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Steinhoff Aktie nach dem Absturz: Die „Chaostage” gehen weiter

10.12.2017 10:51 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Der international tätige Möbelkonzern Steinhoff, dessen Aktien im MDAX notiert sind, gehört zu den Gesellschaftern von Poco. Bild und Copyright: Steinhoff.

Der international tätige Möbelkonzern Steinhoff, hierzulande vor allem als einer der Gesellschafter der Poco-Märkte bekannt, führte lange Zeit hierzulande trotz MDAX-Notierung ein eher weniger beachtetes Börsendasein. Das hat sich mit den wachsenden Zweifeln an der Werthaltigkeit den älteren und aktuellen Bilanzen des Konzerns, dessen Aktien in Frankfurt und Johannesburg notieren, kräftig geändert. Ganz neu sind diese Aspekte nicht, schon seit längerem beschäftigen sich Behörden immer wieder mit Steinhoff. An der Börse gab es skeptische Stimmen zu den Zahlen des Konzerns und deren Werthaltigkeit bis hin zu Aussagen, dass man den Zahlen des Unternehmens schlicht nicht trauen könne.

Doch nach dem Rückzug des Konzernchefs Markus Jooste eskaliert die Lage. Vor allem an der Börse hat dies eine Besorgnis erregende Dynamik in Gang gesetzt. Die Steinhoff Aktie, die lange Zeit des Jahres Kurse mit einer 4 oder 5 vor dem Komma sah, rauschte als Folge der Ereignisse in den letzten Tagen steil in den Keller. Bei 0,35 Euro wurde am Freitag das bisherige Tief gemessen, zweistellige Milliardenwerte wurden durch den Kurssturz vernichtet, mittlerweile kommt Steinhoff nur noch auf rund 2 Milliarden Euro Börsenwert. Längst wird in der Aktie hoch riskant gezockt, was starke Schwankungen produziert und die Risiken weiter erhöht - Steinhoff selbst hat vor Engagements in der eigenen Aktie in den letzten Tagen gewarnt.

Wie ernst ist es Steinhoff mit der Aufklärung?

Nachdem sich der bisherige Konzernchef Jooste, zentrale Figur bei der jahrelangen Expansion der Gesellschaft, im Zuge des sich anbahnenden Bilanzskandals aus dem Unternehmen zurückgezogen hat, bemüht sich die Gesellschaft nun um Aufklärung. Wie umfangreich diese sein und wie ernsthaft diese betrieben wird, daran herrschen durchaus Zweifel. Aufsichtsratschef Christo Wiese wird zunächst die Geschäfte bei Steinhoff als Executive Chairman führen. Zudem hat die Gruppe PwC mit einer Untersuchung der fraglichen bilanziellen Positionen beauftragt und ein neues Komitee ins Leben gerufen, das sich verstärkt mit Corporate Governance beschäftigen soll. Es sind viele Steinhoff-Leute selbst, die nun die Aufklärungsbemühungen führen sollen.

Bisher haben diese Entscheidungen nicht dazu geführt, dass an der Börse das Vertrauen zurückkehrt oder sich die Lage beim Konzern mit seinen rund 130.000 beschäftigten Personen und Aktivitäten in 30 Ländern zumindest stabilisiert. Ermittlungen von Behörden wie die BAFin oder auch südafrikanischer Stellen zu Aktiengeschäften und Insiderrichtlinien kommen hinzu und verstärken die Unsicherheit, dürften aber im Falle der BAFin vor allem auch Routine bei derart starken Kursbewegungen wie derzeit zu sehen sein. Kepler Cheuvreux warnte zum Beispiel gerade erst davor, dass der Interimschef Christo Wiese selbst Teil der Untersuchungen werden könnte, da er als Aufsichtsrat eine enge Verbindung zu den Vorgängen beim Möbelkonzern habe. Wieses Rolle bei den Vorgängen ist bisher völlig offen.

Anleger sorgen sich um Steinhoffs Liquidität

Was bei den Untersuchungen herauskommen wird, bleibt abzuwarten, zumal nur wenige Details bekannt sind. Die Personalien und vor allem die Untersuchungen des möglichen Bilanzskandals dürften auch die Kreditgeber des Möbelkonzerns brennend interessieren, die Milliardensummen im Feuer haben. Zu den Geldgebern gehören neben südafrikanischen Banken auch die Commerzbank und internationale Bankenriesen wie Goldman Sachs und HSBC. Ein geplantes Treffen des Konzerns mit seinen Kreditgebern am 11. Dezember wurde mittlerweile abgesagt. Ein Nachholtermin steht schon fest. Steinhoff will die Banker am 19. Dezember treffen, die Gespräche sollen sich um Kredit im mittleren einstelligen Milliardenvolumen drehen.

Ob bis dahin die testierten Zahlen vorliegen, die der Konzern bisher nicht mitteilen konnte, ist offen. Ein solches Treffen würde jedoch mit diesen Zahlen wohl mehr Sinn machen, zumal neben der Werthaltigkeit von Kreditsicherheiten auch die so genannten Covenants solcher Kreditvereinbarungen beim weiteren Verhalten der Banken eine wichtige Rollen spielen dürften. Das gilt ebenso für die finanzielle Lage der Beteiligungen, die nicht im Abschluss des weit verzweigten und tief verschachtelten Konzerns erfasst sind und die wohl die größte Unsicherheitsposition darstellen. Gerade das hat in den letzten Tagen einige Börsianer immer wieder Vergleiche zum Enron-Skandal ziehen lassen - ob berechtigt oder viel zu weit hergeholt, bleibt abzuwarten.

Die Meldungen über ein schnelles Treffen der Konzernspitze mit den Gläubigern, eine Abstufung des Bonitätsratings sowie vor allem der Hinweis von Steinhoff, man habe Kaufinteressenten für Randbereiche mit einem Wert von rund einer Milliarde Euro, haben den Markt jedenfalls nicht beruhigt. Im Gegenteil: Die Sorgen um die Liquidität der Gesellschaft wachsen. Dass Moody´s mit der Herabstufung ernsthafte Zweifel an Steinhoffs Fähigkeit, Schulden zu bedienen, signalisiert, obwohl der Konzern immer wieder auf sein profitables Kerngeschäft und die ungebrochen laufenden Geschäfte verweist, dürfte das bevorstehende Treffen mit den Bankern nicht gerade einfacher machen. Das Treffen mit den Kreditgebern könnte damit zum zentralen Punkt in der Zukunft des Möbelkonzerns werden. Die Unsicherheiten rund um Steinhoff und deren Aktie bleiben hoch, starke Kursschwankungen dürften an der Tagesordnung bleiben.

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