STEMMER IMAGING: „Unser Führungsanspruch gilt auch für die Finanzperformance“

Mit dem 2022 neu eingeführten Claim „Leading Vision“ unterstreicht STEMMER IMAGING seinen Anspruch als international führender Partner für Bildverarbeitungstechnologie. Mit einem Umsatzplus von 19,4 Prozent ist die Gesellschaft im vergangenen Jahr schneller als der Markt gewachsen und mit einem EBITDA-Anstieg um 62,7 Prozent auf 28,2 Millionen Euro wurde die zwischenzeitlich erhöhte Prognose übertroffen. STEMMER-IMAGING-Aktionäre dürfen sich über eine auf 1,00 Euro angehobene reguläre Dividende pro Aktie plus eine Sonderdividende von 2,00 Euro freuen.

Die Redaktion von 4investors.de spricht mit CFO Michael Bülter über die Bedeutung des maschinellen Sehens für Automatisierung und Digitalisierung, EBITDA-Margen von über 18 Prozent und künftige M&A-Aktivitäten: „Sonderdividende und Zukäufe schließen sich nicht aus.“


4investors.de: Herr Bülter, STEMMER IMAGING hat im Geschäftsjahr 2022 den Konzernumsatz nach vorläufigen Zahlen um knapp 20 Prozent gesteigert – und das ohne Übernahmen. Wie haben Sie es geschafft, erneut deutlich stärker als der Markt zu wachsen und damit weitere Marktanteile hinzuzugewinnen?

Bülter: Es war insbesondere die konsequente Umsetzung unserer strategischen Maßnahmen, die uns auch im abgelaufenen Geschäftsjahr dabei geholfen hat, stärker als der Markt zu wachsen und mit 155,4 Millionen Euro Umsatzerlöse am oberen Ende der gesetzten Bandbreite zu erzielen. Zu diesen strategischen Maßnahmen zählen wir unter anderem die konsequente Umsetzung unseres differenzierten Vertriebsmodells, ein ausgewogenes, strategisches Produktmanagement sowie das stringente Management der weiterhin anhaltenden globalen Lieferengpässe. Zu Beginn des Jahres haben wir eine recht breite Prognosebandbreite von 143 bis 156 Millionen Euro abgegeben. Dies hatte den Hintergrund, dass wir zwar unsere Chancen im Markt gesehen haben, jedoch auch die Risiken, die mit dem volatilen Marktumfeld einhergehen, berücksichtigen wollten.

4investors.de: In welchen Branchen und welchen Märkten gab es das größte Nachfrageplus? Und welche Rolle spielen neue Produkte und Lösungen für Ihr Wachstum?

Bülter: Wir haben im Jahr 2022 eine positive Entwicklung über unsere gesamten strategischen Zielmärkte gesehen, sowohl im Bereich der eher industriellen Machine Vision als auch dem näher am Konsumenten liegenden Artificial Vision-Bereich. Unser zweitgrößter Endmarkt Sports & Entertainment entwickelt sich weiterhin sehr gut und wir konnten den zu Beginn des Jahres 2022 gemeldeten Rekordauftrag vollständig ausliefern.

Für unsere weitere Entwicklung sind unsere Mehrwert-Dienstleistungen und Subsysteme, aber auch neue eigenentwickelte Produkte ein entscheidender Faktor, um unsere bestehenden Fokusmärkte weiterzuentwickeln und unsere Marktposition in diesen und neuen Märkten weiter auszubauen.

4investors.de: Seit 2020 hat STEMMER IMAGING den Umsatz um mehr als 50 Prozent gesteigert. Sie führen dies u. a. auch auf die Fähigkeit zurück, sich an ein deutlich verändertes Marktumfeld anzupassen. Wir hatten bereits im vergangenen Jahr über die Veränderungen auf der Marktseite gesprochen. Wie hat sich diese Entwicklung weiter fortgesetzt und wie hat sich STEMMER IMAGING hier positioniert?

Bülter: Wir gehen davon aus, dass die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Volatilität der Märkte auch weiterhin anhalten wird und wir noch nicht am Ende der tiefgreifenden Marktveränderungen stehen. Die geopolitische Situation hat sich im Jahr 2022 eher noch verschärft und führt zur massiven Veränderung globaler Wertschöpfungsketten mit anhaltendem Reshoring. Wir sehen darüber hinaus einen weiter zunehmenden Fachkräftemangel, dem die Unternehmen mit zunehmender Digitalisierung von betrieblichen, aber auch kaufmännischen Prozessen begegnen müssen.

