Börse: Bayer, Münchener Rück, Gazprom und die EZB im Fokus - Nord LB

Die Stimmung der vom ZEW befragten Finanzmarktexperten und –expertinnen hat sich im Mai etwas verbessert. Die Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate sind um 6,7 Punkte auf -34,3 Saldenpunkte angestiegen. Dennoch wird die aktuelle Lage (-36,5 Punkte) erneut deutlich schlechter als im Vormonat bewertet, was insgesamt zu einem weiter pessimistischen Bild führt. Zu viele Unsicherheitsfaktoren (Ukraine-Krieg, hohe Energiepreise, Corona-Lockdowns in China) wirken sich momentan auf die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands aus, als dass von einer Erholung gesprochen werden könnte. Die EZB wird auf ihrer Sitzung im Juli vermutlich einen Kurswechsel verkünden, um der anhaltend hohen Inflation zu begegnen.

Ausblick

Heute ist der Tag der Inflationszahlen: Während die Preisdaten aus China und Deutschland bereits am frühen Morgen über den Ticker gelaufen sind, richtet sich der Fokus auf die Verbraucherpreise aus den USA um 14:30 Uhr. Dabei ist zwar mit dem nunmehr 22. Monatsanstieg in Folge zu rechnen (wir gehen von einem Plus von 0,2% M/M aus), da allerdings ein hoher Wert vom April 2021 aus der Statistik herausfällt, dürfte die Jahresrate auf 8,1% immerhin leicht zurückgehen. Ein (zwischenzeitlicher) Rückgang bei den Benzinpreisen deutet diese Tendenz an, wobei dabei das Märzhoch aktuell schon wieder erreicht ist. Also fundamental eigentlich noch keine Entwarnung! Grundsätzlich wird sich in der Jahresrate eine basisbedingte Entlastung auch in den kommenden Monaten zeigen: Die US-Inflation sollte in Q4 in einen Bereich von unter 6% und zum Jahreswechsel knapp unter 4% fallen können – sofern es bei dem Russlandkrieg und der Energieversorgung nicht noch unangenehmere Überraschungen gibt!

Rentenmarkt

Deutsche Staatsanleihen haben am Dienstag zulegen können. Zwar haben sich die Konjunkturerwartungen in Deutschland aufgehellt, sie sind allerdings immer noch auf niedrigem Niveau. US-Treasuries tendierten in einer Gegenbewegung freundlich.

Aktienmarkt

Nach vier Verlusttagen ging es am deutschen Aktienmarkt endlich wieder bergauf. Ob es sich angesichts des negativen Umfeldes um einen Umschwung handelt, darf angezweifelt werden. DAX +1,15%, MDAX +0,76%, TecDAX +1,01%. Nach den deutlichen Abschlägen des Vortages war die Erholung an den US-Aktienmärkten (abgesehen von den Tech-Werten) nur von kurzer Dauer. Im Handelsverlauf schmolzen die Gewinne wie das Eis in der Sonne. Dow Jones -0,26%, S&P 500 +0,25%, Nasdaq-Comp. +0,98%.

Unternehmen

Starke Preis- und Absatzsteigerungen im Agrargeschäft haben bei Bayer für einen gelungenen Jahresauftakt gesorgt. Bei einem Umsatzanstieg (auf vergleichbarer Basis) von 14,3% auf 14,639 Mrd. EUR kletterte der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) in Q1 um 27,5% auf 5,251 Mrd. EUR. Das Konzernergebnis stieg um 57,5% auf 3,291 Mrd. EUR. Die Prognose bestätigte Bayer. "Für den weiteren Jahresverlauf sind wir trotz der hohen Unsicherheit, unter anderem in Bezug auf die Stabilität der Lieferketten und der Energieversorgung, zuversichtlich", sagte CEO Baumann.

Geringere Belastungen aus Naturkatastrophen und anderen Großschäden haben, trotz hoher Abschreibungen auf Anleihen wegen des Ukraine-Kriegs, den Gewinn der Münchener Rück in Q1 leicht auf 608 (2021: 589) Mio. EUR ansteigen lassen. Die Gewinnprognose von 3,3 (2,9) Mrd. EUR wurde bestätigt.

Devisen

Erneut gab es beim Euro keine große Bewegung.

Rohstoffe

Die Ölnotierungen gaben erneut nach, allerdings war das Ausmaß deutlich geringer als am Vortag. Ein EU-Embargo für russisches Öl ist angesichts der Blockade Ungarns noch nicht in Sicht.

Der Betreiber der ukrainischen Gastransitleitungen kündigte gestern Nachmittag an, ab heute 07:00 kein Gas mehr über einen von zwei Hauptknotenpunkten aus Russland zu übernehmen, nachdem dieser in die Hände der russischen Besatzer geraten war. Die Gasströme könnten über die andere Übergabestelle gelenkt werden. Dies lehnt jedoch die russische Seite offenbar ab. Gazprom sehe dafür keine Notwendigkeit und man hätte auch noch keine offizielle Anforderung erhalten. Obwohl im Moment ungeklärt ist, wie es mit ca. 1/3 der russischen Gaslieferungen weitergeht, blieben die Märkte relativ entspannt. Der Preis für die MWh ging 8% ins Plus, glich damit aber nur die Vortagsverluste aus.

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