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Geopolitische Spannung sorgt für Flucht in „sichere Häfen“ - Weberbank-Kolumne

01.09.2017 17:17 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Frederic Legrand - COMEO / shutterstock.com

Die bekannte Börsenweisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben, hat im Laufe dieses Jahres erneut ihre Daseinsberechtigung bewiesen. Die aufkommende Euphorie nach der Wahl Donald Trumps ist so schnell wie sie gekommen ist, auch wieder abgeklungen. Doch wie verhält es sich mit „geopolitischen Börsen“? Haben auch sie kurze Beine? Mit Blick auf den Nordkorea-Konflikt soll versucht werden diese Frage zu beantworten. Auch wenn Börsenweisheiten in gewissen Phasen ihre Berechtigung haben, muss Anlegern bewusst sein, dass die Politik nicht nur kurzfristige Strohfeuer auslöst, sondern darüber hinaus die grundsätzliche wirtschaftliche Entwicklung eines Landes und somit auch die langfristige Entwicklung der Finanzmärkte beeinflusst. Ein Blick auf die beiden Schwellenländer Brasilien und Indien bestätigt diese These. Zudem geht es in der heutigen Ausgabe um eine weitere Politik, die die Märkte im Bann hält – die Geldpolitik.

Mit „Feuer und Zorn“ hat Donald Trump Anfang August angekündigt, auf weitere Provokationen des nordkoreanischen Militärs zu reagieren. In dieser Woche kam jedoch schon die nächste Provokation Nordkoreas. Erstmals überflog eine Rakete unangekündigt Japan, was weltweit für großes Aufsehen sorgte. Was den Anlegern neben einem atomaren Konflikt insbesondere Sorgenfalten auf die Stirn treibt, sind Spannungen zwischen den USA und China. Denn Chinas Führung will aus geopolitischem Interesse einen Zusammenbruch der Regierung in Nordkorea verhindern. So war es nicht verwunderlich, dass nach der neuerlichen Eskalation Anleger ihre Investitionen in die „sicheren Häfen“ verlagerten. Insbesondere der Japanische Yen, der Schweizer Franken und Gold konnten davon profitieren. Interessant war jedoch zu beobachten, dass der US-Dollar, der üblicherweise als Hort der Sicherheit gilt, von dieser sich breitmachenden Risikoaversion nicht profitieren konnte. Er wertete auf ein neues Jahrestief von gut 1,205 US-Dollar gegenüber dem Euro ab. Doch ähnlich wie bei vorherigen Eskalationen des Nordkorea-Konflikts, wich die Sorge an den Märkten kurz darauf der Normalität und der US-Dollar sowie die Aktienmärkte erholten sich wieder. Man könnte also meinen, dass „geopolitische Börsen“ kurze Beine haben. Aber man sollte sich genauso vergegenwärtigen, dass weitere Eskalationsstufen die Bereitschaft der Anleger, risikoreichere Wertpapiere zu kaufen, längerfristig beeinträchtigen kann, was niedrigere Kursniveaus zur Folge hätte.

Schwellenländer auf Wachstumskurs

Solche risikoreicheren Wertpapiere sind beispielsweise Schwellenländeraktien. Diese haben sich jedoch inmitten dieser Spannungen bemerkenswert stabil gehalten. Ein Grund dafür ist, dass sich das konjunkturelle Umfeld in vielen dieser Länder sukzessive verbessert hat. In Indien beispielsweise hat zuletzt eine Steuerreform die Aufmerksamkeit der Anleger gefordert. Die Vereinheitlichung des dortigen komplexen Steuersystems hat zwar durch Umsetzungsschwierigkeiten kurzfristig zu einer Eintrübung der Wirtschaftsaktivität geführt. Die Unternehmensumfragen zeigen aber auch, dass die mittelfristige Wachstumserwartung angestiegen ist. Ein anderes Beispiel ist Brasilien. Das südamerikanische Land hat in den letzten Jahren eine tiefe Rezession durchlebt. Aber auch hier sind deutliche Verbesserungen zu erkennen, die den Anlegern wieder Zuversicht geben. Insbesondere die angestrebte Reform der Sozialsysteme sollte diesen eingeschlagenen positiven Trend weiter fortsetzen. Beide Beispiele verdeutlichen, wie politische Reformen längerfristig das Wachstum beeinflussen und über kurze Effekthascherei hinaus an den Finanzmärkten wirken können. Zu dem positiven makroökonomischen Bild kommt hinzu, dass auch das Gewinnwachstum bei den dortigen Unternehmen eine gute Dynamik aufweist, so dass wir Schwellenländeraktien und -anleihen derzeit in unseren Portfolios übergewichten.

Warten auf die Notenbanken

In den entwickelten Märkten stehen vor allem an den Rentenmärkten die Notenbanken im Zentrum des Interesses der Investoren. So auch Ende vergangener Woche, als wichtige Vertreter aus der Wirtschaft zu einem alljährlichen Symposium in den Bergen Wyomings (USA) zusammentrafen. Dabei waren auch der Chef der europäischen Zentralbank Mario Draghi und die Chefin der amerikanischen Zentralbank Fed Janet Yellen. Die Anleger versprachen sich von ihren Reden Hinweise für die kommenden Maßnahmen zum Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik. Doch die Erwartungen wurden enttäuscht. Weder Draghi noch Yellen gaben Details zur künftigen Geldpolitik ihrer Wirtschaftsregionen bekannt. Doch keine Antwort ist in diesem Fall auch eine Antwort. Denn dadurch, dass die Inflation in der Eurozone und den USA nicht die erwartete Dynamik aufweist, gehen wir davon aus, dass die geldpolitische Straffung behutsam und abhängig von kommenden Wirtschaftsdaten vollzogen werden wird, wodurch die Rentenmärkte eher weiter gestützt werden sollten.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Weberbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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