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Ekosem-Agrar: Große Expansionspläne in Russland – und ein Blick nach China

05.07.2019 07:51 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Ekosem-Agrar platziert eine Anleihe über 100 Millionen Euro. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Ekosem-Agrar-Chef Stefan Dürr, wie er das Geld aus der Anleihe nutzen will. Bild und Copyright: Ekosem-Agrar.

Ekosem-Agrar begibt eine Anleihe über 100 Millionen Euro, die fünf Jahre läuft. Das Papier ist mit 7,5 Prozent verzinst. Altinvestoren können ihre Papiere in die neue Anleihe umtauschen. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Ekosem-Agrar-Chef Stefan Dürr, wie er das Geld aus der Anleihe nutzen will. Dürr spricht ausführlich über die Situation in Russland, über die Unterstützung durch den Staat und über die Lage der dortigen Milchbauern. Er macht in dem Exklusivinterview klar, warum es sich für Ekosem-Agrar lohnt, auch auf Molkereien zu setzen und gibt einen Ausblick auf das laufende Jahr.


www.4investors.de: Die Sanktionen gegenüber Russland sind immer wieder ein Thema. Spüren Sie diese Sanktionen in Ihrer täglichen Arbeit?

Dürr:
Nein, in unserer täglichen operativen Arbeit betreffen uns die Sanktionen gegenüber Russland nicht und es ist aktuell nicht absehbar, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Ich hoffe aber, dass sich hier die Vernunft irgendwann durchsetzt und man wieder miteinander redet, wie man die Differenzen zwischen einigen westlichen Ländern und Russland beilegen kann. Denn unabhängig von den konkreten Einflüssen führt ein gegenseitiges Sanktionsregime zu Unsicherheit, die generell schlecht für alle ist.

www.4investors.de: Aktuell begibt Ekosem-Agrar eine Anleihe. Das Geld aus der neuen Anleihe soll auch zum Erwerb von landwirtschaftlichen Flächen genutzt werden. Wie viel kostet ein Hektar Land in Russland, der für Sie interessant ist? Und wie entwickeln sich dort die Preise?

Dürr:
Aktuell liegt der Kaufpreis für einen Hektar Land in den von uns bewirtschafteten Regionen zwischen 100 Euro und 1.500 Euro, Tendenz steigend. In Russland findet seit einiger Zeit eine starke Umverteilung von Land statt. Die Bedingungen sind in den letzten Jahren rauer geworden und deshalb müssen viele kleine und mittlere Betriebe verkaufen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wir nutzen die Gelegenheit und kaufen das Land, wenn es in unseren Regionen liegt und zu unseren Expansionsplänen passt, oder ein Wettbewerber tut dies. Insgesamt betragen die Bodenpreise aber nach wie vor nur einen Bruchteil dessen, was man beispielsweise in Deutschland oder weiten Teilen Osteuropas für einen Hektar Ackerland bezahlt.

www.4investors.de: Sie kontrollieren 554.000 Hektar Land. Wie viel davon gehört ihnen?

Dürr:
Von den mehr als 550.000 Hektar Land, die wir derzeit kontrollieren, befindet sich knapp die Hälfte in unserem Eigentum.

www.4investors.de: Und wie soll es bei den Nutzungsrechten bis Ende 2020 aussehen?

Dürr:
Wie bereits erwähnt, werden wir unsere landwirtschaftliche Nutzfläche auch in Zukunft erweitern, wenn die uns angebotenen Flächen zu unserer Wachstumsstrategie passen. Ob es sich dann dabei um Eigentum oder Pacht handelt, ist vor allem von den jeweiligen Gegebenheiten abhängig. Die Wachstumsstrategie wird klar definiert über die regionale Ausbreitung der Milchverarbeitung und die hierfür notwendigen Kapazitäten der Rohmilchproduktion.

www.4investors.de: Warum sollten Altinvestoren Ihre Anleihe umtauschen?

