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Marinomed Biotech: „Wir sind mit einigen potenziellen Partnern in Gesprächen“

07.05.2024 07:47 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Andreas Grassauer, CEO und Mitbegründer der Marinomed Biotech AG. Bild und Copyright: Marinomed Biotech.

Marinomed Biotech arbeitet an verschiedenen Initiativen, um operativ profitabel zu werden und die Finanzierung auf sichere Beine zu stellen. Wesentliche Beiträge hierzu sollen neue Budesolv- und Tacrosolv-Partnerschaften leisten, aber auch das Carragelose-Geschäft und hier insbesondere die Partnerschaft mit Procter & Gamble werden eine wichtige Rolle spielen.

Im Exklusiv-Interview mit 4investors.de spricht Andreas Grassauer, CEO und Mitbegründer der Marinomed Biotech AG, über das, was 2024 vom Unternehmen an Meilensteinen zu erwarten ist – inklusive möglicher Umsätze aus der US-Kooperation, wenn die US-Zulassungsbehörde FDA rechtzeitig genug positiv entscheidet.


4investors.de: Die COVID-19 Sonderkonjunktur für Marinomeds Carragelose-Nasensprays scheint endgültig vorbei. Wie sehr hat dies das Jahr 2023 geprägt und ist noch eine Nachfrageerholung zu erwarten?

Grassauer:
Trotz des Abklingens der Pandemie lagen unsere Carragelose-Umsätze 2023 deutlich über vorpandemischem Niveau. Die Umsätze waren zwar im Vergleich zu den Rekordjahren 2021 und 2022 rückläufig, aber Marinomed entwickelte sich in einigen wichtigen Märkten wie Deutschland besser als der insgesamt nachlassende Husten- und Erkältungsmarkt, konnte also Marktanteile gewinnen. Zusätzlich war die letzte Erkältungssaison wieder relativ stark. Die Lagerbestände bei unseren Kunden sind noch hoch, sodass wir für das Jahr 2024 eine weiter schwächere Nachfrage erwarten. Demgegenüber sehen wir sehr wohl mehrere Ansätze für eine Erholung. Dazu beitragen werden Markteinführungen wie zuletzt in Mexiko, sowie neue Partnerschaften wie in der Golfregion, Südostasien oder Osteuropa. Mit der Einführung des neuen, allergenblockierenden Carragelose-Nasensprays zur Behandlung von Heuschnupfen in Österreich haben wir zudem einen ersten Schritt gesetzt, um unabhängiger von der Erkältungssaison zu werden. Unser Ziel ist es, das große Wachstumspotenzial des Allergiemarkts auch für Carragelose zu nutzen und ganzjährige Umsätze zu erwirtschaften.

4investors.de: Marinomeds Rohmarge ist 2023 von 32,3 Prozent auf 29 Prozent gefallen. Was steckt dahinter und bleibt es bei diesem rückläufigen Trend?

Grassauer:
Wie in allen Branchen haben Inflation und Engpässe in den Lieferketten zu erheblichen Preissteigerungen geführt. Davon sind wir auch bei Marinomed betroffen. Weitgehend können wir Preiserhöhungen weitergeben, wenn auch manchmal verzögert. Außerdem haben wir produzierte Ware für Studien verwendet. Diese Studien sind notwendig, um die neuen Anforderungen der Medizinprodukteverordnung zu erfüllen. Auch dies reduzierte unsere Marge leicht auf 29 Prozent. Unter den genannten Umständen ist das durchaus eine Leistung. Insofern sind wir zuversichtlich, dass wir zügig wieder über unserer Zielmarge von 30 Prozent liegen werden.

4investors.de: Sie haben bei der Vorlage der Bilanz für 2023 davon gesprochen, dass Sie nun die operative Profitabilität als Ziel haben. Was muss hierzu vor allem passieren, nachdem 2023 noch ein Minus auf EBIT-Basis von 5,1 Millionen Euro verbucht wurde?

