Semper idem Underberg: „Seit 2011 als verlässlicher Anleiheemittent etabliert”

Semper idem Underberg begibt eine neue Anleihe mit einem Volumen von bis zu 60 Millionen Euro. Das Papier läuft über sechs Jahre, verzinst ist es mit 4,0 Prozent bis 4,25 Prozent. Der genaue Zinssatz wird noch festgelegt werden.

Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Vorstand Ralf Brinkhoff, wie er das Geld aus der Anleihe nutzen wird. Brinkhoff spricht über eine strategische Neuausrichtung sowie über einen Ausbau des Sortiments. Das weitere Wachstum von Semper idem Underberg ist ebenso Thema des Interviews wie die positiven Impulse, die Bols dem Unternehmen bringen soll.


www.4investors.de: Sie wollen bis zu 60 Millionen Euro durch die Emission einer neuen Sechsjahres-Anleihe aufnehmen. Welche Signale haben Sie in den letzten Tagen aus dem Kapitalmarkt für ihre Pläne erhalten?

Brinkhoff: Das Feedback, das wir bisher aus dem Markt erhalten haben, ist sehr positiv. Von Vorteil sind zum einen unsere langjährige Bekanntheit als verlässlicher Anleiheemittent und zum anderen die positive Sekundärmarktperformance unserer fünf bisher ausgegebenen Unternehmensanleihen. Seit letzter Woche befinden wir uns auf Roadshow und werden auch in den nächsten Tagen noch zahlreiche Gespräche mit institutionellen Investoren führen.

www.4investors.de: Der Zins wird mit 4,00 Prozent bis 4,25 Prozent etwa auf dem Niveau der Rendite liegen, die derzeit für Ihre 2018 emittierte Anleihe zu erzielen ist. Welche Sicherheiten bietet Underberg den Investoren, wenn diese in die Anleihen investieren?

Brinkhoff: Die Semper idem Underberg AG ist ein renommiertes Familienunternehmen mit einer über 170-jährigen Historie und nachhaltiger Finanz- und Ertragskraft. Bereits seit 2011 sind wir erfolgreich am Kapitalmarkt aktiv. Unsere neue Anleihe 2019/2025 ist mit den gleichen Schutzrechten ausgestattet wie unsere bisherigen Anleihen, darunter Drittverzug, Negativverpflichtung, Kontrollwechsel und Veräußerungsbeschränkungen.

www.4investors.de: Mit der Neuemission ist auch ein Umtauschangebot für zwei ältere, 2020 und 2021 fällige Anleihen des Unternehmens verbunden. Ist geplant, das Restvolumen der beiden Anleihen zu kündigen, nachdem der Umtausch abgewickelt wurde? Die Möglichkeiten hierzu bestehen ja seit Juli dieses Jahres.

Brinkhoff: Ja, mit der Neuemission beabsichtigen wir, unsere beiden bestehenden Anleihen 2015/2020 und 2014/2021 vorzeitig abzulösen. Hierdurch erreichen wir eine Optimierung der Fälligkeitsstruktur, bei gleichzeitig nachhaltiger Reduktion der Finanzierungskosten.

www.4investors.de: Welche Einsparungen bei den Finanzierungskosten erhoffen Sie sich durch die neue Anleihe?

Brinkhoff: Der wichtigste Aspekt der neuen Anleiheemission ist für uns die frühzeitige Sicherstellung unserer mittel- bis langfristigen Finanzierung zu den heute am Markt vorherrschenden vorteilhaften Konditionen. Eine kurzfristige Reduktion unserer Finanzierungskosten werden wir aufgrund der attraktiven Umtauschprämien, die wir den Inhabern unserer 2020 und 2021 auslaufenden Anleihen bieten, nicht erzielen. In der Folge erwarten wir natürlich günstigere Finanzierungskosten.

www.4investors.de: Ist die neue Anleihe rein zur Refinanzierung alter Emissionen geplant oder wollen Sie mit dem Emissionserlös auch Investitionen finanzieren?

Brinkhoff: Wir haben erst im letzten Jahr Investitionen von rund 3 Millionen Euro für den Umbau unseres Fass-Lagers, sprich in technische Anlagen und Lagerräume, in unserem Underberg Stammhaus in Rheinberg investiert. Darüber hinaus stehen uns neben unserem Cashflow auch ausreichend liquide Mittel für weitere Investitionen in die Entwicklung des Vertriebs, in Neuprodukte und Produktinnovationen sowie in Standortverlagerungen und -optimierungen zur Verfügung. Der Emissionserlös der neuen Anleihe soll vornehmlich der Refinanzierung unserer 2020 und 2021 fälligen Anleihen dienen.

www.4investors.de: Eine AG ist Semper idem Underberg jetzt ja bereits, zudem dem Kapitalmarkt als Anleihe-Emittent bestens bekannt - andererseits ein typisches Beispiel für ein Familienunternehmen. Wäre für die Gesellschaft der Gang an die Börse in Zukunft trotzdem eine Option?