Wir sehen uns hier in unserer Branche hervorragend aufgestellt, da maschinelles Sehen für die Automatisierung und Digitalisierung unerlässlich ist. Darüber hinaus arbeiten wir bei STEMMER intensiv an der Umsetzung unseres digitalen Geschäftsmodells, zum Beispiel durch das Schaffen der Voraussetzungen eines E-Commerce-Angebots.

4investors.de: Hat sich die erfreuliche Kundennachfrage aus 2022 auch in den ersten beiden Monaten 2023 fortgesetzt? Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf den weiteren Jahresverlauf?

Bülter: Zu Beginn des Jahres konnten wir ja bereits erfolgreich einen Folgeauftrag im Bereich Sports & Entertainment über nahezu 14 Millionen Euro verzeichnen, der aus einer technologisch innovativen Folgeentwicklung als Kombination aus neuartiger Bildverarbeitungslösung ergänzt durch Mehrwert-Dienstleistungen besteht. Dieser Auftrag wird vollständig im Jahr 2023 ausgeliefert und bekräftigt unsere Wachstumsaussichten.

Darüber hinaus sehen wir eine gewisse Konsolidierung im Markt. Unsere Kunden haben zu Beginn des Jahres ihre Bestellmengen überprüft und zögerlicher neue Bestellungen ausgelöst. Wir sehen dies aber als natürlichen Effekt nach einer Phase extremer Lieferengpässe, die sich langsam zu verbessern scheint. Für den weiteren Jahresverlauf sind wir Stand heute optimistisch für die weitere Marktentwicklung.

4investors.de: Sie hatten im vierten Quartal eine EBITDA-Marge von 22,3 Prozent realisiert, im dritten Quartal lagen Sie bei 18,3 Prozent EBITDA-Marge und damit zwei Quartale in Folge deutlich über dem mittelfristigen Margenziel von 13 bis 16 Prozent. Ist die gute Entwicklung Ausdruck einer höheren Skalierbarkeit oder sind hier Sondereffekte zu beachten?

Bülter: Wir freuen uns natürlich über das starke vierte Quartal mit einem Rekordumsatz von 42,4 Millionen Euro – und die entsprechend positive Ergebnisentwicklung. Sie ist definitiv ein Ausdruck der Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells, die durch die Standardisierung und Automatisierung von Prozessen getrieben ist. Wir konnten hierbei im zwölften Quartal in Folge eine verbesserte Ergebnisqualität aufweisen und sind stolz darauf, oberhalb der von uns gesetzten Mittelfristbandbreite von 13 bis 16 Prozent zu liegen. Das vierte Quartal war hierbei zu einem gewissen Grad von Jahresabschlusseffekten beeinflusst, wir sehen jedoch auch unter Bereinigung dieser Effekte eine Profitabilität von über 18 Prozent.

4investors.de: Stichwort Nachhaltigkeit: STEMMER IMAGING hat sich den hohen Anforderungen der Nachhaltigkeitsbewertung durch EcoVadis gestellt – und wurde im Rahmen der ersten Auditierung mit einer Silber-Zertifizierung ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr haben Sie klargestellt: „Nachhaltigkeit gehört zu unserem Selbstverständnis.“ Welchen Einfluss sehen Sie für die künftige Entwicklung der Gesellschaft?

Bülter: Die Silber-Zertifizierung zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit bei uns nicht nur eine Worthülse, sondern gelebte Praxis ist. Es ist ein gutes Beispiel, wie „das Richtige tun“ und „etwas richtig tun“ für uns bei STEMMER IMAGING zusammengehört. Wir sehen uns hierbei in der Verantwortung aktiv unseren Teil zu einem verantwortlichen Umgang mit begrenzten Ressourcen beizutragen. Weiterhin haben soziale sowie Governance-Themen für uns einen hohen Stellenwert, die bei unseren Unternehmensentscheidungen berücksichtigt werden.

