen um 0,8% Q/Q zurück. Auch der Außenhandel hat seit dem Jahreswechsel an Schwung verloren. Zudem stagnierten die Industrie- und die Bauproduktion im ersten Quartal, während die Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe einen deutlichen Rückgang der Neuaufträge (-2,1% Q/Q) verzeichneten.

Zur Einordnung der heutigen Zahlen des Statistikamtes muss aber daran erinnert werden, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal durch einige Sonderfaktoren belastet wurde. Hierzu gehören die zeitweise ungewöhnlich schlechten Witterungsverhältnisse ebenso wie der Ausfall vieler Arbeitsstunden durch die starke Grippewelle und die Lage der Ferien. In einem Umfeld stark ausgelasteter Kapazitäten zieht dies schnell eine Drosselung der Produktion nach sich. Für das laufende Frühjahrsquartal zeichnet sich aber bereits wieder eine Wachstumsbeschleunigung ab, wofür neben Nachholeffekten auch der hohe Auftragsbestand der Industrieunternehmen, die kräftige Baunachfrage sowie die anhaltend positive Entwicklung am Arbeitsmarkt sprechen. Wir halten daher für das Gesamtjahr 2018 an unserer Konjunkturprognose von 2,3% fest.

Zwar haben sich in den vergangenen Monaten die Frühindikatoren ebenfalls eingetrübt, dennoch würden wir die Abkühlung im ersten Quartal eher als temporäre Schwächephase interpretieren. Angesichts des immer virulenter werdenden (Fach-)Kräftemangels ist jedoch davon auszugehen, dass der Wachstumspfad etwas flacher als im vergangenen Jahr verlaufen wird. Mit dem US-Handelskonflikt, dem Brexit und nun auch noch der Aussicht auf eine Populistenregierung in Italien bestehen zudem mehrere Risikofaktoren für die Konjunktur. Die EZB dürfte daher vorerst noch etwas auf Zeit spielen und einige weitere Wirtschaftsdaten abwarten. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht gibt es Stand heute aber keine Notwendigkeit, von dem ohnehin sehr langfristig angelegten, graduellen Pfad in Richtung auf eine geldpolitische Normalisierung abzuweichen.

Fazit: Die deutsche Wirtschaft hat zum Jahresauftakt erwartungsgemäß an Dynamik eingebüßt. Das reale BIP legte im ersten Quartal saison- und kalenderbereinigt um 0,3% gegenüber dem Vorquartal zu. Wachstumsimpulse gingen vor allem von den Investitionen aus, während die Nettoexporte gebremst haben. Die deutsche Wirtschaft wurde jedoch im ersten Quartal von einigen Sonderfaktoren belastet, so dass bereits im Frühjahr Aufholeffekte wahrscheinlich sind. Für das laufende Jahr halten wir daher vorerst an unserer Wachstumsprognose in Höhe von 2,3% fest, trotz der bekannten Risikofaktoren und der zuletzt schwächeren Frühindikatoren. Die EZB sollte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, denn bislang gibt es keinen Anlass, vom schrittweisen Exitplan abzuweichen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - DAX - Aktienindex

13.01.2023 - Bayer, DAX, DEWB, K+S und TUI - 4investors Aktien Top-News ...
23.08.2022 - Aktien: DAX, Evotec, K+S, Nel ASA und Nordex - 4investors Top-News ...
21.01.2022 - In eigener Sache: Sieht zwar neu aus, ist aber immer noch 4investors drin! ...
08.09.2021 - DAX: Wird das eine große Dreiecksformation? - UBS ...
06.09.2021 - DAX-Indizes: Das große Stühlerücken - von About You und Airbus bis Zalando un ...
23.08.2021 - BioNTech, Francotyp-Postalia, Novavax und Finanzmarkt aktuell - das 4investors-W ...
28.06.2021 - DAX: Entscheidende Tage brechen an - UBS ...
23.03.2021 - Börsen Frankfurt und München: Am 1. April wird gehandelt - trotz neuer COVID-1 ...
25.01.2021 - DAX: Bullen noch nicht unter Druck - UBS ...
15.10.2020 - DAX: 50er-EMA weiter im Fokus - UBS-Kolumne ...
06.07.2020 - AirBnB, Skype: Kannibalisiere Dich selbst, oder Du wirst kannibalisiert! - Podca ...
26.11.2019 - Momentum: Eine häufig unbeachtete Strategie ...
18.06.2019 - ifo Institut bestätigt die Konjunkturprognose - aber nur für 2019 ...
06.09.2018 - DAX-Indizes: Das große Wechselspiel - Steinhoff bleibt im SDAX ...
05.09.2018 - Bundeskanzlerin Merkel: Große Unterstützung für den Finanzstandort Frankfurt ...
24.11.2017 - ifo Index erklimmt neues Rekordhoch ...
23.10.2017 - Digitalisierung, Immigration und der Wolfahrtsstaat - 4investors Livestream - he ...
16.10.2017 - 4investors-Livestream: Entwicklung des Kapitalmarkts in der Europäischen Union ...
25.07.2017 - Deutsche Wirtschaft „unter Volldampf” - ifo-Index steigt auf neuen Rekordwer ...
10.07.2017 - GBC: Anleger profitieren vom Wissen der Insider - Interview ...

DGAP-News dieses Unternehmens

18.08.2020 - DAX: Kommt der Ausbruch über 13.200 oder folgt ein deutlicher ...