Jetzt Inflationsraten im Fokus! Börse am Morgen u.a. mit Bank-Aktien, SAP, Porsche, Pfizer - Nord LB

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat gestern gegenüber der Silicon Valley Bank Germany Branch aufgrund der bestehenden Gefahr für die Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber Gläubigern ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen. Außerdem ordnete die BaFin an, die Bank für den Verkehr mit der Kundschaft zu schließen (Moratorium). Die EZB Bankenaufsicht plant nach dem SVB-Kollaps einem Insider zufolge aber kein Notfall-Treffen ihres Aufsichtsgremiums. Die Bundesregierung äußerte sich beruhigend. Die Banken-Lage nach der SVB-Pleite sei mit der Finanzkrise 2008 nicht vergleichbar.
US-Präsident Joe Biden erklärte nach dem Kollaps der SVB, die Bankenregeln verschärfen zu wollen.
Ausblick
Nach dem US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag steht heute mit der US-Inflationsrate der zweite entscheidende Meilenstein vor der nächsten FOMC-Sitzung am 22. März zur Veröffentlichung an. Nach den starken Januar-Zahlen dürfte sich auch im Berichtsmonat Februar kaum eine schwächere Tendenz bemerkbar gemacht haben: So rechnen wir sowohl für die Gesamtrate als auch die Kernrate der US-Konsumentenpreise einen Monatsanstieg um für die Fed unakzeptable hohe 0,4%. Die Inflationsrate dürfte basisbedingt auf 6,0% Y/Y zurückgehen – jedoch nur, weil ein starker Vorjahreswert aus der Statistik fällt. Isoliert betrachtet könnten diese Daten also schon für einen 50erZinsschritt der Fed sprechen, doch die Turbulenzen der letzten Tage um einige kleinere US-Banken zeigen, dass die Fed-Zinsanhebungen – mit dem erwarteten Lag – langsam durchaus negativ zu wirken beginnen. Also: Vorsicht an der Bahnsteigkante!
Renten- und Aktienmärkte
Inverse Zinsstrukturkurven sind seit jeher ein guter Indikator für zukünftige Stressfaktoren im Finanzsystem. Meldungen über Schwierigkeiten bei einzelnen US-Banken machen seit geraumer Zeit Sorgen und senden Schockwellen in Form von rasant steigenden Kursen bei Staatsanleihen. Die Angst einer Ansteckung im Finanzsektor liess am Montag die Renditen von USTreasuries deutlich auf unter 3,60% (minus 18 Basispunkte) abrutschen. Deutsche Bundrenditen tauchten auf unter 2,30% (minus 25 Basispunkte) ab.
Der deutsche Leitindex DAX fällt in dieser Gemengelage über 3% und schliesst bei 14.959 Punkten. Dies ist der niedrigste Stand seit knapp zwei Monaten.
Der weltweite Bankensektor steht massiv unter Druck. Unter den Schlusslichter im DAX befanden sich am Montag die Commerzbank (minus 12,71%) und die Deutsche Bank (minus 4,87%). DAX -3,04%; MDAX -2,74%; TecDAX -1,80% Dow -0,04%; S&P 500 +0,03%; Nasdaq +0,89%
Unternehmen
Europas größtes Softwarehaus SAP (WKN: 716460, ISIN: DE0007164600, Chart) hat sich rund vier Jahre nach der Übernahme von Qualtrics wieder von seiner Datenanalyse-Tochter getrennt. Für 7,7 Mrd. USD geht die 71-prozentige Beteiligung gemeinsam an den Finanzinvestor Silver Lake sowie den kanadischen Pensionsfond CPP Investment.
Der französische Pharmakonzern Sanofi plant im Diabetes-Geschäft eine 2,9 Mrd. USD schwere Übernahme des US-Biotechunternehmens Provention Bio. Die Transaktion soll bereits in Q2 2023 abgeschlossen werden.
Und auch der US-Arzneimittelhersteller Pfizer plant eine große Akquisition. Für rd. 43 Mrd. USD möchte man das Biotechunternehmen Seagen übernehmen. Dies wäre für Pfizer der größte Zukauf seit der 67 Mrd. USD teuren Übernahme von Wyeth aus dem Jahr 2009.
Porsche hat laut CEO Oliver Blume das mit Abstand stärkste Ergebnis seiner Geschichte erzielt. Der Sportwagenhersteller verbesserte sein operatives Ergebnis um 27,4% auf 6,8 Mrd. EUR.
Devisen und Rohstoffe
Der US-Dollar konnte sich dem Stress in der US-Finanzbranche nicht entziehen und handelte in einem nervösen Umfeld.
Laut Statistischem Bundesamt wurde seit dem Inkrafttreten der zweiten Stufe des EU-Ölembargos kaum noch russisches Erdöl nach Deutschland importiert. Russisches Erdöl konnte unter anderem durch höhere britische, norwegische und kasachische Importe kompensiert werden. Importe kosteten durchschnittlich 611 Euro pro Tonne. 2021 lag der Wert noch bei 430 Euro pro Tonne. Ein Barrel Öl der Sorte Brent hat sich auf 12 Monatssicht um rd. 30% verbilligt. Zum Vortag verlor Brent 2,36% (80,51 USD). WTI minus 2,36% (74,58 USD).
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