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euromicron: „Wir sind der Problemlöser für unsere Kunden“

24.04.2018 06:38 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Bettina Meyer, Vorstandssprecherin der euromicron, im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: euromicron.

Die Zahlen zum vierten Quartal von euromicron sind am Markt nicht gut angekommen. Der Kurs hat sich davon noch immer nicht erholt. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de nimmt Bettina Meyer, Vorstandssprecherin der euromicron, zu den Zahlen Stellung. Sie blickt auf den Jahresauftakt und spricht über das Ziel, die Transformation von euromicron im laufenden Jahr abzuschließen. Die Prognose für 2018 und die Entwicklungen in China sind weitere Themen im Gespräch mit Bettina Meyer. Auch auf künftige Wachstumsschwerpunkte sowie auf die Verschuldung geht die Vorstandssprecherin von euromicron ausführlich ein.


www.4investors.de: Sie bezeichnen sich als Spezialisten für das Internet der Dinge. Noch kann dieses Thema nicht jeder Investor genau einordnen. Welche Möglichkeiten ergeben sich durch das Internet der Dinge?

Meyer:
Das Internet der Dinge birgt für uns ein großes Wachstumspotential. Denn was die Digitalisierung der Geschäftsmodelle anbetrifft, sehen wir bei vielen Unternehmen noch Nachholbedarf. Wir sorgen mit infrastrukturnahen Lösungen dafür, dass der Übergang in die digitale Zukunft gelingt. Auf Basis digitalisierter Infrastrukturen entwickeln wir mit und für unsere Kunden so genannte Smart Services. Dazu gehören Predictive-Maintenance-Modelle oder intelligente Lösungen für die Sicherheits- und Gebäudetechnik. Insgesamt konzentrieren wir uns auf die Märkte „Digitalisierte Gebäude“, „Industrie 4.0“ und „Kritische Infrastrukturen“. Hier sorgen wir für eine sichere Datenkommunikation und helfen unseren Kunden, Geschäfts- und Produktionsprozesse zu vernetzen und zu digitalisieren.

www.4investors.de: 2015 haben sie die Transformation des Unternehmens gestartet. Drei Jahre später – hätten sie einiges anders machen sollen?

Meyer:
Die eingeleitete Reorganisation des euromicron Konzerns war damals alternativlos. Wir haben im Konzern „aufgeräumt“, die Strukturen verschlankt und die Unternehmen strategisch neu ausgerichtet. Im Zuge der noch andauernden Transformationsphase liegt unser Augenmerk darauf, die Prozesse im Konzern weiter zu optimieren sowie unsere Kompetenzen und Innovationsfähigkeit in strategischen Zukunftsfeldern zu stärken. Wir sind auf dem richtigen Weg und bereits wichtige Schritte des Wandels gegangen. Dies spiegeln auch die positiven Resultate im Geschäftsjahr 2017 wider. Wesentliche Kennzahlen konnten wir verbessern: Die Umsatzerlöse lagen 2017 mit 332,9 Millionen Euro um 2,3 Prozent über dem Vorjahr und im Rahmen der prognostizierten Bandbreite von 330 Millionen Euro bis 350 Millionen Euro. Zugleich haben wir trotz Umbau unsere Profitabilität weiter gesteigert. Wir haben 2017 ein operatives EBITDA von 13,5 Millionen Euro erzielt. Dies entspricht einer operativen EBITDA-Marge von 4,1 Prozent.

www.4investors.de: 2018 wird definitiv das letzte Jahr im Transformationsprozess der euromicron sein?

Meyer:
Unser Ziel ist es, die Transformation des euromicron Konzerns zum Jahresende 2018 offiziell abzuschließen. Dies ist für uns aber nur ein weiterer Etappensieg und angesichts des rasanten technologischen Wandels Ansporn, den Konzern mit Blick auf die Bedürfnisse des Marktes weiterzuentwickeln. Daher investieren wir in innovative Geschäftsfelder, die mittelfristig zu einer weiteren Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit führen werden. Durch M+A-Maßnahmen können wir unsere Kompetenzen in Innovationsbereichen erweitern – zum Beispiel durch die Übernahme des IT-Sicherheitsspezialisten KORAMIS im vergangenen Jahr. Mit dieser Akquisition haben wir wertvolle Kompetenzen bei einem Zukunftsthema hinzugewonnen: Cybersecurity für Kritische Infrastrukturen und Industrie 4.0. So können wir Kunden individuelle und sichere Gesamtlösungen für Prozess- und Betriebsnetze aus einer Hand anbieten.

www.4investors.de: Ihre drei Zielmärkte sind „Digitalisierte Gebäude“, „Industrie 4.0“ und „Kritische Infrastrukturen“. Sticht einer dieser Märkte besonders hervor, ist lukrativer?

