Börse am Morgen: Shell/BP, Stabilus, neue US-Zölle, Opec+, Konjunkturdaten - Nord LB

Börsianer blicken wieder etwas optimistischer auf die Konjunktur in der Euro-Zone, berichtete die Beratungsfirma Sentix zu ihrer monatlichen Umfrage unter rund 1.068 Investoren. Der Gesamtindex für die Euro-Zone stieg demnach im Mai um 11,4 Punkte auf -8,1 Zähler. Die Anleger goutierten „die bislang besonnene Reaktion der EU-Kommission auf die US-Zollpolitik“. Die Lageeinschätzung verbesserte sich ebenso wie die Aussicht auf die künftige Entwicklung. Auch Deutschland profitiere davon, dass es seitens der EU keine Signale für eine unmittelbar bevorstehende Eskalationsspirale in Sachen Zollstreit gebe. Zudem bestehe für die Ukraine die Hoffnung, dass es einen Waffenstillstand geben könnte und mit der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler nehme die neue Regierung ihre Amtsgeschäfte auf (Vertrauensvorschuss).
Tagesausblick
Heute legen u.a. Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die Eurozone ihre finalen PMI-Daten für April vor, wobei wir von wenig Bewegung in den Zeitreihen ausgehen. In der Eurozone stehen zudem die Erzeugerpreise an, die vor der EZB-Sitzung im Juni besondere Aufmerksamkeit erhalten. Beachtung findet zudem die US-Handelsbilanz: Auch wenn die MärzZahlen Trumps jüngste Zollankündigungen noch nicht widerspiegeln, markieren sie einen wichtigen Referenzpunkt für kommende Entwicklungen im globalen Handelsgefüge. Unternehmensseitig steht Continental im Fokus. Der vor der Aufspaltung stehende Autozulieferer öffnet seine Bücher. Analysten gehen davon aus, dass v.a. die Sparte Automotive weiter unter Druck steht.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben sich am Montag kaum verändert. Die erratische Zollpolitik von US-Präsident Trump belastete dagegen das Vertrauen in US-Staatsanleihen.
Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt ist auch zu Wochenbeginn nicht zu bremsen. In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex aufgrund von Entspannungssignalen im Handelskrieg zwischen China und den USA 3,8% zugelegt. Im DAX standen gestern die Aktien von Rheinmetall im Blick. Sie erklommen bei über 1.600 EUR ein Rekordhoch und gingen mit einem Plus von 3,2% an der Index-Spitze aus dem Tag. DAX +1,12%; MDAX +0,99%; TecDAX 0,42%.
Die Einführung neuer Zölle schürte an der Wall Street erneut die Furcht vor den Folgen eines globalen Handelskriegs. Trump hatte am Sonntag einen Zoll von 100% auf Filme angekündigt, die außerhalb der USA produziert werden. Allerdings ließ er Details offen - wie oft auch schon bei anderen Ankündigungen. Bei den Einzelwerten löste der angekündigte Rückzug von Warren Buffett ein Beben bei seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway aus. Die Titel verloren knapp 5%, nachdem der 94-Jährige angekündigt hatte, sich von der Spitze des Konglomerats zum Jahresende zurückzuziehen. Dow Jones -0,24%; S&P 500 -0,64%; Nasdaq Comp. -0,74%.
Unternehmen
Der Industrie- und Autozulieferer Stabilus musste in Q2 trotz eines Umsatzanstiegs Gewinneinbußen verkraften. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sei auf 37,7 Mio.EUR gesunken - nach 38,9 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz habe dagegen dank der bilanziellen Konsolidierung von Destaco um 7,8% auf 338 Mio. EUR zugelegt. Stabilus ist zuversichtlich, die Gesamtjahresziele erreichen zu können. "Die aktuell eingeführten US-Zölle betreffen uns direkt nur in geringem Maße, da wir den kundennahen Produktionsansatz in der Region - für die Region verfolgen", hieß es.
Shell prüft einem Medienbericht zufolge gemeinsam mit Beratern eine mögliche Übernahme des Konkurrenten BP. Der britische Ölkonzern wolle aber zunächst noch weitere Rückgänge des Aktienkurses und des Ölpreises abwarten, bevor eine Entscheidung über ein Übernahmeangebot getroffen werde.
Rohstoffe
Die Aussicht auf Produktionssteigerungen des Ölkartells Opec+ setzt die Preise am Ölmarkt kräftig unter Druck. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und die mit ihr in der Gruppe Opec+ verbundenen Förderstaaten hatten sich am Wochenende überraschend darauf geeinigt, die Produktion im Juni um weitere 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen - trotz zuletzt schwacher Nachfrageaussichten und fallender Preise. Zusammen mit den bereits vereinbarten Erhöhungen im April und Mai summiert sich der Produktionsaufbau damit auf fast eine Million Barrel pro Tag. Anleger spekulieren nun, dass das Angebot die Nachfrage damit künftig deutlich übersteige.
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