Öl: Nachfrageeinbruch könnte Lagerkapazitäten sprengen - Commerzbank Kolumne
01.04.2020 09:46 Uhr - Autor: Kolumnist auf twitter
Die Ölnachfrage dürfte im 1. Quartal um ca. 4 Mio. Fass/Tag zum Vorjahr gefallen sein. Der Höhepunkt des Nachfragerückgangs wird aber im 2. Quartal liegen. Erste Schätzungen gehen von einem Einbruch um 14 Mio. Fass/Tag aus. Das Angebot steigt, auch wenn der Druck zu-nimmt. Lokal, wie in Kanada, liegen die Preise sogar unter den Transportkosten. Allerdings ist es für mehr als 90% der laufenden Produktion erst bei Preisen unter 10 $/Fass ökonomisch sinnvoll, die Förderung einzustellen. Die Terminpreise sind zudem deutlich höher als die Spotpreise. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Lagerkapazitäten bis zum Sommer ausgeschöpft sind und erst dann die Förderung deutlich eingeschränkt werden muss. Anleihen Gute Konjunkturdaten aus China und weniger Neuinfektionen in Europa sorgten gestern für anfänglichen Optimismus an den Finanzmärkten. In China erholten sich die Einkaufsmanagerindizes im März von dem kräftigen Einbruch im Februar. Der Composite-Index erhöhte sich von 28,9 auf 53,0 Punkte. Ähnlich heute der Caixin-Index, der von 40,3 auf 50,1 Punkte anstieg. Bei beiden geben die Umfragewerte jedoch wenig Auskunft darüber, wie stark die Erholung sein wird. Obwohl die Umfragewerte besser als erwartet ausfielen, kann man wohl noch nicht von einer gänzlichen Normalisierung der Lage sprechen. Die Bundrenditen stiegen gestern leicht an und die Spreads italienischer, griechischer und spanischer Staatsanleihen ggü Bundesanleihen gingen zurück. Italienische Anleihen gaben im Tagesverlauf jedoch nach dem wichtigen „Primärmarkttest“ etwas nach. Italien stockte gestern 3,5- und 10-jährige Staatspapiere mit einem Volumen von 8,5 Mrd. Euro auf. Der Euro wertete sich ggü. dem US-Dollar ab. In den USA öffnete die US-Notenbank einen weiteren Kanal zur Liquiditätsversorgung der Märkte mit US-Dollar. Notenbanken und internationale Finanzorganisatoren können bei der Fed Dollar erhalten, wenn sie ihr im Gegenzug US-Treasuries überlassen. Im Euroraum fiel die Inflationsrate im März von 1,2% auf 0,7% J/J. Maßgeblich für den kräftigen Rückgang war der Preissturz bei Rohöl. Aber auch die Kernteuerungsrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) ermäßigte sich von 1,2% auf 1,0% J/J etwas stärker als erwartet. Hier war vor allem das Nachgeben der Teuerungsrate für Dienstleitungen im März von 1,6% auf 1,3% J/J der Grund gewesen. Nach einem guten Handelsstart bröckelten die Kurse an den europäischen Aktienmärkten bis zum frühen Nachmittag ab. Dann setzte jedoch wieder eine Erholung der Notierungen ein. Gegen Handelsschluss gewannen die relevanten Leitindizes bis zu 2% (London). Der Dax kletterte zeitweise wieder über die Marke von 10.000 Indexpunkten, konnte das Niveau aber nicht verteidigen und gewann 1,2%. Die Volatilität auf Einzelwertebene bleibt aber relativ hoch; Tagesschwankungen von 5% oder mehr sind weiterhin keine Seltenheit. Anleger müssen also unverändert starke Nerven haben in diesen extrem herausfordernden Märkten. Die entscheidende Variable – die Dauer des „Shutdown“ infolge der Coronavirus-Pandemie in den jeweiligen Ländern – ist weiterhin mit einer großen Unsicherheit behaftet. Tagesverlierer im Dax war gestern die Aktie der Deutschen Telekom mit einem Abschlag von 1,4%. Gesucht waren v.a. HeidelbergCement (+5,9%), Merck (+4,6%) und Wirecard (+4,7%). In der zweiten Reihe kletterte die Aktie von Hellofresh um 13,1%, nachdem das Unternehmen seinen Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2020 über den bisherigen Erwartungen sieht. Auf europäischer Sektorenebene hatten Werte aus dem Bereich Öl & Gas die Nase vorn (+6,2%). Am Ende der Performanceskala rangierten Titel aus dem Bereich Telekommunikation (-0,4%). Die Börsen in den USA tendierten schwächer. Der Dow Jones verlor 1,8%. Die USA sind das neue Epizentrum der Coronavirus-Pandemie mit mehr als 100.000 Infektionen. Eine kräftige US-Rezession erscheint unausweichlich. Auf Sektorenebene waren v.a. Energieaktien gefragt (+1,6%). Versorgerwerte büßten als Tagesverlierer im Schnitt 4% ein. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend schwächer. Der Nikkei 225-Index büßte 4,5% ein. Japan plant weitere Konjunkturhilfen. Chinesische Festlandaktien sanken nach relativ guten Makrodaten lediglich um rd. 0,5%. Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
China: PMI Caixin verarb. Gewerbe (Mrz), 03:45 Uhr
Euroraum: PMI verarb. Gewerbe (Mrz), 10:00 Uhr
Euroraum: Arbeitslosenquote (Feb), 11:00 Uhr
USA: ADP-Beschäftigungswachstum (Mrz), 14:15 Uhr
USA: ISM-Index verarb. Gewerbe (Mrz), 16:00 Uhr
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