Behrens Anleihe: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“ - Neuemissionen

Schon 2011 hat die Joh. F. Behrens AG eine Anleihe herausgegeben, nun folgt eine zweite Emission eines festverzinslichen Wertpapiers. 7,75 Prozent Zinsen pro Jahr will die Gesellschaft für die Fünfjahresanleihe zahlen. Das Papier kann vom heutigen Montag bis zum 9. November gezeichnet werden, anschließend soll die Anleihe an der Frankfurter Börse im Entry Standard gehandelt werden. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de spricht Tobias Fischer-Zernin, Vorstandschef des Unternehmens, über die Planungen und Aussichten und erklärt, wofür die Gesellschaft den Emissionserlös von bis zu 25 Millionen Euro nutzen will.


www.4investors.de: Das Unternehmen Joh. F. Behrens wird nicht jedem Investor sofort etwas sagen. Was machen sie?

Fischer-Zernin: Die Joh. F. Behrens AG ist einer der europaweit marktführenden Hersteller von Werkzeugmaschinen für Befestigungsmittel (druckluft- und gasbetriebene Nagel- und Klammergeräte) für Holz und holzähnliche Werkstoffe. Wir positionieren uns dabei als Systemanbieter für Befestigungsgeräte und -material für die holzverarbeitende Industrie, Bauindustrie und Logistik. Unsere Marken "BeA" und "Reich" sind branchenweit bekannt und stehen für Spitzenprodukte der Befestigungstechnik, die sich durch innovative Technologien, höchste Qualitätsstandards und moderne Fertigungsmethoden auszeichnen. Die Behrens-Gruppe besteht seit über 100 Jahren und hat ihren Hauptsitz in Ahrensburg, der Vertrieb erfolgt über Tochter- und Beteiligungsunternehmen in Europa und Übersee in mehr als 40 Ländern. Weltweit beschäftigt die Behrens-Gruppe über 400 Mitarbeiter. Eine wesentliche Stärke der Behrens-Gruppe ist neben dem innovativen Produktangebot, das kontinuierlich optimiert und erweitert wird, die ausgeprägte Servicephilosophie.

www.4investors.de: 2011 haben sie eine Anleihe aufgelegt, jetzt steht eine neue Anleihe an. Dient das frische Geld einzig dem Ablösen der alten Anleihe aus 2011?

Fischer-Zernin: Wir möchten in der Tat mit der neuen Unternehmensanleihe eine vorzeitige Refinanzierung der Anleihe 2011/2016 durchführen. Wir haben auf Basis unserer guten Geschäftsentwicklung in 2014 und 2015 einen Finanzierungsmix für das Unternehmen entwickelt, der eine Reduzierung des Anleihevolumens um 5 Millionen Euro im Vergleich zur ersten Anleihe ermöglicht. Damit tragen wir dem Plan der langfristigen Entschuldung und des Eigenkapitalaufbaus sukzessive Rechnung und stellen unsere Finanzierung auf eine breitere und ausgewogenere Basis.

www.4investors.de: Der Markt für Anleihen ist derzeit nervös. Welche Argumente sprechen dafür, dass ihre Anleihe erfolgreich platziert werden kann?

Fischer-Zernin: Die Behrens AG hat bereits vor knapp fünf Jahren erfolgreich eine Anleihe platziert, seitdem regelmäßig und zuverlässig die Zinsen gezahlt und ihren Anlegern damit eine gute Rendite ermöglicht. Das Unternehmen hat sich positiv entwickelt und verfügt über eine hervorragende Marktposition, ein qualitativ hochwertiges Produktportfolio und ein internationales Distributionsnetz. Die Aussichten für die zukünftige Geschäftsentwicklung schätzen wir als sehr positiv ein und sehen die Anleihe 2015/2020 daher als attraktives Investment und auch als attraktive Umtauschmöglichkeit für bereits investierte Anleiheinhaber.

Behrens hat möglichen neuen Hausbankenkredit im Rücken

www.4investors.de: Gibt es einen Plan B, falls die neue Anleihe nicht das erforderliche frische Kapital einbringt?

