Börse am Morgen: Symrise, ZF, Dollar und LNG-Produktion im Fokus - Nord LB

Relativ überraschend setzte Fitch als eine der drei großen Ratingagenturen gestern die Bonität der USA um eine Stufe von AAA auf AA+ herab. Die Agentur bemängelte erstens die Haushaltsdisziplin und zweitens die sogenannte „Erosion der Staatsführung“, was eine Verschlechterung der fiskalischen Situation in den nächsten drei Jahren impliziere. Unseres Erachtens sind die Begründungen nachvollziehbar, der Zeitpunkt ist aktuell aber fragwürdig: Denn mit den Zinsanhebungen steigt perspektivisch auch die Zinslast des Staates deutlich, andererseits ist das Thema Debt Ceiling bis Ende 2024 vom Tisch und die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt aufgehellt. Die Finanzmarktbeteiligten werden sicher etwas Risiko abbauen wollen, was Aktien belastet und Treasuries beflügeln wird. Aber sicherlich nur kurzfristig – langfristig dominieren Makrodaten und die Fed-Maßnahmen. RatingAnpassungen sind wie so häufig nur Schnee von gestern!

Tagesausblick

Heute ist der Datenkalender – im Gegensatz zu gestern – wieder gut gefüllt, wobei im Grunde nur zwei Veröffentlichungen von richtiger Marktrelevanz sind. Zur Mittagszeit wird die Bank of England ihre Zinsentscheidung bekannt geben: Es ist nach der zuletzt deutlichen Zinsanhebung um 50Bp heute mit einer weiteren, aber moderaten um 25Bp zu rechnen. Die Bank Rate läge dann bei 5,25%. Zuletzt schwächere Makrodaten – insbesondere der relativ geringfügige Preisanstieg im Juni – sollten eine diesmal verhaltenere Vorgehensweise rechtfertigen. Ob die BoE das Ende der Fahnenstange erreicht hat, dürfte sie zunächst erstmal verneinen. Am Nachmittag folgt der ISM Services PMI aus den USA: Wir gehen nach dem zuletzt überraschenden Anstieg auf fast 54 Punkte nun von einem Rückgang auf 53,2 Punkte aus, was aber immer noch relativ positiv für den in den USA wichtigen Dienstleistungssektor zu bewerten ist.

Renten- und Aktienmärkte

Der Bund konnte gestern u.a. im Rahmen einer Aufstockung einer 1,00% 15-Jahres-Anleihe EUR 1,105 Mrd. einsammeln (Mindestkurs 79,78%, Rendite: 2,67%). Die Aufstockung war 2,3-fach überzeichnet. Im Gegensatz zu den USA wird die Bonität Deutschlands immer noch von allen großen Ratingagenturen mit der Bestnote „AAA“ bewertet. Europ. Staatsanleihen tangierte die Herabstufung der USA final nicht wirklich. 10J-US-Treasuries verloren 2Bp (4,10%).

Börsen starteten gestern im Minus und konnten sich auch im Tagesverlauf nicht in den pos. Bereich retten. Der DAX schloß aber oberhalb von 16.000 Punkten (-1,36%).

Unternehmen

Der Duft- und Aromenhersteller Symrise (WKN: SYM999, ISIN: DE000SYM9999, Chart, News) leidet im HJ1 2023 neben Sondereffekten i.H.v. EUR 29 Mio. (Stillstand der Produktion im US-Bundesstaat Georgia) unter gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten. Das EBITDA sank im ersten Halbjahr um gut 8% (auf EUR 446 Mio.). Der Gewinn fiel auf EUR 188 Mio. (minus 18%). Im Zusammenhang mit Kartelluntersuchungen der EU sind dem Unternehmen zufolge außerdem bereits Rechtskosten im mehrstelligen Millionenbereich entstanden. Symrise war im März ins Visier der Wettbewerbshüter geraten. Vorstandschef HeinzJürgen Bertram: „Stand heute hat die EU es nicht vermocht, etwas hervorzubringen, das uns in irgendeiner Form belastet ... wir sehen uns da zu Unrecht an den Pranger gestellt“.

Der zweitgrößte dt. Autozulieferer ZF Friedrichshafen treibt seinen Umbau voran. Aufgrund der Elektromobilitätswende und des hohen Konkurrenzdrucks stehen weiterhin Standorte auf dem Prüfstand. Randgeschäfte werden abgetrennt, einige Geschäftsfelder sollen verselbständigt werden, um externe Investoren an Bord zu holen. Eine erste Erfolgsmeldung gibt es bei der Achsmontage-Sparte ZF Chassis Modules. Hier steigt das Unternehmen Foxconn aus Taiwan ein. In der Airbag-Sparte Sicherheitstechnik ist man weiter auf Investorensuche (die Division beschäftigt rd. 35.000 Mitarbeiter, davon rd. 10% in Deutschland). Finanzchef Michael Frick schloss am Mittwoch nicht aus, dass es zukünftig zu Standortschließungen in Deutschland kommen könnte.

Devisen und Rohstoffe

Die Herabstufung der USA belastete den Greenback nicht. Temporäre Kursaufschläge gab der EUR im Tagesverlauf wieder ab.

Rohölpreise stiegen am Mittwoch auf ein Dreimonatshoch.

Nach Wartungsarbeiten an der Sabine-Pass-Anlage in Louisiana läuft die US-Flüssigerdgas-Produktion wieder auf Touren (die USA sind der weltweit zweitgrößte LNG-Exporteur). Die Verflüssigungsanlagen sollen für den Rest des Sommers nahezu ausgelastet laufen. Die Exporte stiegen im Juli im Vormonatsvergleich um rd. 9% auf 7,44 Mio. t. Europa ist mit 43% das Hauptziel von US-LNG-Exporten.

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