Brinkhoff: Wir haben in den letzten Jahren sehr positive Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt gemacht und uns seit 2011 als verlässlicher Anleiheemittent etabliert. Auch in Zukunft werden Unternehmensanleihen ein wesentlicher Bestandteil unserer Finanzierung bleiben. Ein Börsengang ist derzeit nicht in Planung.

www.4investors.de: 2018/2019 hat Semper idem Underberg den Umsatz von 125,4 Millionen Euro auf 129,9 Millionen Euro gesteigert, der Nachsteuergewinn ist von 6,45 Millionen Euro auf 5,71 Millionen Euro gefallen. Mit welchen Zahlen können Anleger bei Underberg im laufenden Geschäftsjahr 2019/2020 rechnen?

Brinkhoff: Unser Nachsteuergewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr ist aufgrund von Einmalkosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro zurückgegangen. Bereinigt um diese Sondereffekte lagen wir deutlich über dem Vorjahresergebnis. Für das laufende Geschäftsjahr haben wir die Bereiche Produktinnovationen und -variationen, Gastronomie sowie die Internationalisierung unserer Eigenmarken durch umfangreiche Wachstumsinvestitionen erfolgreich gestärkt. Die Ergebnisse werden wir in den kommenden Geschäftsjahren sehen. Zudem erwarten wir positive Effekte auf unseren Umsatz und unser Ergebnis aus den im abgelaufenen Geschäftsjahr ins Sortiment aufgenommenen Neuprodukten sowie den im laufenden Jahr hinzugefügten Produkten aus dem Hause Bols.

www.4investors.de: Bei Underberg tut sich 2019 ja einiges: So haben Sie Ihren Joint Venture-Partner Cointreau mit Wirkung zum 1. April 2019 aus dem gemeinsamen Vertriebs-Joint Venture, der Diversa Spezialitäten GmbH, herausgekauft. Was war der Hintergrund und wie hat sich die Übernahme bei Underberg bisher ausgewirkt?

Brinkhoff: Rémy Cointreau war nach zehn Jahren turnusgemäß aus unserem gemeinsamen Joint Venture ausgeschieden. Durch die Übernahme der Anteile können wir nun die strategische Neuausrichtung der Diversa Spezialitäten GmbH in Eigenregie und somit noch intensiver und effizienter vorantreiben. So haben wir das Sortiment bereits richtungsweisend ausgebaut und haben nun die Möglichkeit, gestärkt zu wachsen.

www.4investors.de: Sie haben 2019 die Kernmarke Underberg neu ausgerichtet und eine Kampagne gestartet, zudem wurde die Distribution für die Marke BOLS in Deutschland übernommen. Wie hat sich dies auf Ihre Zahlen ausgewirkt und haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Brinkhoff: Die ersten Eindrücke sind sehr vielversprechend. Die Marke Bols haben wir erst seit dem 1. Juli an Bord und liegen in den ersten vier Monaten voll im Plan. Mit dem Sortiment erwarten wir weitere positive Impulse.

www.4investors.de: Im letzten Jahresabschluss wurde angekündigt, das bestehende Markenportfolio weiter zu arrondieren und auch neue Eigenmarken zu erwerben oder zu entwickeln. Was hat sich hier neben dem BOLS-Deal bisher getan und was soll sich noch tun? Wie weit sind Ihre Pläne umgesetzt?

Brinkhoff: Aufgenommen haben wir bereits den Nemiroff Vodka sowie Myers’s Rum. Weitere Marken sind in Prüfung. Zudem erweitern wir unsere Produktpipeline kontinuierlich. Mit unseren neuen Produkten Asbach Aperitif sowie PITU Caipirinha, Erdbeere und Batida folgen wir beispielsweise dem Trend zu frischen und jungen Produkten mit geringerem Alkoholgehalt, erschließen neue Kundensegmente und verjüngen unsere Marken. Zudem verfolgen wir konsequent die Themen „Natürlichkeit“, „ohne Zucker“ sowie „Nachhaltigkeit“ und profitieren von unserer langjährigen Kräuterkompetenz.

www.4investors.de: 2021 läuft der Mietvertrag für ihren Standort in Berlin aus. Was hat sich auf der Suche nach einem neuen Standort bisher getan?

Brinkhoff: Wir prüfen derzeit unterschiedliche Standort-Alternativen. Hierbei beziehen wir auch unsere eigenen Standorte ein. Wir gehen davon aus, eine Lösung im ersten Quartal des nächsten Jahres präsentieren zu können.

www.4investors.de: Wird sich der Umzug auf Ihr Produkt-Portfolio auswirken?

Brinkhoff: Wir streben eine höhere Flexibilisierung unseres Produkt-Portfolios im Hinblick auf Verpackungsvielfalt und Nachhaltigkeit an. Hierzu werden wir entsprechende Investitionen vornehmen.

www.4investors.de: Im Lebensmittelbereich ist das Online-Geschäft trotz des Engagements von Amazon branchenweit bisher nicht in Schwung gekommen. Allerdings ist der Markt dank neuer Player, z.B. Lieferdienste wie Beispiel Flaschenpost, in Bewegung. Wie hat Underberg sich im Onlinehandel positioniert und wo sehen Sie Nachhol- und Veränderungsbedarf?

Brinkhoff: Der Onlinehandel spielt bei Spirituosen mit einem Anteil von unter 3 Prozent aktuell noch eine untergeordnete Rolle. Aber wir sind dabei, uns hier bereits gut aufzustellen und werden das auch künftig weiterentwickeln, insbesondere im Hinblick auf eigene Aktivitäten.