Börse am Morgen, u.a. Grenke, Lufthansa, Leitzinsen, Inflation - Nord LB

Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer gestrigen Sitzung wie erwartet die Leitzinsen unverändert gelassen. Der Einlagefazilitätensatz bleibt somit bei 4,00% und der Hauptrefinanzierungssatz bei 4,50%. Auch die weiteren Beschlüsse enthielten keine Überraschungen, das Statement blieb in den wichtigen Passagen weitgehend unverändert. Trotz der jüngsten Fortschritte ist die Inflation noch nicht besiegt, vor allem der binnenwirtschaftliche Preisdruck ist noch zu hoch. Insofern wartet die EZB auf die nächsten Lohndaten, die gestrigen Streikauswirkungen – einige Ratsmitglieder konnten nur virtuell teilnehmen – haben einigen Teilnehmern sehr plastisch das neue Kräfteverhältnis am Arbeitsmarkt demonstriert. Insgesamt verdichten sich aber die Signale immer mehr für eine erste Zinssenkung der EZB im Juni.

Der Auftragseingang (AE) im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland ist im Januar ggü. Dezember nach vorläufigen Angaben saison- und kalenderbereinigt stark um 11,3% gefallen. Im Dezember ergab sich ein durch Großaufträge bedingter Anstieg von revidiert 12,0%. Vorläufig wurden lediglich 8,9% gemeldet. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich lag der AE für November bis Januar um 2,3% höher als in den drei Monaten zuvor.

In 2023 wurden in Deutschland insgesamt 449,8 Mrd. kWh Strom und damit 11,8% weniger als im Vorjahr erzeugt und in das Netz eingespeist. 56,0% und damit mehr als die Hälfte stammte aus erneuerbaren Energieträgern. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 46,3%. Die erneuerbare Stromerzeugung stieg um 6,7%. Windkraft war mit 31,0% (Vj.: 24,0%) wichtigster Energieträger im Erzeugunsmix und verdrängte Kohle (26,1%; Vj. 33,2%) auf den zweiten Platz. Der Anteil von Photovoltaik (PV) stieg trotz eines kräftigen Zubaus von 18,0% nur leicht von 10,6% auf 11,9%. Die tatsächlich eingespeiste Strommenge aus PV war um 1,3% rückläufig. Grund war ein außerordentlich sonnenreiches Jahr 2022.

Tagesausblick

Am heutigen Freitag ist zunächst auf die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion im Januar sowie auf das BIP der Eurozone für Q4 2023 zu achten. Am Nachmittag stehen die USA im Fokus. Der heutige Arbeitsmarktbericht kann von zentraler Bedeutung für die Fed sein. In der Summe sind Hinweise auf gewisse Tendenzen hin zu einer Entschleunigung zu erwarten. Die Arbeitsmarktkomponenten der beiden ISM Einkaufsmanagerindizes zeigten im Februar keine positive Dynamik an. Folglich ist nicht mit einem besonders starken Stellenaufbau zu rechnen. Zudem könnte es noch zu deutlichen Revisionen der nach vorläufigen Angaben zumindest bisher extrem erfreulichen Januar-Zahlen kommen, was dann sogar auch einen Einfluss auf die Interpretation der für Februar veröffentlichten Daten haben könnte.

Renten- und Aktienmärkte

Nach zunächst deutlicheren Gewinnen beendeten deutsche Bundesanleihen den Handel nach abwartenden Aussagen von EZB-Präsidentin Lagarde nur mit einem kleinen Kursplus.

Aktien in Europa profitierten gestern von der Inflationsprognose der EZB, wonach diese schneller als bisher erwartet zurückgehen dürfte. Auch die Wall Street war freundlich, nachdem Fed-Chef Powell den Zeitpunkt für eine Zinswende zwar offen ließ, aber betonte, diese für 2024 auf dem Radar zu haben.

DAX +0,71%; MDAX +0,03%; TecDAX +1,05%, Dow Jones +0,34%; S&P 500 +1,03%; Nasdaq Comp. +1,51%.

Unternehmen

Die Lufthansa flog in 2023 mit einem bereinigten EBIT von EUR 2,7 Mrd. (+76%) das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte ein. Der Konzernumsatz kletterte um 15% auf EUR 35,4 Mrd. Unter dem Strich standen mit über EUR 1,7% mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Erstmals nach der Corona-Krise soll wieder eine Dividende (EUR 0 30 je Aktie) ausgeschüttet werden. Für 2024 wurde ein deutlicher Anstieg des Umsatzes in Aussicht gestellt. Allerdings dürfte sich das bereinigte EBIT vor allem aufgrund erhöhter Personalkosten nur auf Vorjahresniveau bewegen.

Der Leasingspezialist Grenke konnte das Konzernergebnis im GJ 2023 leicht von EUR 84,2 Mio. auf EUR 86,7 Mio. steigern und in der oberen Hälfte der Prognoserange von EUR 80 Mio. bis EUR 90 Mio. landen. Die Dividende soll von EUR 0,45 auf EUR 0,47 je Aktie steigen. Zum Jahresende waren über eine Million laufende Leasingverträge mit einem Volumen von EUR 9,4 Mrd. (Vj.: EUR 9,1 Mrd.) in den Büchern. Für 2024 peilt Grenke ein Konzernergebnis zwischen EUR 95 Mio. und EUR 115 Mio. an und will die Marke von ERU 3 Mrd. beim Neugeschäft knacken.

Devisen und Rohstoffe

Der EUR profitierte gestern von den Aussagen der EZB. Nach rückläufigen Ölimporten Chinas gaben die Ölpreise nach.

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