Börse am Morgen: SAP, Salzgitter, ThyssenKrupp und Auto-Konjunktur im Fokus - Nord LB

Die deutsche Automobilindustrie rechnet wegen abflauender Lieferprobleme mit höheren Zuwächsen in diesem Jahr als bisher, blickt aber weiter pessimistisch in die Zukunft. Für den europäischen Automarkt werde nun mit einem Wachstum von 9% auf knapp 12,3 Mio. Fahrzeuge gerechnet, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit (bisher +7%). Für den deutschen Pkw-Markt stellte der VDA ein Wachstum von 6% auf 2,8 Mio. Fahrzeuge statt der bisher erwarten plus 4% in Aussicht. „Auch wenn wir ein Produktionsplus sehen, ist dies kein Zeichen für Entspannung”, warnte VDA-Präsidentin Müller. Der Absatz liege immer noch gut ein Fünftel unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Die Branche lebt derzeit vom hohen Auftragsbestand, der sich während der Pandemie aufgestaut hatte. Neue Aufträge kommen wegen der unsicheren Konjunktur kaum herein, so dass die längerfristigen Aussichten eher moll gefärbt sind.

Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind wegen der mauen Konjunktur sowohl im Juni als auch im ersten Halbjahr insgesamt gesunken. Sie verringerten sich zum Vorjahresmonat um 7,3% auf 86,4 Mrd. EUR. Gründe sind Sondereffekte im Vorjahr sowie Hilfen zur Bekämpfung der hohen Inflation.

Heute

Relevante Wirtschaftsdaten sind dies- und jenseits des Atlantiks Mangelware. Dafür gibt es Neuigkeiten aus dem ChemieSektor: Der Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) informiert über die wirtschaftliche Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie in der ersten Jahreshälfte und gibt einen Ausblick auf das zweite Halbjahr. Die Aussichten sind allerdings alles andere als rosig. Zuletzt gab es aus der Chemieindustrie eine ganze Reihe von Gewinnwarnungen, denn die Unternehmen haben die Hoffnung auf ein besseres zweites Halbjahr aufgegeben.

Renten- und Aktienmärkte

Frische Konjunkturdaten aus den USA brachten US Treasuries unter Druck. So hat sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Juli zwar deutlich weniger als erwartet erholt. Der von der Fed stark beobachtete Arbeitsmarkt entwickelt sich aber weiterhin solide.

Der deutsche Aktienmarkt präsentierte sich verhalten. Vor der Veröffentlichung zahlreicher Geschäftszahlen zum zweiten Quartal trauten sich die Anleger nicht so recht aus der Deckung. Bei den Einzelwerten standen die Aktien von Fresenius im Fokus, die sich mit einem Plus von 6,4% an die Dax-Spitze setzten. Spekulationen auf mögliche Engpässe der Konkurrenz bei injizierbaren Medikamenten trieben die Aktien laut Marktteilnehmer nach oben. DAX +0,59%; MDAX -0,53%; TecDAX -0,44%.

Die Wall Street präsentierte sich, wie der deutsche Aktienmarkt, uneinheitlich. Während der Dow den 9. Tag in Folge mit einem positiven Vorzeichen den Handel beendete, gerieten Anleger bei Tech-Werten ins Schwitzen. Enttäuschende Geschäftszahlen von Tesla und Netflix sowie vorsichtige Äußerungen von SAP zu Cloud-Umsätzen verschreckten die Investoren. Dow Jones +0,47%; S&P 500 -0,68%; Nasdaq Comp. -2,05%.

Unternehmen

Dank Sparmaßnahmen hat der Softwarekonzern SAP sein Gewinnwachstum in Q2 beschleunigt. Das bereinigte operative Ergebnis sei währungsbereinigt von April bis Juni um 28% auf 2,06 Mrd. EUR gestiegen, teilte SAP mit. Der Konzernumsatz habe um 8% auf 7,55 Mrd. EUR und die wichtigen Cloud-Erlöse um 22% auf 3,32 Mrd. EUR zugelegt. Auf dieser Basis stellte SAP für das Gesamtjahr Cloud-Umsätze im Volumen von 14,0 bis 14,2 Mrd. EUR in Aussicht, basierend auf konstanten Wechselkursen.

Salzgitter ist in H1 nach eigenen Angaben hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach vorläufigen Zahlen zufolge stärker als gedacht um 59% auf 461 Mio. (Vorjahr: 1,14 Mrd.) EUR ein, der Gewinn vor Steuern fiel mit 243 Mio. EUR sogar fast um drei Viertel geringer aus als vor einem Jahr. Der Umsatz ging um 12% auf 5,8 Mrd. EUR zurück.

Die Europäische Kommission hat grünes Licht für milliardenschwere öffentliche Hilfen für ThyssenKrupp Steel gegeben, mit denen der Konzern seine Produktion auf grünen Stahl umbauen will. Die Kommission teilte mit, sie habe den direkten Zuschuss Deutschlands in Höhe von 550 Mio. EUR und einen bedingten Zahlungsmechanismus von bis zu 1,45 Mrd. EUR zur Unterstützung von ThyssenKrupp Steel Europe genehmigt.

Devisen & Rohstoffe

US-Konjunkturdaten forcierten die Erwartungen weiterer Zinserhöhungen in den USA und setzten damit den EUR unter Druck.

Die Ölpreise legten nach einem zähen Handelsverlauf etwas zu.

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