Steinhoff Aktie: Geht das gut?

Verliert die Börse bald die Geduld? Nachdem Steinhoff International erneut die Bilanzvorlage für die 2017 und 2018 beendeten Geschäftsjahre verschoben hat, kam es am Freitag zum deutlichen Rückschlag für die Steinhoff Aktie. Immer wieder belasten solche Verschiebungen im Sanierungsprozess des Unternehmens nach dem Ende 2017 aufgedeckten Bilanzskandal den Aktienkurs. Am Freitag sorgten die Neuigkeiten auf Schlusskursbasis für ein Minus von knapp 4 Prozent auf 0,1087 Euro. Das Tagestief für die Steinhoff Aktie wurde bei 0,108 Euro nicht weit darunter notiert. Charttechnische Verkaufssignale an der Unterstützung bei 0,112/0,114 Euro haben die Lage am Freitag für das Papier des niederländisch-südafrikanischen Unternehmens nicht besser gemacht.

Immerhin: Aktuell zeigt sich eine leichte Kurserholung bei der Steinhoff Aktie: Indikationen am Montagmorgen notieren bei 0,109/0,110 Euro, signalisieren damit ein Plus aber keine Entwarnung. Das Verkaufssignal ist nicht neutralisiert. In der technischen Analyse für die Steinhoff Aktie besteht damit unverändert das Risiko, dass es kurzfristig zu einem Test der Unterstützungszone zwischen 0,1025 Euro und dem Bereich um 0,105 Euro kommt. Am Freitag konnten kleinere Supports bei 0,108 Euro dies noch verhindern. Im Chartbild der Steinhoff Aktie sind dagegen die Bereiche um 0,112/0,114 Euro und darüber um 0,118/0,121 Euro weiter als Signalzonen relevant - mittlerweile in Form von charttechnischen Widerstandsmarken.

Hier noch einmal unser Bericht vom Freitag:

Steinhoff (über)strapaziert die Nerven der Aktionäre

Wieder einmal muss Steinhoff International wichtige Termine verschieben. Diesmal sogar sehr wichtige: Die noch offenen Bilanzen der Konzerngruppe für 2017 und 2018 beendete Geschäftsjahre sollten eigentlich am 18.April vorgelegt werden. Nun werden der 7. Mai für die 2017er-Bilanz und sogar der 18. Juni (!) für die 2018er-Bilanz genannt. Es sind die ersten testierten Bilanzen, die Steinhoff International seit der Aufdeckung des Bilanzskandals im Dezember 2017 vorlegen wird. An der Börse war der Termin mit Spannung erwartet worden, erst recht nachdem seit Mitte Mai der Bericht von PwC zum Bilanzskandal beim Unternehmen vorliegt - wir berichteten: Steinhoff: Der PwC-Bericht ist da – Viele irreguläre Transaktionen.

Wer Steinhoff International beobachtet oder sogar in dem Papier engagiert ist, der ist permanente Terminverschiebungen des Konzerns gewohnt. Zur Verteidigung des Unternehmens muss erwähnt werden: Der Konzern ist unglaublich komplex, der Untersuchungsbericht enorm umfangreich und voll mit bilanzrelevanten Inhalten. Dass man angesichts der milliardenschweren Verfehlungen des früheren Managements betont sorgfältig arbeiten will, ist verständlich und kostet Zeit. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft an anderen Stellen der zahlreichen Sanierungsvorhaben ebenfalls nicht so schnell wie geplant voran kommt. Rechtsstreitigkeiten und ebenfalls komplexe Transaktionen sind die wesentlichen Gründe hierfür.

Und doch fällt es schwer zu verstehen, warum Steinhoff 13 Tage vor der geplanten Bilanzvorlage auffällt, dass man an der Bilanz noch weitere zwei Monate wird arbeiten müssen. Die Erklärungen, die Steinhoff bietet, tragen nicht gerade zur Zufriedenheit an der Börse bei. Man verweist wie immer auf die - Zweifels ohne vorhandene - Komplexität der Aufgabe. Doch das dürfte den Verantwortlichen nicht erst heute aufgefallen sein. Dass man signifikant voran gekommen sei, wie Steinhoff betont, ist da nur ein schwacher Trost. Hier (über)strapaziert das Unternehmen die Geduld der Anleger, Terminverschiebungen werden zu einem traurigen „running gag” bei der Gesellschaft.