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Masterflex: „Wir sind in die nächste Wachstumsphase eingetreten“

10.05.2023 07:45 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Masterflex-CFO Mark Becks in Interview mit der 4investors-Redaktion. Bild und Copyright: Masterflex.

Die Masterflex SE präsentiert Zahlen für das erste Quartal 2023. Bei einem Umsatzwachstum von 15,6 Prozent auf 27,6 Millionen Euro schafft der Hersteller von anspruchsvollen Spezialschlauchlösungen ein Plus beim EBIT von 35 Prozent auf 4,1 Millionen Euro, das Ergebnis je Aktie legt um über 60 Prozent auf 0,36 Euro zu.

Die Redaktion von www.4investors.de spricht exklusiv mit Masterflex-CFO Mark Becks über den Jahresauftakt mit einer Margensteigerung auf 15,0 Prozent, den auf 24,2 Millionen Euro erhöhten Auftragsbestand und die weiteren Aussichten für 2023.


4investors.de: Mit einem Umsatzwachstum von über 15 Prozent auf 27,6 Millionen Euro im ersten Quartal setzt Masterflex das Wachstum aus dem Vorjahr auch 2023 fort. In welchen Bereichen lief es besonders rund? Und welcher Anteil des Umsatzanstiegs ist auf Preiseffekte zurückzuführen?

Becks: Grundsätzlich haben alle Unternehmen in unserem Verbund zum Wachstum beigetragen. Hervorheben möchte ich neben dem anhaltend hohen Wachstum im Luftfahrtgeschäft insbesondere die ungebrochene Dynamik in den Bereichen Halbleitertechnik, Life Science und Medizintechnik. So konnten wir unseren Anteil am Gesamtumsatz in der Medizintechnik auf 19 Prozent steigern, im Vorjahr lag dieser bei 18 Prozent. Regional gesehen entwickelte sich das Geschäft in Asien, den USA und Brasilien am stärksten. Hinsichtlich der Preis- und Volumeneffekte halten wir uns gerne bedeckt, da wir das einzige börsennotierte Schlauchunternehmen sind.

4investors.de: Was ist – neben Skaleneffekten – der Hauptgrund für den überproportionalen Ergebnisanstieg von 35 Prozent beim EBIT?

Becks: Skaleneffekte sind sicherlich der Hauptpunkt, zudem ein positiver Mixeffekt durch den Anstieg der Medizintechnik am Gesamtumsatz. Darüber hinaus arbeiten wir ständig daran, den Ressourceneinsatz insbesondere auch beim Material zu reduzieren.

4investors.de: Vor einigen Tagen gingen die Zahlen zum Auftragseingang der Industrie in Deutschland über die Ticker mit einem Rückgang von 10,7 Prozent im März. Beunruhigt Sie das?

Becks: Ich kann nur für Masterflex sprechen. Unsere Auftragsentwicklung im ersten Quartal war sehr gut, gegenüber dem Schlussstand 2022 konnten wir den Auftragsbestand um 1,4 Millionen Euro auf 24,2 Millionen Euro steigern. Was uns hier hilft, ist zum einen die globale Aufstellung und zum anderen die Belieferung in viele unterschiedliche Branchen und Industrien. Natürlich beunruhigt uns auch ein negatives Stimmungsumfeld. Bei all den weltweiten Krisen heißt es auch für uns, wachsam zu bleiben, Kosten und Liquidität in den Fokus zu stellen und jederzeit bereit zu sein, auf sich ändernde Umweltbedingungen reagieren zu können.

4investors.de: Wie ist die Lage auf den Rohstoffmärkten?

Becks: Es ist hinsichtlich der Verfügbarkeit einfacher geworden, aber nicht über alle Rohstoffkategorien hinweg. Auch die Preise liegen noch deutlich über den Vorkrisenniveaus. Bei manchen Materialien steigen die Preise sogar weiter an und die Verfügbarkeit ist bei einer Materialgruppe deutlich schlechter geworden. Der Einkauf ist insgesamt wieder etwas leichter zu managen, von vollständiger Entspannung kann man jedoch noch nicht sprechen.

4investors.de: Welche strategischen Weichenstellungen kann man nach der erfolgreichen Umsetzung des Optimierungsprogramms „Back to Double Digit“ (B2DD) von Masterflex erwarten?

Becks: Grundsätzlich arbeiten wir übergeordnet immer an unserer Effizienz, um die Profitabilität auch weiter zu steigern. Wenn man so will, sind wir mit B2DD aus einer Phase der Optimierung in die nächste Wachstumsphase eingetreten. Unsere Zahlen zeigen, dass wir mit dem organischen Wachstum und auch hinsichtlich der Profitabilität auf dem richtigen Weg sind. Entsprechend stolz sind wir auch auf die im ersten Quartal erzielte EBIT-Marge von 15,0 Prozent.

Das nächste große Thema geht in Richtung Kreislaufwirtschaft, mehr dazu wollen wir im zweiten Quartal kommunizieren. Und natürlich haben wir das Thema Akquisitionen weiterhin auf unserer internen To-Do-Liste.

4investors.de: Beim Stichwort „Kreislaufwirtschaft“ geht es in erster Linie um Klima- oder Umweltschutz?

Becks: Das gehört dazu, steht aber nur untergeordnet im Fokus. Durch die Umweltdiskussion haben Kunststoffe ein vielfach fälschlicherweise problembehaftetes Image. Wir aber sehen Kunststoffe als hervorragende Rohstoffe, gerade auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Egal, wo sie bei erneuerbaren Energien, in der Medizintechnik, im Leichtbau oder in der E-Mobilität hinsehen, diese Innovationen gibt es nur dank innovativer Ansätze bei Polymer-Materialien und hier kann Masterflex mit einer hohen Materialkompetenz punkten.