Fischer-Zernin: Wir haben natürlich unsere Hausaufgaben gemacht und uns frühzeitig um die anstehende Refinanzierung der Anleihe 2011/2016 gekümmert. Im Sinne einer nachhaltigen Finanzierung, der Entlastung von Fälligkeiten und der Laufzeitdifferenzierung haben wir uns insgesamt deutlich breiter aufgestellt. Sollte die neue Anleihe nicht in vollem Umfang von 25 Millionen Euro platziert werden, wovon wir nicht ausgehen, haben wir adäquate alternative Finanzierungsangebote vorliegen.

www.4investors.de: Laut Geschäftsbericht 2014 haben sie mit fünf Banken einen Konsortialkredit abgeschlossen, der bis Ende 2015 läuft. Wurde dieser bereits verlängert?

Fischer-Zernin: Ja, wir haben bereits die Neuvereinbarung der Bank-Kreditlinien über den 31.12.2015 hinaus erreicht. Das bisherige Bankenkonsortium wird aufgelöst und mit unserer Hausbank aus dem Kreis der bisherigen Konsortialbanken ist eine neue Kreditlinie ab dem 01.01.2016 vereinbart worden, die unter der Bedingung steht, dass unsere Finanzierung mindestens bis Ende 2016 gesichert ist, und damit unter anderem von der erfolgreichen Begebung der Schuldverschreibungen abhängig ist. Im Rahmen der neuen Bankenfinanzierung wurden marktübliche Covenants vereinbart und bisher noch gebundene Sicherheiten aus dem Sachanlagevermögen werden freigegeben.

www.4investors.de: Sie haben unter anderem Joint Ventures in Russland und Brasilien. Beide Länder werden derzeit von Problemen heimgesucht. Merken sie dies?

Fischer-Zernin: In der Tat bemerken wir die schwierige wirtschaftliche Situation in beiden Ländern. Der Absatz unserer Produkte ist in beiden Ländern deutlich rückläufig, es lässt sich bereits ein gewisses Wachstum gegenüber den ersten Quartalen sehen. Allerdings ist der Umsatzanteil dieser Länder recht überschaubar, so dass der Einfluss auf die Behrens-Gruppe begrenzt ist.

www.4investors.de: Deutschland ist mit einem Umsatzanteil von mehr als 40 Prozent ihr wichtigster Markt. Gibt es Anzeichen, dass sich der Exportanteil vergrößert?

Fischer-Zernin: Unsere Umsatzverteilung wird sich in den nächsten Jahren verschieben. Obwohl wir in Deutschland auch gut Zuwächse erzielen, wachsen doch unsere ausländischen Vertriebsgesellschaften deutlich schneller. Der Export aus unserem Standort Ahrensburg heraus verliert langsam immer mehr an Bedeutung, der Vertrieb unserer Produkte über Händler ist weniger effektiv als der Direktvertrieb.

Behrens-Vorstand sieht gut gefüllte Auftragsbücher

www.4investors.de: Wie bewerten sie derzeit ihre Auftragslage? Wie gut sind die Auftragsbücher gefüllt?

Fischer-Zernin: Unsere Auftragsbücher sind in der Tat gut gefüllt, besondere bei unseren Tackern und Naglern. In der Produktion haben wir unsere Kapazität ausweiten müssen, um der gestiegenen Nachfrage Herr zu werden. Bei den Befestigungselementen ist die Auftragslage auch gut, hier haben wir aber keinen Auftragsbestand. Auf jeden nicht umgehend ausgeführten Auftrag wartet ein Kunde, und das entspricht nicht unserem Anspruch nach exzellentem Kundenservice. Unser Umsatz ist in den ersten neun Monaten 2015 wieder gewachsen, das spricht für gute Lieferfähigkeit und guten Service.

www.4investors.de: Mit den Befestigungsmitteln generieren sie etwa zwei Drittel des Umsatzes. Wird es bei diesem Verhältnis bleiben oder werden ihre anderen Produkte wichtiger?

