VOQUZ Labs: „Wir wollen mit unserer ersten Akquisition Remedyne Gas geben“

Die VOQUZ Labs AG, ein Spezialist für SAP-Lizenz-Management im deutschsprachigen Raum, erweitert ihr Produktportfolio durch die Übernahme der Remedyne-Software. Die in Berlin ansässige und seit 2021 an der Wiener Börse notierte Gesellschaft, die mit über 20 Prozent pro Jahr wächst, bereitet aktuell den Gang an die Börse München vor. Im Interview mit der Redaktion von 4investors.de spricht VOQUZ-Labs-Vorstand Martin Kögel u. a. über die hohen Erwartungen an das neue Produkt visoryQ, eine nachhaltige EBITDA-Marge von 30 Prozent sowie über die Notierungsaufnahme in Deutschland.

www.4investors.de: VOQUZ Labs ist seit Juli 2021 an der Börse Wien notiert, hierzulande aber erst wenigen Anlegern bekannt. Stellen Sie unseren Lesern bitte kurz die Gesellschaft vor.

Kögel: VOQUZ Labs ist ein führender Softwarehersteller für SAP Lizenz-, Berechtigungs- & Compliance-Management. Wir bieten die Lösungen samQ License Optimizer for SAP® Software und setQ Authorization Manager for SAP® Software gebündelt mit hochwertigen Advisory Services zum Thema Lizenzberatung weltweit an. Unser Hauptgeschäftsfeld ist das Lizenzmanagement und die Lizenzberatung von SAP-Kunden. Dabei sind wir der einzige Software Asset Management (SAM) Toolhersteller, der sich ausschließlich auf SAP konzentriert. Als Experte können wir hier gut gegen die großen SAM-Anbieter bestehen und wachsen deutlich schneller als unsere Konkurrenten.

www.4investors.de: Welche Kundengruppen bedienen Sie dabei und welchen Mehrwert bieten Sie diesen?

Kögel: Unsere Kunden reichen von großen Mittelständlern bis zu den größten Firmen weltweit – insgesamt haben wir bereits Kunden in ca. 50 Ländern bedient. Grundsätzlich adressieren wir alle Unternehmen, die SAP einsetzen. Diesen helfen wir, ihre Investitionen in die SAP-Software zu optimieren. Wir machen die aktuelle Nutzung der Lizenzen transparent, unsere Software samQ berechnet eine optimale Verteilung der Lizenzen und unsere Berater helfen den Kunden, das resultierende Optimierungspotenzial in Verhandlungen in tatsächliche Einsparungen umzusetzen. Dabei sind sehr schnell auch Einsparungen im 7-stelligen Euro-Bereich möglich.

www.4investors.de: Warum spezialisiert sich VOQUZ Labs auf SAP-Lösungen?

Kögel: Sehen Sie, SAP ist häufig der größte Posten im IT-Budget unserer Kunden. Entsprechend lohnt es sich besonders, sich auf diesen Bereich zu spezialisieren. Dadurch können wir eben nicht nur eine Software anbieten, sondern unseren Kunden basierend auf den Ergebnissen, die samQ liefert, helfen, wirklich Geld zu sparen und optimale Verhandlungsergebnisse zu erreichen. Die anderen SAM-Toolhersteller können bzw. wollen das über die Breite des Portfolios nicht bieten. Kunden, die sich für uns entscheiden, suchen häufig genau diese Kombination von Technologie und Kompetenz.

www.4investors.de: Neben Ihren etablierten Produkten SamQ zur SAP-Lizenzverwaltung und SetQ zur Verwaltung von SAP-Berechtigungen haben Sie den Bereich advisory mit dem neuen Produkt visoryQ an den Start gebracht. Was leistet dieses Tool?

Kögel: Mit visoryQ haben wir sozusagen die Not zur Tugend gemacht. Unsere Beratungsleistungen sind sehr gefragt und wir wollen ein stets hohes Kompetenzniveau bieten. Wie überall sind die wirklich guten Mitarbeiter nicht einfach zu finden. Also haben wir unsere Projekte analysiert und festgestellt, dass man bei den meisten Beratungsangeboten die Methode, die Berechnungen und die Ergebnisberichte standardisieren und in eine Software überführen kann.