Dürr:
Wir haben uns in den letzten Jahren als verlässlicher Akteur am deutschen Kapitalmarkt etabliert und berichten über das erforderliche Maß hinaus transparent über unsere Geschäftsentwicklung. Dies spiegelt, denke ich, auch der derzeitige Kurs unserer beiden Anleihen wider. Mit unserer neuen Anleihe 2019/2024 bieten wir unseren bisherigen Anleihegläubigern, aber auch neuen Investoren die Möglichkeit, für weitere fünf Jahre zu einem festen attraktiven Zinssatz von 7,5 Prozent jährlich an unserer Erfolgsgeschichte zu partizipieren. Der Umtausch gewährleistet eine unterbrechungsfreie attraktive Verzinsung und zusätzlich eine Einmalzahlung von 2,5 Prozent.

www.4investors.de: Ihre Anleihe ist mit 7,5 Prozent verzinst. Wie sind die Zinsen bei Krediten, die Sie von russischen Banken erhalten?

Dürr:
In Russland haben wir größtenteils zinssubventionierte Bankdarlehen. Bei den geförderten Investitionskrediten darf der Zinssatz maximal 5 Prozent betragen, lag im vergangenen Jahr aber effektiv bei unter 3 Prozent. Diese Darlehen sind aber, damit sie subventioniert werden, immer an bestimmte Verwendungszwecke gebunden, meist an Bau und Ausstattung von Milchviehanlagen. Über alle Darlehen liegen wir insgesamt bei einem durchschnittlichen Zinssatz von rund 5,2 Prozent auf Rubelbasis. Die Anleihen sind zwar teurer, aber erhalten uns den Kapitalmarktzugang und bilden ein zweites Standbein der Fremdfinanzierung.

www.4investors.de: Welche Unterstützung, welche Subventionen erhalten Sie vom russischen Staat und den Provinzen?

Dürr:
Die wichtigste öffentliche Unterstützung von Regionen und der russischen Regierung ist die Investitionsförderung. Diese setzt sich zusammen aus nicht rückzahlbaren Zuschüssen für den Bau und die technische Ausstattung sowie Zinssubventionen über die Finanzierungslaufzeit, die in der Regel 15 Jahre beträgt.

www.4investors.de: Bisher gehören vier Molkereien zu Ihrer Gesellschaft. Sie wollen die Wertschöpfungskette erweitern. Dazu gehört der Aufbau weiterer Molkereien? Was kostet das?

Dürr:
Im Geschäftsjahr 2018 haben wir nur einen kleinen Teil unserer Rohmilch selbst verarbeitet. Aktuell nehmen wir an zwei Molkereien in den Regionen Kaluga und Woronesch Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen vor, um dort zukünftig ein noch attraktiveres Produktsortiment herstellen zu können. Darüber hinaus bauen wir eine kleine Käserei an einem bestehenden Standort. Und in der Region Nowosibirsk errichten wir derzeit eine große Molkerei mit einer Verarbeitungskapazität von über 1.100 Tonnen täglich, die voraussichtlich Ende 2020 in Betrieb gehen wird. Die Investitionen für diese Molkerei betragen rund 260 Millionen Euro, die über eine russische Bank finanziert werden. Wir haben bereits Pläne für vergleichbare Anlagen in weiteren Regionen Russlands.

Ekosem-Agrar-Chef Stefan Dürr. Bild und Copyright: Ekosem-Agrar.



www.4investors.de: In Deutschland klagen viele Landwirte über die niedrigen Milchpreise. Ist das in Russland ähnlich?

Dürr:
Sowohl der russische als auch der deutsche Milchpreis bewegen sich in Einklang mit dem Weltmarktpreis. Allerdings liegt unser Milchpreis in Russland meist 8-10 Eurocent über dem Weltmarktpreis, da in Russland ein Defizit an lokal produzierter Milch besteht. Positiv wirkt sich für uns auch aus, dass die Gesamtkosten pro Kilogramm verkaufter Rohmilch in unseren russischen Betrieben durchschnittlich rund 5 Eurocent unter den Produktionskosten in Deutschland liegen. Ein wesentlicher Faktor ist hier der bereits erläuterte niedrige Preis für Land, was sich in niedrigeren Futterkosten bemerkbar macht.

www.4investors.de: Bleibt die Milch für Ihre Arbeit der bestimmende Faktor oder wollen Sie in weitere Agrarbereiche diversifizieren?