Fischer-Zernin: Unser Geschäftsmodell basiert darauf, dass wir ein Systemanbieter sind. Wir bieten zum einen hochwertige Befestigungsgeräte mit hohem Lebenszyklus an, zum anderen die passenden Befestigungsmittel. Hier ist der Lock-in-Effekt enorm: Die Bindung unserer Kunden an unsere Befestigungsmittel ist sehr hoch und sichert uns stabile Umsätze. Wer eine BeA-Werkzeugmaschine nutzt, wird in aller Regel auch unsere Befestigungsmittel beziehen und kann sich auf eine schnelle Lieferfähigkeit verlassen. Die Befestigungsmittel sind reine Verbrauchsmaterialien und ein Wechsel zu einem anderen Anbieter aufgrund hoher Wechselkosten für unsere Kunden unwirtschaftlich. Mit diesem Modell sind wir erfolgreich und werden es weiter fortführen.

www.4investors.de: Sie halten viel von der neuen Produktreihe „Packaging Systems“. Welche Erwartungen verknüpfen sie damit für die kommenden Jahre?

Fischer-Zernin: Hierbei handelt es sich um ein Programm an Befestigungselementen, die von Verpackern für den deutschen Maschinenbau benötigt werden. Wir beliefern diese Kunden bereits mit Klammern und Nägeln, da liegt es nahe, wenn wir auch weitere Befestigungselementen anbieten. Unsere Kunden nehmen diese Möglichkeit gut an, wir gewinnen Standing und Bedeutung bei diesen wichtigen Kunden und generieren weiteren Deckungsbeitrag.

www.4investors.de: Sie wollen den Umsatz im laufenden Jahr um 1,5 Prozent bis 3,0 Prozent steigern. Die EBIT-Marge sehen sie bei 4,5 Prozent bis 6,0 Prozent. Können sie diese Prognose inzwischen weiter konkretisieren?

Fischer-Zernin: Vorhersagen sind in unserem Geschäft schwierig, dafür sind unsere Auftragsvorläufe zu kurz. Nach dem guten ersten Halbjahr und einem plangemäß verlaufenen dritten Quartal bin ich jedoch zuversichtlich, das Geschäftsjahr mindestens mit ähnlichen Ergebnissen wie im Jahr 2014 abschließen zu können.

Dividendenfähigkeit soll wieder erreicht werden

www.4investors.de: Wird Behrens künftig wieder eine Dividende zahlen?

Fischer-Zernin: Bei dem von uns geplanten Geschäftsverlauf in den nächsten Jahren wird die Dividendenfähigkeit der Joh. Friedrich Behrens AG wieder hergestellt werden. Allerdings müssen wir erst einmal die nicht unerheblichen Kosten der Refinanzierung verdauen und etwas Eigenkapital ansammeln, bevor erste Dividenden gezahlt werden können.

www.4investors.de: Sind 2016 weitere Kapitalmaßnahmen in Form einer Kapitalerhöhung oder einer weiteren Anleihe möglich?

Fischer-Zernin: Vordringliches Ziel ist erst einmal, die anstehende Anleihe erfolgreich zu platzieren. Wir sind in weiteren Gesprächen mit anderen Finanzierern, weitere Linien, unter anderem auf unsere Liegenschaft in Ahrensburg, zu erhalten. Wir sind dann erst einmal durchfinanziert und müssen den weiteren Geschäftsverlauf abwarten. Wenn sich weiterer Kapitalbedarf ergibt, sind diese beiden Möglichkeiten sicherlich gute Alternativen.

www.4investors.de: Sie sind seit rund 20 Jahren Alleinvorstand der Gesellschaft. Der Umsatz der AG liegt bei rund 100 Millionen Euro, wäre da ein zweiter Vorstand sinnvoll?

Fischer-Zernin: Neben der absoluten Höhe des Geschäftes kommt es auch auf die regionale Verteilung an. Unser Stammsitz in Ahrensburg trägt zu etwa 30 Prozent zum Gruppenumsatz bei, den Rest erwirtschaften unsere regionalen Verkaufsgesellschaften. Bei diesen Verkaufsgesellschaften sind keine Expatriates beschäftigt, wir wollen lokal wie ein Fisch im Wasser schwimmen. Die Führung dort wird immer in lokaler Hand liegen. In Ahrensburg haben wir ein Team von erfahrenen Abteilungsleitern, die das Geschäft weitgehend selbstständig führen. Trotzdem ist eine gute Kontrolle notwendig, wir haben daher auch schon darüber nachgedacht, unsere Führung an der Spitze der Behrens-Gruppe zu verstärken.