Diese Software hilft uns, die Kunden mit weniger Zeitaufwand und damit effektiver zu beraten und dabei sogar die Qualität der Ergebnisse zu steigern. Gerade die Aufbereitung des Reporting an den Kunden hat sich deutlich verbessert. Mitte des Jahres wollen wir so weit sein, visoryQ auch direkt an andere Berater lizenzieren zu können. Wir machen also Beratung annähernd so skalierbar wie Software.

www.4investors.de: Wo wollen Sie visoryQ einsetzen?

Kögel: Als erstes Beratungsfeld haben wir uns die Migration von SAP ECC nach SAP S/4HANA vorgenommen. Das alte SAP ECC ist von SAP mit Ende 2027 abgekündigt. Alle Kunden müssen ihr ERP-System bis dahin migrieren. Dafür gibt es mehrere Optionen und die kommerzielle als auch die funktionelle Entscheidungsfindung ist sehr komplex. Das erste Modul von visoryQ ist deshalb der Business Case Builder for SAP contracting strategies geworden.

www.4investors.de: Welche Erwartungen haben Sie an visoryQ?

Kögel: Meine Erwartungen an visoryQ sind recht hoch. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Projekten zu diesem Thema stets gestiegen. Und der Markt erwartet nochmals eine deutliche Beschleunigung. Wir haben die erste Version von visoryQ Ende Oktober 2022 vorgestellt. Viele Kunden, die bereits samQ im Einsatz haben, sind interessiert. Die ersten Projekte sind bereits erfolgreich abgeschlossen und eine Vielzahl von Angeboten ist beim Kunden. Und dass, obwohl gerade Jahreswechsel war und das in der Regel eine ruhige Zeit ist.

www.4investors.de: Ist visoryQ auch ein Tool, um Neukunden zu gewinnen? In welcher Dimension bewegen sich diese Aufträge?

Kögel: Ja, auch einige neue Partner zeigen sich sehr interessiert. Das sind vor allem Systemintegratoren, die die technische Migration der Kunden durchführen wollen. Sie erwarten sich in erster Linie eine schnellere Entscheidungsfindung ihrer Kunden, da wir die verschiedenen Optionen transparent machen und bewerten. Die typische Größenordnung eines Auftrages liegt dabei zwischen 25.000 Euro und 100.000 Euro.

www.4investors.de: VOQUZ Labs bildet gemeinsam mit der VOQUZ IT Solutions die VOQUZ Group. Warum ist die VOQUZ Labs an die Börse gegangen?

Kögel: Den Schritt an die Börse haben wir gemacht, damit wir unsere Expansionspläne unabhängig von einem einzelnen großen Investor finanzieren können. Wir wollen die Börsennotiz nutzen, um unsere Internationalisierung voranzutreiben und das dynamische organische Wachstum, das im Schnitt der vergangenen Jahre bei ca. 30 Prozent pro Jahr lag, zu halten. Dabei wollen wir uns zu einem breiter aufgestellten SAP Add-on-Softwarehersteller weiterentwickeln, der seine zufriedenen Kunden auch bei anderen Aufgabenstellungen unterstützen kann.

www.4investors.de: Ihre Expansionspläne umfassen auch Akquisitionen?

Kögel: Ja, wir verfolgen eine Buy&Build-Strategie. Die Finanzierung dieser geplanten Transaktionen ist der zweite und auch der Hauptgrund für den Gang an die Börse. Wir haben im Jahr 2022 angefangen, den Markt systematisch zu untersuchen, und haben dabei einige interessante Kandidaten identifiziert. Gerade im SAP-Umfeld hat eine Vielzahl von Unternehmen kleinere und größere Software-Tools entwickelt, die das Kernsystem SAP ergänzen – häufig aber mit einer nur geringen regionalen Verbreitung. Mit der breiten internationalen Kundenbasis von samQ und unserer Spezialisierung auf SAP können wir diesen Produkten rasch einen sehr guten Marktzugang bieten.

www.4investors.de: Der erste Schritt war die in der vergangenen Woche gemeldete Übernahme der Remedyne-Software. Inwiefern passt diese SAP Security- und Compliance-Lösung als Ergänzung bzw. Verstärkung zu Ihrem bisherigen Portfolio?