Grassauer:
Um operativ profitabel zu werden, konzentrieren wir uns darauf, kurzfristige Cashflows mit unseren wertvollsten Assets zu erzielen. In erster Linie geht es dabei um weitere Abschlüsse für unser Marinosolv-Leitprodukt Budesolv. Das hat 2024 oberste Priorität. Parallel dazu investieren wir erhebliche Ressourcen, um die nächsten Meilensteine mit Luoxin in China zu erreichen, arbeiten an der Weiterentwicklung unseres Augenmedikaments Tacrosolv und evaluieren strategische Optionen für unser Carragelose-Geschäft. Zusätzlich erwarten wir natürlich auch Umsätze im Carragelose-Segment, unter anderem durch eine mögliche Produkteinführung mit Procter & Gamble in den USA sowie die Erschließung weiterer weißer Flecken auf unserer Landkarte. Auch für den Solv4U-Geschäftsteil erwarten wir uns weitere Technologiepartnerschaften und damit Umsatz. Zusammen haben diese Initiativen das Potenzial, die entsprechenden Umsätze zur Erreichung der operativen Profitabilität zu generieren.

4investors.de: In Ihrer jüngsten Präsentation zu den Zahlen für 2023 hieß es, dass sich die Maßnahmen zur Senkung des Cashburns bemerkbar machen. Wie wird sich der Cashburn 2024 entwickeln?

Grassauer:
Ja, unser Fokus auf ein striktes Cash-Management und die Fortsetzung des Wandelschuldverschreibungsprogramms führten dazu, dass wir den Cash Drain gegen Ende des Jahres 2023 deutlich reduzieren konnten. Wir wollen 2024 kurzfristige Cashflows mit unseren wertvollsten Vermögenswerten erwirtschaften und unser kostenbewusstes Cash-Management beibehalten. Aufgrund des weit fortgeschrittenen Entwicklungsstadiums unserer Marinosolv-Produkte müssen wir aktuell keine größeren klinischen Studien finanzieren, sondern planen dies gemeinsam mit einem Partner durchzuführen. Auch bei anderen Ausgaben, wie für Berater, haben wir deutlich reduziert. Dies planen wir fortzuführen. Ein großer Kostenfaktor, aber als F&E-Unternehmen unverzichtbar, ist der Personalaufwand für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das waren im letzten Jahr rund 5 Millionen Euro und das wird im Jahr 2024 ähnlich liegen. Insofern hängt unser Cashburn in hohem Maße von unseren Umsätzen ab. Teile werden durch das Carragelose-Geschäft gedeckt, aber wir setzen auch klar auf die Vermarktung unserer wertvollsten Assets.

4investors.de: Zentrales Thema für Marinomed bleibt angesichts eines Cashbestands von 2,6 Millionen Euro per Ende 2023 die Finanzierung, auch nach der jüngst gemeldeten Kreditverlängerung mit der EIB. Bis zu welchem Zeitpunkt reicht das aktuelle finanzielle Polster?

Grassauer:
Wir haben für den Jahresabschluss wieder eine Fortbestehensprognose erstellt. Dafür muss die Liquidität für mehr als 12 Monate reichen und im Planungszeitraum die Profitabilität erreicht werden. Voraussetzung dafür ist der Abschluss mehrerer Lizenz- und Partnerverträge für Carragelose und Marinosolv. Genau daran arbeiten wir mit Hochdruck und sind sehr zuversichtlich, noch 2024 wichtige Meilensteine zu erreichen.

4investors.de: Wäre eine Kapitalerhöhung angesichts einer Marktkapitalisierung von mittlerweile unter 30 Millionen Euro überhaupt ein Thema, das verfolgt werden kann?

Grassauer:
Für uns hat klar die Finanzierung aus dem eigenen operativen Geschäft höchste Priorität. Wir halten uns aber gleichzeitig auch andere Finanzierungsoptionen offen, die wir laufend prüfen.

4investors.de: Aktivitäten zur Verpartnerung der Medikamentenpipeline spielen bei der Finanzierung kleinerer Unternehmen im Healthcare-Sektor immer eine große Rolle. Eine Nachricht, die vor rund zwei Jahren für einige Aufmerksamkeit gesorgt hat, war Ihre Carragelose-Lizenzvereinbarung mit dem US-Konzern Procter & Gamble. Wie weit ist das Zulassungsverfahren in den USA fortgeschritten und sind hier kurzfristige Zahlungen des US-Konzerns an Marinomed zu erwarten?

Grassauer:
Wir sind gerade dabei, die notwendigen Unterlagen für die Registrierung bei der FDA fertigzustellen. Zusammen mit zusätzlichen Labordaten soll die Einreichung in Kürze erfolgen. Das Potenzial für Marinomed ist riesig. Schließlich sind die USA der größte Husten-, Schnupfen- und Allergiemarkt der Welt.

4investors.de: Könnte die Markteinführung von Carragelose in den USA, eine positive FDA-Entscheidung vorausgesetzt, noch 2024 erfolgen und was wäre dafür der späteste Entscheidungstermin bei der FDA?

