Börse am Morgen: Carrefour, Chevron, Exxon und Shell - Nord LB

Laut dem Vize-Präsidenten der EZB Luis de Guindos gibt es kein Zieldatum für eine erste Zinssenkung. Am Donnerstag letzter Woche hatte die EZB das zehnte Mal in Folge die Zinsen angehoben (auf das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion im Jahr 1999). Marktteilnehmer spekulieren gerade darüber, ob im Sommer 2024 die erste Zinssenkung bevorstehen wird. De Guindos kommentierte diese Spekulation wie folgt: „Das ist eine Wette, die richtig oder falsch sein kann … das wird von vielen Faktoren abhängen, das wird von den Daten abhängen.”

Der Geschäftsführer des Hautpverbandes der Dt. Bauindustrie erwartet nach der erneuten Zinsanhebung eine sich verschärfende Krise in der Baubranche. Aufgrund von steigenden Kredit- und Materialkosten berichteten gemäß Ifo-Institut im Monat August 20,7% der Firmen von abgesagten Projekten (Vormonat: 18,9%). Leiter der Ifo-Umfrage Klaus Wohlrabe: „Die Stornierungen im Wohnungsbau türmen sich zu einem neuen Höchststand auf … seit Beginn der Erhebung (1991) haben wir noch nichts Vergleichbares beobachtet. Die Verunsicherung im Markt ist riesig.”

Aus dem Reich der Mitte kamen zum Wochenausklang versöhnliche Nachrichten. Die angeschlagene Konjunktur scheint sich zu stabilisieren. Einzelhandelsumsätze (als wichtiger Indikator des privaten Konsums) wuchsen im August um 4,6% Y/Y und auch die Industrie überrascht mit einem Zuwachs von 4,5% Y/Y. Sorgen bereitet leider weiter der Immobiliensektor. Hier sanken die Investitionen im Vergleich zum Vorjahresmonat zweistellig (19,1%).

Wochenausblick

Eindeutig im Mittelpunkt steht in dieser Woche natürlich die Zinsentscheidung der Federal Reserve am Mittwochabend. Es ist von einem Abwarten des FOMC auszugehen, wenngleich auch eine nochmalige Anhebung – wie in den Fed-Projektionen aus dem Juni vorgezeichnet – nicht ganz ausgeschlossen werden sollte. Zuletzt fielen die Konjunkturdaten in den USA überwiegend erfreulich aus, die Inflation stieg. Dagegen kam die Kerninflationsrate zurück und das verarbeitende Gewerbe und der Immobiliensektor leiden bereits stark unter den erfolgten Zinsanhebungen. Vermutlich kommt es also zu einer hawkishen Pause! Ansonsten wird man heute auf den NAHB-Immobilienindex aus den USA schauen, am Donnerstag auf die Zinsentscheidung der Bank of England und am Freitag auf die Maßnahmen der Bank of Japan. Dann wird auch der Reigen an Einkaufsmanagerindizes von S&P aus den verschiedenen Ländern für den Monat September vorgelegt.

Renten- und Aktienmärkte

Europ. Staatsanleihen standen am Freitag unter Druck. Die Renditen 30-jähr. Bunds erreichten Mehrjahreshöchststände (2,81%). DAX +0,56%; MDAX -0,04%; TecDAX -0,09%.

Am Freitag ging es an der Wall Street nach den Gewinnen des Vortages wieder abwärts. Aufgrund von guten Konjunkturdaten stiegen die Sorgen um einen weiteren Zinsschritt der Fed. Am Mittwoch dieser Woche steht die nächste Zinsentscheidung an. Die Renditen von US-Treasuries kletterten wieder in Richtung ihres mehrjährigen Hochs aus dem August (4,33% +5BP). Dow Jones -0,83%; S&P 500 -1,22%; Nasdaq Comp. -0,56%.

Unternehmen

Die franz. Einzelhandelskette Carrefour kennzeichnet in Frankreich bei 26 Produkten indirekte Preiserhöhungen ihrer Zulieferer. „Bei diesem Produkt ist das Volumen oder Gewicht gesunken und der effektive Preis des Lieferanten gestiegen.“ Die Methode Shrinkflation ist schon seit Längerem gängige Praxis im Einzelhandel. Carrefour hat jetzt mit dieser Offensive den Druck in den Preisverhandlungen auf Großkonzerne (Nestle,PepsiCo) erhöht.

Chevron, Exxon und Shell werden vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt. Die Klageschrift beinhaltet die Beantragung eines Fonds um für künftige Schäden aufzukommen, welche durch klimabedingte Katastrophen in Kalifornien verursacht werden. Dieser Ansatz ist nicht neu. In den vergangenen Jahren wurden bereits dutzende Klagen von US-Staaten und Gemeinden initiiert.

Devisen und Rohstoffe

Der Euro verharrte am Freitag unter der Marke von 1,07 USD und bleibt in der Nähe seines Vier-Monats-Tiefs.

Trotz des Endes des EU-Importverbots für ukrainisches Getreide halten Polen, die Slowakei und Ungarn gegen den Willen der EU-Kommission am Importstopp fest. Der Transit von Getreide bleibt weiter gestattet. Das EU-Embargo aus dem Mai dieses Jahres erlaubt es Bulgarien, Polen, Rumänien, der Slowakei und Ungarn, die Untersagung des inländischen Verkaufs von ukrainischem Mais, Raps, Sonnenblumenkernen und Weizen.

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