Meyer:
Die einzelnen Märkte zeigen eine unterschiedliche Wachstumsdynamik. In Deutschland weist der Markt für „Industrie 4.0“ die größte Dynamik auf - dies führt zu einem steigenden Bedarf an intelligenten, digitalen Infrastrukturen, die für eine moderne Informations- und Kommunikationstechnik in der Produktion essentiell sind. Für uns ist entscheidend, dass wir als euromicron in den einzelnen Märkten gut positioniert sind. In jedem dieser Märkte bieten wir unseren Kunden individuelle IoT-Lösungen vom Sensor bis hin zum Service. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Gesellschaften können wir auf die Bedürfnisse unserer Kunden individuell eingehen und ganzheitliche Lösungen im Rahmen einer vertikalen Integration realisieren. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern decken wir die gesamte IoT-Wertschöpfungskette ab: Sensorik und Endgeräte, Infrastrukturen, IoT-Plattformen, Applikationen und Service-Leistungen. Das kommt bei unseren Kunden gut an.

www.4investors.de: Kann in Zukunft ein vierter Markt bei dieser Auflistung hinzukommen?

Meyer:
Im Rahmen unserer Strategie fokussieren wir uns auf die Märkte „Digitale Gebäude“, „Industrie 4.0“ und „Kritische Infrastrukturen“. Dort sehen wir durch die zunehmende Digitalisierung attraktive Wachstumschancen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass wir uns auf unsere Kompetenzen konzentrieren und diese weiterentwickeln. Natürlich kann es sein, dass diese künftig auch in weiteren Märkten gefragt sein werden.

www.4investors.de: Analysten sprechen von enttäuschenden Zahlen zum vierten Quartal. Auch die Marktreaktion ist eindeutig. Was lief zuletzt falsch?

Meyer:
Wir haben uns im Geschäftsjahr 2017 insgesamt planmäßig entwickelt - möglicherweise haben die guten Q3-Zahlen höhere Erwartungen geschürt. Wir haben die Umsatz- und Ergebnisprognose im Gegensatz zu früheren Jahren erfüllt und wesentliche Kennzahlen im Geschäftsjahr 2017 verbessert. Dies zeigt, dass der eingeschlagene strategische Kurs richtig ist und die eingeleiteten Maßnahmen Früchte tragen. Wir werden die Aktivitäten des euromicron Konzerns weiter konsequent auf den Zukunftsmarkt „Internet der Dinge“ ausrichten.

www.4investors.de: Wie ist das neue Jahr angelaufen?

Meyer:
Nach ersten Erkenntnissen sind wir planmäßig in das Jahr 2018 gestartet. Genaue Informationen zum Jahresstart können wir Ihnen Mitte Mai mit dem Bericht zum ersten Quartal geben.

www.4investors.de: Für das laufende Jahr prognostizieren sie einen Umsatz von 340 Millionen Euro bis 360 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge soll zwischen 4 Prozent und 5 Prozent liegen. Ist das eine eher konservative Aussage?

Meyer:
Auf Basis unserer Planung können wir mit der genannten Prognose guten Gewissens in das Geschäftsjahr 2018 gehen. Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln und auch im laufenden Geschäftsjahr profitabel wachsen.

www.4investors.de: Werden sie 2018 unterm Strich schwarze Zahlen schreiben?

Meyer:
Unsere Maxime lautet weiterhin „Profitabilität vor Umsatz“. Im Jahr 2018 wollen wir erstmals mit allen Konzerneinheiten Gewinne erzielen. Für die kommenden Jahre erwarten wir darüber hinaus eine kontinuierliche Verbesserung der Profitabilität. Die operative EBITDA-Marge soll in den Folgejahren um ca. einen Prozentpunkt pro Jahr gesteigert werden, so dass mittelfristig eine EBITDA-Marge von mehr als 8,0 Prozent erreicht wird.

www.4investors.de: Bei ihrer Prognose lassen sie sowohl die Möglichkeit von Desinvestments als auch von Akquisitionen offen. Wo könnten sie dabei tätig werden?

Meyer:
Wir fokussieren uns auf strategische Innovationsbereiche und wollen unser vorhandenes Know-how entlang der gesamten Wertschöpfungskette weiter stärken. Dabei geht es darum, unsere Innovationsbereiche sinnvoll zu ergänzen, und nicht etwa um den einen großen Zukauf. Durch die zunehmende Digitalisierung sind komplexe ganzheitliche Lösungen erforderlich. Hier sind wir der Problemlöser für unsere Kunden, da wir dank unserer Integrationskompetenz alle Bausteine einer IoT-Lösung anbieten können. Im Gegenzug setzen wir uns auch intensiv damit auseinander, profitable, aber strategisch nicht relevante Gesellschaften abzugeben.

www.4investors.de: Und wie viel Geld wollen sie für Akquisitionen ausgeben?