Wir sehen außerdem den Zugang zu Talenten verbessert, da immer mehr Bewerber eine nachhaltige Unternehmensführung als entscheidend für Jobentscheidungen sehen. Die immer stärkere Bedeutung einer echten Zirkularwirtschaft schafft zudem für uns Marktpotenziale, da Bildverarbeitungstechnologie hier stark in der (Qualitäts-)Kontrolle wiederverwendeter Materialien eingesetzt werden kann.

4investors.de: Mit Ihrer Dividendenankündigung haben Sie überrascht: Inklusive Sonderdividende wollen Sie der Hauptversammlung eine Ausschüttung von 3,00 Euro je Aktie vorschlagen. Die Anhebung der regulären Dividende je Aktie von 0,75 Euro auf 1,00 Euro ist dem guten Abschneiden in 2022 geschuldet. Warum haben Sie sich darüber hinaus für die Auszahlung einer Sonderdividende in Höhe von 2,00 Euro je Aktie entschieden?

Bülter: Das Jahr 2022 war von einer starken Veränderung der Finanzmärkte geprägt. Wir kommen aus einer langen Phase sehr niedriger Zinsen und entsprechend „billigen“ Geldes. Wir wollen daher der größeren Bedeutung von Eigenmitteln für unsere Aktionäre Rechnung tragen und entsprechend haben wir uns für die Ausschüttung einer Sonderdividende entschieden. Hierbei haben wir unsere ambitionierten organischen und anorganischen Wachstumspläne und den damit einhergehenden Finanzierungsbedarf sehr genau analysiert und sehen diese weiterhin in vollem Umfang realisierbar.

4investors.de: Eine Ausschüttung je Aktie von 3,00 Euro ergibt einerseits eine attraktive Dividendenrendite von 7 Prozent. Andererseits wäre das Kapital auch gut etwa für anorganisches Wachstum aufgehoben. Gibt es aktuell keine Optionen für Zukäufe im Markt?

Bülter: Wir analysieren kontinuierlich den M&A-Markt und evaluieren unsere Optionen für Zukäufe. Nach einer Phase der teilweise überzogenen Preisvorstellungen scheint auch hier eine gewisse Beruhigung einzukehren mit einer Normalisierung der Bewertungsvorstellungen. Uns ist aber wichtig, nicht mit aktivistischen Zukäufen zu agieren, sondern einer klaren Ratio zu folgen, die den strategischen Wachstumspfad nicht behindert. Wie bereits erwähnt, haben wir zudem den möglichen Finanzierungsbedarf genau analysiert und sehen uns weiterhin gut aufgestellt, um etwaige Akquisitionen stemmen zu können. Die Zahlung einer Sonderdividende und die Realisierung von Zukäufen schließen sich nicht aus.

4investors.de: Kommen wir abschließend noch einmal auf die Marge zu sprechen. Vor einem Jahr hatten wir an dieser Stelle auch über Ihre angehobene Mittelfrist-Prognose gesprochen. Im März 2022 hatten Sie noch eine durchschnittliche EBITDA-Marge von 12 bis 14 Prozent als Ziel ausgegeben. In der Zwischenzeit haben Sie die Prognose auf 13 bis 16 Prozent nach oben angepasst. Wie wahrscheinlich ist es, dass wir im nächsten Jahr erneut über ein höheres Margenziel sprechen können?

Bülter: Wir freuen uns natürlich über die positive Entwicklung, wollen aber auch festhalten, dass dies das Ergebnis der engagierten Arbeit der vergangenen Jahre ist. Wir haben kontinuierlich an unserem Mehrwertangebot sowie unserer strategischen Positionierung gearbeitet. Die Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells hat sich nun im Jahr 2022 in der erfreulichen EBITDA-Margenentwicklung niedergeschlagen. Wir analysieren daher auch intensiv die weitere Entwicklung, die sowohl die Marktsignale als auch die weitere inflationsbedingte Kostenentwicklung berücksichtigt. Unsere Prognose geben wir traditionell im Rahmen des Geschäftsberichts ab, der dieses Jahr am 31. März veröffentlicht wird.

Im vergangenen Jahr haben wir unseren Claim überarbeitet: „Leading Vision“ – hierin manifestiert sich, wofür wir stehen: qualifizierte Beratung sowie ein umfangreiches hochwertiges Produktsortiment. Diesen Führungsanspruch übertragen wir natürlich ebenso auf unsere Finanzperformance.

Lesen Sie mehr zum Thema Stemmer Imaging im Bericht vom 06.03.2023

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