Eskalation im Irankonflikt erhöht Risiken für Weltwirtschaft - Nord LB
13.06.2025 15:53 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Israel hat heute Nacht den Iran angegriffen. Nach israelischen Angaben seien dabei mehr als 100 Ziele ins Visier genommen worden, vor allem Atomanlagen sowie militärische Ziele. Die Angriffe sollen zudem noch einige Tage weitergehen. Zur Begründung verweist Israel auf die jüngsten Fortschritte Irans in seinem Atomprogramm, der Iran stehe demnach womöglich nur wenige Monate vor dem Besitz einer Atombombe. Die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte zuletzt nicht ausschließen wollen, dass das Atomprogramm des Irans nicht nur friedlichen Zwecken diene. Ersten Meldungen zufolge sollen bei dem initialen Schlag der Armeechef Irans, der Chef der iranischen Revolutionsgarden sowie zwei bekannte Atomwissenschaftler getötet worden sein. Der Iran wiederum hat Vergeltung gegen Israel und die USA angekündigt, erste Drohnenangriffe gegen Israel wurden bereits kurz nach dem Angriff gestartet. Dass direkte Gegenschläge des Irans große Wirkung entfalten, ist aufgrund des ungleichen Kräfteverhältnisses eher unwahrscheinlich. Die USA betonten, nicht an den Angriffen beteiligt zu sein. US-Präsident Donald Trump hatte sich in den vergangenen Tagen betont skeptisch zu den Erfolgsaussichten der diplomatischen Gespräche über das iranische Atomprogramm geäußert, zugleich aber einen Angriff auf die Atomanlagen nicht befürwortet. Israel hat zwar die USA vorab informiert, aber angeblich eigenständig gehandelt. Die neue Eskalation im Nahen Osten erhöht nochmals die Risiken für die Weltwirtschaft und die Märkte in einer ohnehin angespannten Situation. Allerdings hatte sich diese Entwicklung in den vergangenen Tagen bereits angedeutet. Da die USA aus Sicherheitsgründen Botschaftspersonal im Nahen Osten in der Woche reduziert hatten, machten im Markt bereits seit Tagen vermehrt Spekulationen über eine bevorstehende Militäraktion der Israelis gegen den Iran bzw. dessen Atomanlagen die Runde. Dies erklärt die überwiegend moderate erste Reaktion an den Finanzmärkten. Zwar legte der Goldpreis nochmal zu, bei deutschen Bundesanleihen als klassischem sicheren Hafen gab es hingegen bislang kaum Bewegung. Am stärksten fiel die Reaktion naturgemäß beim Rohölpreis aus. Per Handelsbeginn sprang heute der Kurs der für Deutschland und Europa wichtigen Sorte Brent über die Marke von 70 USD/b. Die Notierung lag zwischenzeitlich mit über 78 USD/b um mehr als 10% über dem gestrigen Schlusskurs, beruhigte sich aber seitdem wieder etwas. Bei Ausbleiben einer Eskalation dürfte das globale Öl-Überangebot vorerst bestehen bleiben. Zwar ist der Iran der drittgrößte Ölförderstaat innerhalb der OPEC, ist aber seit Langen mit Sanktionen belegt. Die OPEC+ Allianz erhöht zudem seit April schrittweise ihre Ölproduktion. Das Ausmaß der ökonomischen Auswirkungen des Konflikts ist aktuell kaum abzuschätzen und hängt maßgeblich vom weiteren Verlauf ab. Die ersten Statements deuten zumindest auf einen mehrere Tage anhaltenden militärischen Schlagabtausch hin. Israel dürfte weitere Wellen folgen lassen. Entscheidend wird sein, wie erfolgreich die bereits angelaufenen Deeskalationsbemühungen sind, um einen Flächenbrand in der Region zu vermeiden. Nach den bisherigen Entwicklungen und Erkenntnissen sehen wir noch keinen Anlass für Prognoseanpassungen. Ein Negativszenario wäre jedoch eine nachhaltige Beeinträchtigung der Handelsströme durch die (Wasser-)Straße von Hormus, durch die neben Öl auch LNG aus Katar verschifft wird. Erheblich höhere Ölnotierungen würden die Inflationsrisiken verstärken und den Spielraum der Notenbanken einschränken, auf eine konjunkturelle Dämpfung expansiv zu reagieren. Fazit: Die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran um das iranische Atomprogramm erhöht die Risiken für Weltwirtschaft und Märkte in einer ohnehin angespannten Situation. Allerdings fielen die meisten Marktreaktionen – mit Ausnahme des Ölpreises - überwiegend moderat aus. Vorab hatten sich die Hinweise auf eine mögliche militärische Konfrontation bereits verdichtet. Risikofaktoren wären eine langwierige kriegerische Auseinandersetzung, eine Ausweitung des Konflikts oder eine Beeinträchtigung wichtiger Handelsrouten in der Region. An den Märkten scheint eine massive Eskalation des Konflikts derzeit zwar nicht das Basisszenario zu sein. Allerdings ist wegen der sehr dynamischen Situation mit erhöhter Volatilität zu rechnen. Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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