Meyer:
Entscheidend ist für uns, dass die Akquisition zu unserer Unternehmensstrategie passt und wir den euromicron Konzern gezielt stärken. Wenn sich eine konkrete Chance ergibt, werden wir genau prüfen, was zum entsprechenden Zeitpunkt möglich ist.

www.4investors.de: Welche Erwartungen haben sie an die neue Tochter in China?

Meyer:
Durch die Gründung der ProCom-Niederlassung in China haben wir uns in diesem Markt noch effizienter aufgestellt und können durch die eigene Kompetenz vor Ort als euromicron künftig flexibler agieren. Dies macht uns unabhängig von Zwischenhändlern und spart Kosten. Während ProCom derzeit neben dem Bahngeschäft vor allem auch in der Stahlindustrie tätig ist, sollen zudem neue Marktsegmente in China wie zum Beispiel die Petrochemie erschlossen werden. Auf diese Weise wollen wir vom Wachstum im chinesischen Markt profitieren.

www.4investors.de: Rund 83 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaften sie in Deutschland. Wäre eine gewisse geographische Diversifikation für euromicron hilfreich?

Meyer:
Der Schwerpunkt unserer Geschäftstätigkeit liegt weiterhin im deutschsprachigen Raum. Wir sind tief im Mittelstand verankert und können durch unser gewachsenes Netzwerk und 30 Standorte bundesweit unseren Kunden eine optimale Betreuung bieten. Unsere Tätigkeit in der Systemintegration oder bei Industrie 4.0-Anwendungen wird von Spezialisten ausgeführt, die eng mit dem Kunden zusammenarbeiten und individuelle Lösungen entwickeln. Dies lässt sich nicht ohne weiteres auf ausländische Märkte übertragen. Im Auslandsgeschäft steht stattdessen der Vertrieb technischer Komponenten im Vordergrund – beispielsweise die Switche der MICROSENS, die in Smart City Lösungen zum Beispiel in Mailand eingesetzt werden. Wir diversifizieren uns daher in erster Linie über unsere strategischen Geschäftsfelder, weniger über Regionen.

www.4investors.de: Analysten sehen ihre relativ hohe Verschuldung als Schwäche an. Werden sie diese in den kommenden Jahren abbauen?

Meyer:
Im Rahmen unseres Kapitalmanagements arbeiten wir daran, die Nettoverschuldung mittelfristig zu reduzieren. Dazu sollen die Reduktion des Working Capitals durch ein konzernweites Optimierungsprogramm und natürlich die Steigerung des Konzernergebnisses sowie die Weiterentwicklung in unseren strategischen Märkten beitragen. Daneben werden wir fortlaufend auch die Möglichkeit prüfen, die Nettoverschuldung durch die Veräußerung nicht strategischer Konzerngesellschaften zu senken.

www.4investors.de: Wo sehen sie ihre künftigen Wachstumsschwerpunkte?

Meyer:
Der Megatrend der Digitalisierung führt zu deutlich steigenden Investitionen in digitale Infrastrukturen. Diese Wachstumschancen wollen wir nutzen, das heißt unser Innovationsgeschäft im Markt „Internet der Dinge“ und insbesondere das margenstarke Geschäft mit Smart Services, weiter ausbauen. Je mehr digitale Vernetzung und IoT-Lösungen in unseren Märkten benötigt werden, umso stärker können wir als IoT-Spezialist für den Mittelstand profitieren. Gerade im Bereich Industrie 4.0 sind unsere Kompetenzen sehr gefragt. Der weitere Ausbau unserer strategischen Geschäftsfelder wird zu einer kontinuierlichen Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit führen.

www.4investors.de: Wenn man sich ihren Kurs anschaut, so geht es zuletzt ständig abwärts. Hat der Markt etwas falsch verstanden?

Meyer:
Wir wollen im Markt „Internet der Dinge“ profitabel wachsen und nach dem Abschluss der Transformation in diesem Jahr ab 2019 eine Phase des Wachstums einläuten. Es gilt, die nächsten Schritte nach vorne zu machen, um die Wachstumschancen in unseren Märkten in Wachstumspotenzial für unseren Konzern umzuwandeln. So konzentrieren wir uns weiter darauf, die positive operative Geschäftsentwicklung auch in den kommenden Jahren fortzuführen. Dies hat für uns oberste Priorität. Ich bin überzeugt, dass wir auf diese Weise dem Kurs langfristig Impulse geben können.

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