Kögel: Remedyne passt genau in unsere bereits angesprochene M&A-Strategie. Das Geschäftsfeld Security- und Compliance-Lösung ist vielversprechend. Remedyne überwacht in Echtzeit geschäftskritische Transaktionen, hauptsächlich in den Prozessen Procure-to-Pay und Order-to-Cash, also die Transaktionen, in denen es um Geld geht. Remedyne bietet ein umfangreiches Regelwerk, um Fehler, wie doppelte Überweisungen, und Betrugsversuche zu entdecken und zu blockieren. Alle Vorfälle werden dabei Datenschutz-konform gespeichert und für Revisions- und Prüfungszwecke bereitgehalten.

www.4investors.de: Wo ist Remedyne bereits im Einsatz?

Kögel: Remedyne ist bis dato nur bei relativ wenigen Kunden im Einsatz. Unsere Gespräche mit einigen Kunden vor dem Closing der Transaktion haben dabei jedoch eine sehr hohe Kundenzufriedenheit ergeben. Das hat mich wirklich überzeugt! Und für ein qualitativ hochwertiges Produkt mit einem klar definierten Mehrwert für SAP-Kunden können wir den idealen Marktzugang bieten.

www.4investors.de: Welche Impulse erhoffen Sie sich von visoryQ und Remedyne für Ihr operatives Geschäft im laufenden Geschäftsjahr?

Kögel: visoryQ ist in unserem angestammten Geschäftsfeld SAP-Lizenzmanagement ein Tool, das spürbare Mehrwerte gegenüber Konkurrenzprodukten liefert. Hier versprechen wir uns starke Impulse für die Neukundengewinnung.

Der Remedyne Business Case ist dieses Jahr darauf ausgelegt, dass wir im ersten Schritt unseren bestehenden Kunden eine zusätzliche Lösung anbieten können. Wir werden dieses Jahr dafür nutzen, das Produkt weiterzuentwickeln und die Markteinführung voranzutreiben. Das führt bereits in diesem Jahr zu positiven Ergebnisbeiträgen und nächstes Jahr ist dann alles bereit, um auch mit Remedyne Gas zu geben.

www.4investors.de: In der Vergangenheit ist VOQUZ Labs jährlich um 20 bis 30 Prozent gewachsen. Wie profitabel arbeiten Sie aktuell und welche Margenziele haben Sie sich mittelfristig gesetzt?

Kögel: In Geschäftsjahr 2021 haben wir eine EBITDA-Marge von 25 Prozent, im Jahr davor von 22 Prozent erreicht. Die Zahlen für das gerade abgeschlossene Geschäftsjahr sind noch nicht veröffentlicht. Mittelfristig wollen wir die EBITDA-Marge in Richtung 30 Prozent entwickeln. In Jahren, in denen wir stark investieren, kann die Marge auch einmal etwas niedriger ausfallen, unser mittelfristiges Ziel ist es jedoch, die 30 Prozent nachhaltig zu erreichen. Das bisherige Umsatzwachstum wollen wir beibehalten.

www.4investors.de: Ende September vergangenen Jahres hatten Sie angekündigt, eine prospektfreie Notierungsaufnahme im Freiverkehr der Börse München bis Ende 2022 anzustreben. Warum hat dies nicht geklappt und wie sieht Ihr neuer Zeitplan aus?

Kögel: Im vierten Quartal 2022 waren wir mit der Übernahme von Remedyne beschäftigt, das hat die Pläne zur Notierungsaufnahme in München etwas verzögert. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Transaktion hat das angestrebte Listing an der Münchner Börse wieder höhere Priorität. Wir arbeiten an dessen Umsetzung und werden in den nächsten Wochen weitere Details dazu veröffentlichen.

www.4investors.de: Die Analysten von SMC Research sehen den fairen Wert der VOQUZ-Labs-Aktie bei 33,20 Euro. Was versprechen Sie sich von einer Notierungsaufnahme in Deutschland

Kögel: Ich erhoffe mir davon u. a. höhere Handelsumsätze in unserer Aktie. Dafür reicht aber die reine Notierung in Deutschland nicht aus, d. h. wir werden parallel auch verstärkt in die Pressearbeit investieren und auch Kapitalmarktkonferenzen in Deutschland besuchen. Nur wenn wir die Liquidität verbessern, können wir realistisch die Börsennotiz dazu nutzen, unsere Akquisitionspläne umzusetzen.