Dürr:
Die Milcherzeugung und sukzessive die Verarbeitung unserer Rohmilch bleiben das Kerngeschäft unserer Unternehmensgruppe. Dazu erweitern wir sowohl unsere Milchkuhherde und bauen auch unsere Verarbeitungskapazitäten weiter aus. Darüber hinaus bleiben wir in den Bereichen Saatgut und Ackerbau aktiv, die als ergänzende Geschäftszweige anzusehen sind. Im Bereich der ökologischen Landwirtschaft produzieren wir Bio-Rindfleisch und seit Neuestem auch Bio-Milch, wenn auch noch in sehr geringen Mengen. Die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln nimmt aber auch in Russland stetig zu, sodass wir hier ein erhebliches Potential für die Zukunft sehen.

www.4investors.de: Ihr nächstes Ziel ist der Aufbau Ihrer Milchviehherde auf 100.000 Tiere. Und was folgt dann?

Dürr:
Unser mittel- bis langfristiges Ziel ist es, sofern die positiven Rahmenbedingungen mit der Unterstützung von Seiten der russischen Regierung erhalten bleiben, der erste vertikal integrierte Hersteller von Milchprodukten mit russlandweiter Abdeckung zu werden. Dafür werden wir die Herde und unsere Verarbeitungskapazitäten noch weiter ausbauen. Neben dem russischen Markt wollen wir 2020 auch erste Gehversuche beim Export nach China starten.

www.4investors.de: Derzeit haben Sie 15 neue Milchkomplexe im Bau. Gibt es schon weitere Bau- und Erweiterungspläne in den Schubladen?

Dürr:
Vor dem Hintergrund der guten Rahmenbedingungen für unsere Expansion sind wir kontinuierlich auf der Suche nach geeigneten Standorten für neue Milchviehanlagen.

www.4investors.de: Wie stark sind Sie als Milchbauer vom Wetter abhängig?

Dürr:
Die Witterung hat vor allem Einfluss auf unseren Geschäftsbereich Ackerbau und damit auf die Produktion des Futters für unsere Herde. Da wir mittlerweile in neun Regionen Russlands vertreten sind, mit teilweise deutlich unterschiedlichen Klimaverhältnissen, ist das Risiko von Ernteeinbußen aufgrund von schlechten Witterungsbedingungen begrenzt. In der Rohmilchproduktion steigt die tägliche Milchleistung pro Kuh zum Sommer hin an und ist im Herbst wieder rückläufig. So liegt die Milchleistung bei unseren Kühen in den Sommermonaten rund 10 Prozent über der Milchleistung im Herbst. Aufs Jahr gerechnet melken wir über 9.000 kg Milch pro Kuh, in unserer besten Anlage sogar knapp 11.000 kg.

www.4investors.de: Wie sieht Ihre Prognose für 2019 aus?

Dürr:
Auf Basis der derzeitigen Planung gehen wir für das laufende Jahr davon aus, dass unsere Milchkuhherde die Marke von 100.000 Tieren zum Jahresende überschreiten wird und wir eine Milchleistung von 800.000 Tonnen erreichen werden. Daraus ergibt sich eine Umsatzerwartung für 2019 in Höhe von 380 Millionen Euro bis 410 Millionen Euro.

www.4investors.de: Wieso sind Sie nicht an der russischen Börse aktiv?

Dürr:
Die russische Börse hat sich nach einer Schwächeperiode in den letzten Monaten wieder deutlich erholt. Generell schließen wir nicht aus, auch am russischen Kapitalmarkt irgendwann aktiv zu werden. Interesse von russischen Investoren ist allemal gegeben. Dies steht aber derzeit nicht im Fokus unserer Planungen.

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