Grassauer:
In der Saison 2024/25: Ja. Wenn die FDA die Zulassung noch in diesem Jahr erteilt, könnten wir in diesem Jahr auch mit Umsätzen aus der Partnerschaft rechnen.

4investors.de: Sie haben schon Ende 2023 gemeldet, dass „strategische Optionen für das Carragelose-Geschäft” geprüft werden und hierfür Berater engagiert. Wie sind Sie in diesen etwas mehr als vier Monaten seit der Meldung vorangekommen? Können Ihre Aktionäre in den kommenden Wochen mit Neuigkeiten rechnen und spielt Procter & Gamble dabei eine Rolle?

Grassauer:
Wir sind bereits mit einigen potenziellen Partnern in Gesprächen und evaluieren die besten Optionen für unser Carragelose-Business. Da es sich um vertrauliche Gespräche handelt, darf ich dazu leider nicht viel mehr verraten. Wir wollen den Evaluierungsprozess jedenfalls zeitnah abschließen und somit die Zukunft des Carragelose-Geschäfts definieren.

4investors.de: Mit Budesolv, Tacrosolv und den Solv4U-Technologiepartnerschaften für die Marinosolv-Plattform haben Sie weitere Produkte im Haus, die Geld über Forschungs- und Entwicklungs- sowie Vermarktungs-Partnerschaften einbringen könnten. Zuletzt war zu hören, dass Sie an Deals in diversen Bereichen arbeiten. Was können Anleger hier in den kommenden Wochen und Monaten erwarten?

Grassauer:
Unser jüngster Deal ist der Abschluss einer Solv4U-Technologiepartnerschaft für den lateinamerikanischen Wachstumsmarkt mit Aché, einem führenden brasilianischen Pharmaunternehmen. Bei Budesolv sind wir mitten in guten Gesprächen mit potenziellen Partnern über die Weiterentwicklung und Vermarktung. Auch bei Tacrosolv machen wir erfreuliche Fortschritte im Business Development. Konkrete Zeitpunkte für Deal-Abschlüsse kann ich heute aber noch nicht nennen.

4investors.de: Abseits potenzieller Partnerschaften, was sind die nächsten Schritte im Entwicklungsprozess bei Budesolv und Co.?

Grassauer:
In den letzten Monaten konnten wir die Stabilität von Budesolv durch Formulierungsoptimierung und ein verbessertes Packmittel deutlich verbessern. In China mit unserem Partner Luoxin geht es nun zum Beispiel um die Etablierung der Produktion. Außerdem arbeiten wir daran, weitere Partner für Budesolv zu finden. Bei Tacrosolv planen wir nach der erfolgreichen Phase II Studie den Übergang in ein klinisches Entwicklungsprogramm, das dann, gemeinsam mit einem entsprechenden Partner, auch zur Zulassung in den USA und Europa führen soll. Abgesehen davon hat unsere leistungsstarke Marinosolv-Technologie großes Zukunftspotenzial. Denn es gibt viele tolle Wirkstoffe, aber ein Großteil davon hat ein Löslichkeitsproblem. Genau dabei kann Marinosolv helfen. Mit unserer Formulierung können schwer lösliche Wirkstoffe in wässrige Lösung gebracht werden. Dadurch sind sie schneller und besser bioverfügbar, bei gleichzeitig reduzierter Dosierung. Die Technologie ist nicht auf eine bestimmte Verbindung beschränkt und hat das Potenzial, eine breite Palette an Wirkstoffen mit Löslichkeitsproblemen besser zu lösen. Dieses Potenzial Schritt für Schritt zu heben, ist unsere Aufgabe.

4investors.de: In zwei Jahren steht die Rückzahlung der ersten Tranche des EIB-Darlehens an. Was wollen Sie bis zu diesem Zeitpunkt mit Ihren Projekten erreicht haben?

Grassauer:
Wir sind optimistisch, dass wir bis dahin auf Basis des starken klinischen und wissenschaftlichen Profils unserer Entwicklungen große Teile unserer heutigen Pipeline erfolgreich kommerzialisiert haben werden. Mit den Cashflows aus unseren eigenen Produkten wollen wir den weiteren Ausbau unserer Pipeline finanzieren. Es ist unsere Mission, Therapien zu entwickeln, die die Lebensqualität von Patienten deutlich verbessern. Daran arbeiten wir jeden Tag mit voller Leidenschaft und hohem Einsatz.

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