Smartbroker Holding: Kolbinger sieht keinen Kapitalbedarf für den Neobroker

Auf der heutigen außerordentlichen Hauptversammlung der Smartbroker Holding, bisher als wallstreet:online firmierend, sollte es eigentlich nur um zwei Tagesordnungspunkte gehen, die eher technischer Natur sind. Ein neuer Wirtschaftsprüfer musste her, außerdem sollte neues Kapital geschaffen werden. Doch die aktuellen Entwicklungen sorgten für Spannung und waren dominantes Thema beim virtuellen Aktionärstreffen.

So hat der Gründer, Großaktionär und neue Vorstandschef Andre Kolbinger eine längere Erklärung zur aktuellen Situation abgegeben. Außerdem hat er 25 Fragen beantwortet, die zuvor von den Aktionären eingereicht wurden.

Man steht demnach auch nach dem Abgang des bisherigen CEO Matthias Hach weiter klar zum Smartbroker, muss den Start des Smartbroker 2.0 aber von Ende 2022 auf Mitte 2023 verschieben. Deutlich dementiert Kolbinger, dass es fehlende finanzielle Mittel bei der Entwicklung des Smartbrokers gebe. Man sei gut ausgestattet. Eine weitere Kapitalerhöhung ist demnach aktuell nicht geplant.

Allerdings braucht es mehr Zeit für die technische und rechtliche Umsetzung des Projekts. Dies haben verschiedene Tests gezeigt. Geplant ist, die Arbeiten am neuen Smartbroker verstärkt zu internalisieren und die externen Aufträge zu reduzieren. Dazu will man weitere Mitarbeiter einstellen.

Keine neuen Informationen gibt es über die genauen Gründe, warum der frühere comdirect-Manager Hach nach nur kurzer Zeit bei der Smartbroker Holding (WKN: A2GS60, ISIN: DE000A2GS609, Chart, News) seine Sachen packte. Kolbinger spricht von unterschiedlichen Vorstellungen über die künftige strategische Ausrichtung. Dabei ging es offenbar vor allem um die einzelnen Umsetzungsschritte bei der Weiterentwicklung des Smartbroker sowie um die Prioritäten bei der künftigen Arbeit.

Der Abgang von Hach soll laut Kolbinger keinen Einfluss auf den erweiterten Lizenzantrag haben, den man vor mehr als einem Jahr bei der BaFin gestellt hat. Zudem will man bald eine Personalie für die Smartbroker AG, bisher als wallstreet:online capital firmierend, bekanntgeben, die den Antrag vorantreiben soll. Diese Personalentscheidung ist offenbar mit der BaFin abgestimmt und dort positiv aufgenommen worden.

Wann die BaFin die erweiterte Lizenz für den Smartbroker erteilen wird, ist völlig offen. Kolbinger rechnet damit, dass dies auf jeden Fall vor dem „go live“ im Sommer 2023 geschehen wird. Zu einem genaueren Termin lässt er sich nicht hinreißen. Man möchte nicht spekulieren.

Andre Kolbinger betont vor den Aktionären, dass er für die Dauer seiner Berufung von drei Jahren Vorstandschef der Smartbroker Holding bleiben wolle. Mindestens. Nach einem neuen CEO suche man nicht, damit entzieht er anderslautenden Gerüchten den Boden. Kolbinger fühlt sich nach eigener Aussage wohl im Fahrersitz und freut sich, wieder an der aktiven Gestaltung teilhaben zu können. Zudem will er bald wieder mit positiven Nachrichten punkten. Dabei betont er mehrfach, dass der Smartbroker 2.0 definitiv komme und damit auch die App.

Die eigentliche Gründe für die außerordentliche Hauptversammlung gehen bei den Aktionären ziemlich glatt durch. Der neue Abschlussprüfer (BDO) erhält eine Zustimmung von 99,9665 Prozent. Dem neuen genehmigten Kapital stimmen die Aktionäre mit 91,5542 Prozent zu. Nach einer Stunde ist die außerordentliche Hauptversammlung der Berliner beendet.