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Gazprom & Co.: Russische Börse leidet überproportional unter der Covid-19-Pandemie - Commerzbank Kolumne

22.04.2020 09:52 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Karolis Kavolelis / shutterstock.com.

Der Aktienmarkt in Russland ist durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie kräftig in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach einem schwachen Februar büßte der MSCI Russland-Index im März 2020 um satte 23,3% ein. Damit akkumuliert sich der Verlust im ersten Quartal 2020 auf 36,5%. Gegenüber dem MSCI Welt-Index (-21,7% in Q1 2020) und dem MSCI EM-Index (-23,9%) weist der MSCI Russland-Index somit eine starke Underperformance auf. Verantwortlich hierfür zeichnet v.a. der Ölpreiskollaps (-55% im März), wodurch auch der Rubel auf Talfahrt geschickt wurde. Im Berichtsmonat wertete er gegenüber dem US-Dollar um 14,7% ab. Seit Jahresanfang (per 21. April) verlor er gegenüber dem Euro rd. 18%.

Die russische Börse war im Jahr 2019 kräftig gestiegen, sodass die Fallhöhe für den Aktienmarkt recht hoch war. Seit Jahresbeginn (per 21. April) verlor der in Rubel notierte Leitindex RTS rd. 35%, notierte aber Mitte März 2020, als die Verkaufspanik an den globalen Börsen ihren bisherigen Hochpunkt erreichte, schon deutlich tiefer (Jahrestief am 19. März 2020: 808 Punkte). Die soliden Fiskalkennzahlen Russlands (u.a. niedrige Außenverschuldung und ein stattlicher Haushaltsüberschuss), das vergleichsweise hohe russische Realzinsniveau und die recht hohen Devisenreserven (März 2020: rd. 563 Mrd. USD) schützten die Börse und die Währung in dieser durch das Virus bedingten Ausnahmesituation jedoch kaum.

Aufgrund der relativ günstigen Bewertung (KGV 2020e: 7,1) und wegen der sich verbessernden Dividendenpolitik (siehe u.a. Gazprom) bestätigen wir unser neutrales Votum für die Börse in Russland. Gegen eine Übergewichtung sprechen v.a. die kräftige globale Wirtschaftskrise mit den negativen Implikationen für den Ölpreis und rohstoffaffine Währungen sowie ein Mangel an Reformen in Russland. Es fehlt unverändert an Vertrauen in die staatlichen Institutionen.

Anleihen

Großbritannien: Verbraucherpreise (März), 08:00 Uhr
Frankreich: Geschäftsklima, INSEE (Mai), 7:30 Uhr

Angesichts des Ölpreisverfalls und der anhaltenden wirtschaftlichen Sorgen aufgrund der Coronapandemie flüchteten die Anleger gestern in den sicheren Hafen von Bundesanleihen und US-Treasuries. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank zwischenzeitlich unter minus 0,50%, nachdem diese am Vormittag noch bei minus 0,45% notierte. Die Risikoaufschläge von Staatsanleihen aus der Europeripherie weiteten sich gegenüber Bundesanleihen aus. Der Zusammenbruch des WTI-Ölpreises vom späten Montagabend zog am Dienstag weitere Kreise: So brach der Kurs des international maßgeblichen Juni-Kontrakts der Nordseesorte Brent um 20% auf teilweise unter 17 US-Dollar je Fass ein. Auch der inzwischen bedeutsamere Juni-Kontrakt für WTI-Öl verringerte sich zwischenzeitlich um mehr als die Hälfte, erholte sich dann wieder leicht auf rund 14 US-Dollar. Aktuell scheint kein Ende des Preisverfalls am Ölmarkt in Sicht. Dieser setzte sich auch Mittwochfrüh fort. Der Zusammenbruch des Ölpreises ist vielschichtig: Neben der weltweit schwachen Nachfrage aufgrund der von der Coronapandamie geplagten lahmenden Wirtschaft, haben Länder wie Saudi-Arabien die Förderung stark erhöht. Die Ende März durch die Länder von OPEC+ erzielte Übereinkunft über eine Reduzierung der Produktion gilt aber erst ab Mai. In diesem Zusammenhang empfehlen wir unser gestriges Insight „Ölpreis im freien Fall – Novum negativer Ölpreis“. Der ZEW-Indikator für Deutschland ist im April deutlich von -49,5 auf +28,2 Punkte gestiegen. Das ist zwar ein positives Signal, aber in dieser Zahl kommt nur zum Ausdruck, dass die Mehrheit der vom ZEW-Institut befragten Analysten verglichen mit der aktuell katastrophalen Lage auf Sicht von sechs Monaten eine gewisse Verbesserung oder zumindest keine Verschlechterung erwartet.

Aktien

AT&T, Ergebnis Q1
Ericsson, Ergebnis Q1
Roche, Umsatz Q1
Südzucker, Umsatz Q4

Der historische Einbruch bei den Ölpreisen sorgte dafür, dass die europäischen Aktienbörsen nach einem noch vergleichsweise hoffnungsvollen Wochenstart doch wieder deutliche Kurseinbußen verbuchen mussten. Im deutschen Leitindex Dax 30 standen vor allem die Aktien von SAP (-6,6%) im Fokus. Hier irritierte die Anleger, dass die Co-Chefin des Softwarekonzerns, Jennifer Morgan, überraschend von ihrem Posten zurücktritt. Ebenfalls sehr starke Einbußen verzeichnenden die konjunkturabhängigen Titel VW Vz. (-6,6%), MTU (-7,6%) und Infineon (-8,1%). Einzig Wirecard (+0,7%) und die defensive Beiersdorf-Aktie (+0,2%) konnten leicht zulegen. Im Euroraum standen alle Branchen deutlich unter Druck. Die geringsten Verluste verzeichnete erneut der Gesundheitssektor (-1,3%), während neben den Baumaterialien (-5,0%) auch die in diesem Jahr bisher sehr stabile IT-Branche (-5,6%) deutlicher nachgab. Auf Einzeltitelebene vermittelten die Aktien der Supermarktkette Ahold Delhaize (-0,1%.) den besten Eindruck. Der Lebensmittelproduzent Danone (-2,7%) konnte mit seinen Umsätzen für das erste Quartal überzeugen, zog aber seinen Jahresausblick krisenbedingt zurück. Auch an der Wall Street sorgten die Verwerfungen am Ölmarkt für einen sehr schwachen Handelstag. Hier standen ebenfalls alle Branchen unter Druck. Lediglich bei Versorgern und Immobilienaktien (jeweils -1,6%) hielten sich die Verluste noch in Grenzen. Im Rahmen der laufenden Berichtssaison standen IBM (-3,0%, Aufgabe Jahresziele) und Coca Cola (-2,5%, rechnet im zweiten Quartal wg. Corona mit deutlichen Einbußen) im Fokus. Auch die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen in der Breite schwächer, wobei sich die Verluste noch in Grenzen halten.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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