Es geht uns aber vor allem um Öko-Effektivität, indem wir auch, aber eben nicht nur, den Recyclinganteil steigern und Abfälle weitgehend vermeiden. Ganz wesentlich ist zum Beispiel dabei die Materialauswahl, denn nicht alle Rohstoffe und Kunststoffe sind für eine echte Kreislaufwirtschaft geeignet. Langfristig werden wir Schritt für Schritt alle Produkte unserer Gruppe in die Kreislaufwirtschaft transformieren. Dabei muss natürlich gewährleistet sein, dass es keine Qualitätseinschränkungen gibt, dafür sorgen wir mit unserem Know-how in der Materialtechnik.

4investors.de: Können Sie hier noch etwas ins Detail gehen?

Becks: Im Zentrum des neuen Angebots wird unsere digitale Schlauchwelt AMPIUS stehen. Wir haben damit einen langjährigen Erfahrungsschatz aufgebaut, uns steht ein umfassender Pool an Lebenszyklusdaten zur Verfügung. Dieses volldigitale Steuerungselement wollen wir unseren Kunden und Partnern künftig zur Verfügung stellen. Die detaillierte Kommunikation dazu folgt. Also lassen Sie sich überraschen.

4investors.de: Sie haben die Themen erneuerbare Energien, Leichtbau, E-Mobilität und auch smarte Städte als Beispiele für Zukunftsmärkte genannt. Können Sie Produktbeispiele oder Projekte dazu nennen?

Becks: Da gibt es einiges an interessanten Themen. Ein Projekt finde ich derzeit besonders spannend. Sie kennen sicherlich das Projekt NEOM in Saudi-Arabien. Dort entsteht mitten in der Wüste eine Megacity, die vollständig durch grünen Strom und Wasserstoff versorgt werden soll. Dafür sorgen unter anderem riesige Elektrolyse-Anlagen. In diesen Anlagen kommen unsere Produkte zum Einsatz. Zur Verspannung der Membranen in den Elektrolyseur-Stacks benötigt man Schrauben. Das Projekt umfasst bis zu 3 Millionen Schrauben, die mit einem perlfluorierten Schlauch beschichtet werden, um diese sicher vor Korrosion zu schützen.

Unsere Tochter APT Advanced Polymer Tubing hat den Zuschlag für dieses Großprojekt erhalten. Hier geht es um die Bereiche Extrusion, Schrumpfschlauchherstellung, Konfektionierung und finale Beschichtung sowie einen Top-Logistik-Service mit wöchentlichen Lieferungen. Die Umsatzerwartung für diesen Leuchtturm-Auftrag beträgt knapp 500.000 Euro.

4investors.de: Wenn Sie in diesem Tempo mit 15 Prozent weiterwachsen, dann schaffen Sie das langfristig für 2030 angepeilte Umsatzziel bereits 2027 – ohne Zukäufe. Wie intensiv suchen Sie derzeit nach anorganischen Wachstumschancen?

Becks: Die Rechnung stimmt grundsätzlich, nur lässt sich dieses Wachstum nicht linear hochrechnen. Die Nachfragedynamik, die wir derzeit erleben, spricht aber dafür, dass der Schwerpunkt vorerst klar auf organischem Wachstum liegen wird. Ob das schneller oder langsamer vonstattengeht, liegt nicht ausschließlich an uns. Natürlich screenen wir den Markt nach potenziellen Übernahmezielen, aber ohne Druck und nicht des Zukaufs willen, um etwas präsentieren zu können. Ein mögliches Target muss zu uns passen und die Bewertung auch stimmen.

4investors.de: Es kursierten im vergangenen Jahr zeitweise Gerüchte, dass Masterflex zum Übernahmeziel geworden wäre. Die starke operative Entwicklung scheint Begehrlichkeiten zu wecken?

Becks: Gerüchte kommentieren wir grundsätzlich nicht. Nur so viel: Im Schlauchmarkt tut sich gerade einiges. Triton hat Norres verkauft, die umsatzmäßig in etwa in unserer Liga spielen, jedoch nur in Teilbereichen mit uns vergleichbar/kompatibel sind. Plastiflex, das bezüglich seines Produktportfolios kein direkter Wettbewerber zu uns ist, hat ebenfalls den Eigentümer gewechselt, GlobalMed, das Medizingeschäft von Schauenburg, ging an einen amerikanischen Investor. Kurz gesagt, im Markt ist viel Bewegung und die Transaktionen finden – wie man hört – zu hohen Multiples statt.

4investors.de: Nach dem guten Jahresauftakt und dem Umstand, dass die 2022 ausgehandelten Preiserhöhungen im laufenden Jahr erst voll wirken, macht die Prognose für das Gesamtjahr einen sehr konservativen Eindruck – sie unterstellt beinahe ein Nullwachstum in den nächsten drei Quartalen?

Becks: Der Gedankengang ist im Grundsatz richtig. Aber: Es gibt auch noch einige Faktoren, die nicht kalkulierbar sind, wie die Rohstoff- und Energieversorgung, Inflation, die geopolitischen Krisenherde Ukraine und womöglich auch Taiwan. Im Übrigen sind wir nicht bekannt dafür, uns maximal aus dem Fenster zu lehnen.

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