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Jamaika gescheitert – was sind die Folgen für Kapitalmärkte und Wirtschaft - Commerzbank Kolumne

21.11.2017 09:56 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Teodor Ostojic / shutterstock.com.

Überraschend sind die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und den Grünen in der Nacht zum Montag von der FDP abgebrochen worden. Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Möglich sind immer noch 1.) die Bildung einer großen Koalition, dazu müsste die SPD aber eine Kehrtwende hinlegen, 2.) die Bildung einer Minderheitsregierung oder 3.) Neuwahlen. Ziemlich unwahrscheinlich, aber möglich wäre es, dass die FDP an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Man kann es drehen und wenden wie man will, das Wahrscheinlichste aus heutiger Sicht sind Neuwahlen. Was sind die Folgen für die deutschen Wirtschaft und die Kapitalmärkte? Die Marktbewegungen zu Wochenbeginn waren überschaubar: Die europäischen Aktienmärkte, allen voran der Dax-Index, eröffneten schwächer, erholten sich im Tagesverlauf aber. Der Euro sackte von 1,18 USD auf fast 1,172 USD kurzzeitig ab, holte den Kursverlust aber schon am frühen Vormittag wieder auf. Die Unsicherheit ist jetzt groß. Merkel hatte nach der Wahl Emmanuel Macrons zum französischen Präsidenten Unterstützung für seine Pläne einer Vertiefung der Integration der EU signalisiert. Eine Jamaika-Koalition wäre aufgrund der FDP wahrscheinlich abweisender mit den Integrationsbestrebungen umgegangen. Jetzt wird eine Regierungsbeteiligung der FDP unwahrscheinlicher, was den Euro unterstützen könnte. Die Folgen für die deutsche Wirtschaft halten sich in Grenzen, denn sie befindet sich in einer ungewöhnlich robusten Verfassung. Ihre Wettbewerbsfähigkeit ist hoch und die expansive Geldpolitik der EZB facht die Nachfrage an. Zuletzt sind insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen wieder deutlich angestiegen. Man kann in diesem Umfeld nicht davon ausgehen, dass Investitionen wegen der Unsicherheit in der Politik zurückgefahren werden.

Anleihen

USA: Verkäufe bestehender Häuser (Okt.), 16:00 Uhr

Der Abbruch der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen führte nur zur Börseneröffnung zu steigenden Kursen bei Bundesanleihen. Da gestern keine marktrelevanten Daten anstanden, fehlten dem Markt die Impulse für weitere Kursänderungen. Der Euro tendierte gegenüber dem US-Dollar schwächer und verlor im Vergleich zum Freitagsschluss fast einen Cent. Wie sieht die politische Lage in Deutschland nun aus? Acht Wochen nach der Bundestagswahl ist es unklar, wie es weitergeht. Sofern die SPD nicht doch noch für eine sogenannte Große Koalition zur Verfügung steht, wäre eine Minderheitsregierung unter Führung Angela Merkels möglich. Dabei scheint die Nähe zwischen Grünen und CDU aktuell größer zu sein als zwischen CDU und FDP. Sollte weder eine Große Koalition noch eine Minderheitsregierung zu Stande kommen, bliebe als letzte Möglichkeit eine Neuwahl. Was bedeutet diese Situation für die Märkte? Falls sich eine positive Interpretation der politischen Lage durchsetzt und sich die Märkte bewusst machen, wie gut es um die deutsche Wirtschaft aktuell bestellt ist, müssten die kommenden Tage Entspannung bringen. Dies spräche für fallende Kurse bei Bundesanleihen und engere Risikoaufschläge bei Anleihen der Europeripherie. Denn eines zeichnet sich ab: Die FDP wird wohl keinen Einfluss auf eine Regierung mehr haben, solange es nicht zu Neuwahlen kommt. Für den Euro und die Europapolitik spricht dies für eine schleichende Vergemeinschaftung von Schulden und Risiken sowie mehr staatsgelenkte Investitionspolitik – ganz im Sinne von SPD und Grünen und natürlich vieler Südeuropäer und auch Frankreichs. Damit dürften zumindest bei Emmanuel Macron letzte Nacht die Champagnerkorken geknallt haben, äußerte er sich doch vor der Bundestagswahl wie folgt: „Wenn Angela Merkel sich mit den Liberalen verbündet, bin ich tot“.

Aktien

Hewlett Packard, Ergebnis Q4
Enel, Capital Markets Day
Innogy, Investorentag
Munich Re, Investorentag
Rheinmetall, Kapitalmarkttag (bis 22.11.)

Die europäischen Aktienbörsen haben sich zum Wochenauftakt von den gescheiterten Sondierungsgesprächen über eine Jamaika-Koalition in Deutschland nur kurzzeitig bremsen lassen. Vor allem am Nachmittag sorgte ein schwächerer Eurokurs für Unterstützung und somit dafür, dass ein erneuter Erholungsversuch gestartet werden konnte. Im deutschen Leitindex Dax 30 blieben letztendlich die Auswirkungen der Hängepartie in Berlin begrenzt. Mit an der Spitze der Kursliste standen die Aktien des Versorgers RWE (+2,8%), der somit die zuletzt belastenden Sorgen um einen früheren Braunkohleausstieg abstreifen konnte. Ein Potpourri an Nachrichten verhalf den Aktien von ProSiebenSat1 (+3,2%) zu einem Kurssprung. Spekulationen um eine Übernahme, die künftige Demission des langjährigen Konzernchefs Ebeling sowie eine Kaufempfehlung waren die Kurstreiber. Noch stärker entwickelten sich die Vorzugsaktien von VW (+4,2%) nachdem auf einer Analystenveranstaltung neue Finanz- und Dividendenzeile vorgestellt worden waren. Im EUROSTOXX 50 gaben nur Versicherungen (-0,4%) und Banken (-0,2%) leicht nach, während vor allem Automobile (+1,4%) und Baustoffe (+1,1%) fester tendierten. Im Schweizer Handel stachen die Aktien von Roche (+5,4%) hervor, nachdem der Pharmakonzern Erfolge bei klinischen Studien bekannt gegeben hatte. An der Wall Street sorgten positive Konjunkturdaten und der Konsolidierungsprozess im Halbleiterbereich dafür, dass die Anleger zuversichtlich blieben. Vor allem Telekommunikationstitel (+1,0%) konnten sich wieder etwas erholen An den asiatischen Börsen konnte sich die Erholung verstärkt fortsetzen, vor allem Finanzwerte standen dabei im Fokus.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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