Masterflex: „Der positive Trend setzt sich fort“

Masterflex startet dynamisch ins laufende Jahr. Mit einem Umsatzplus von gut 22 Prozent auf 23,9 Millionen Euro kann der Spezialist für Hightech-Schläuche den Markt positiv überraschen. Das EBIT liegt mit 3,1 Millionen Euro rund 39 Prozent über dem Vorjahr, sodass man trotz Gegenwind bei Rohstoff- und Energiepreisen wie avisiert eine deutlich zweistellige Marge von 12,8 Prozent erreicht.

Von Analystenseite wird die Aktie durchweg positiv bewertet: Montega Research gibt aktuell ein Kursziel von 12,00 Euro aus, Metzler Capital Markets sieht die Aktie bei 8,50 Euro und SMC Research bei 10,70 Euro fair bewertet. Am Mittwoch hat die Aktie den XETRA-Handel mit 7,04 Euro beendet.

Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de steht CFO Mark Becks nach den Zahlen Rede und Antwort.


www.4investors.de: Masterflex hat mit den Q1-Zahlen viele Marktteilnehmer positiv überrascht. Bei 22 Prozent Umsatzwachstum und fast 13 Prozent EBIT-Marge dürften Sie sehr zufrieden sein. Woher kommt das robuste Wachstum vor allem?

Becks: Primär von der guten Arbeit des gesamten Masterflex-Teams über die letzten Jahre. Im gesamten Team ist wirklich ein guter Spirit. Konkret bezogen auf das erste Quartal zeigen die Restrukturierungsmaßnahmen im Luftfahrtgeschäft Wirkung, während das Anziehen der Konjunktur in Amerika und auch die Nachfrage im Medizingeschäft das Wachstum treiben. Grundsätzlich sind wir in allen Gesellschaften auf Vorjahresniveau, bei den meisten darüber.

www.4investors.de: Mit 26,7 Millionen Euro haben Sie zudem einen hohen Auftragsbestand, der Auftragseingang ist robust, kann man das Quartal auf das Jahr hochrechnen?

Becks: Sicherlich nicht in dem Sinne, dass man das erste Quartal einfach mal vier nimmt. Wir haben zwar keine großartigen Saisonalitäten im Geschäft, aber Q1 ist aufgrund der in der Regel inexistenten Feiertage traditionell besonders stark. Q4 fällt hingegen aufgrund der Weihnachtszeit etwas ab. Der starke Jahresauftakt gibt uns allerdings Rückenwind für die kommenden Quartale.

www.4investors.de: Sie sprechen selbst von einem geänderten Bestellverhalten der Kunden. Was heißt das genau?

Becks: Die Kunden bestellen zum Teil etwas langfristiger. Dies hängt natürlich auch mit der kritischen Situation auf den Rohstoffmärkten zusammen. Trotzdem ist der für uns hohe Auftragsbestand ein sehr positives Signal und erhöht zugleich unsere Visibilität.

www.4investors.de: Energie- und Rohstoffpreise sowie Verfügbarkeiten sind ein Dauerthema. Wie sehen Sie gegenwärtig die Lage?

Becks: Das Thema wird uns weiterhin begleiten. Der Krieg in der Ukraine und der Umgang Chinas mit Corona haben die schon angespannte Situation an den Rohstoffmärkten nicht einfacher gemacht. Wir sind im engen Austausch mit unseren Lieferanten und setzen alle Hebel in Bewegung, an die notwendigen Rohstoffe zu kommen. Bisher ist uns dies ebenso gut gelungen, wie die höheren Kosten weitgehend kompensieren zu können.

www.4investors.de: Bei Matzen & Timm im Luftfahrtgeschäft hatten Sie in Q4 2021 mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen. Sind diese mittlerweile gelöst, läuft die Fertigung in Tschechien?

Becks: Die Wiederaufnahme der Produktion in Tschechien dient ja dazu, die Kapazitätsengpässe zu lösen. Das geht nicht auf einen Schlag, wir sind jedoch dabei, den Auftragsbestand und den Produktionsrückstand in diesem Bereich sukzessive abzuarbeiten. Tschechien ist im April in Produktion gegangen, die erste Lieferung verließ schon im April die Werkstore. Wir konnten einen hohen Anteil an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewinnen, die schon in der Vergangenheit bei uns dort gearbeitet haben. Insofern ging der Anlauf recht schnell. Zudem haben wir dort auch Flüchtlingen aus der Ukraine einen Arbeitsplatz geben können.

www.4investors.de: Welche Kosteneffekte hat die Wiedereröffnung?

Becks: Die Wiedereröffnung in Tschechien war mit keinen hohen Einmalkosten verbunden. Die Maschinen standen größtenteils noch vor Ort, wir hatten den Standort also noch nicht verkauft oder abgeschlossen. Gewisse Unproduktivitäten zum Start haben wir einkalkuliert, die Mitarbeiter müssen auf die Produkte trainiert werden, die Organisation muss sich von den Abläufen her erst finden – das ist normal. Aber auch das wird Woche für Woche besser.

www.4investors.de: Wie gestaltet sich das laufende Quartal? Gab es im Auftragseingang bzw. im täglichen Geschäft durch die diversen Störfaktoren (Ukraine, Inflation, Lieferketten) substanzielle Veränderungen?

Becks: In den ersten Wochen des zweiten Quartals hat sich der positive Trend vom Jahresauftakt so fortgesetzt. Bis jetzt sind keine Ausreißer in die eine oder andere Richtung zu spüren. Und auch für die nächsten Wochen sehen wir keine substanziellen Veränderungen.

www.4investors.de: Akquisitionen sollen wieder verstärkt ein Thema für Masterflex werden. Wo stehen Sie hier aktuell?

Becks: Kurzfristig werden wir sicherlich keine Neuakquisition verkünden. Aber wir werden unsere Kräfte auch wieder mehr in diese Richtung fokussieren. Unsere grundsätzliche Strategie diesbezüglich ist bekannt, wir wollen Markteintritte beschleunigen und/oder uns technologisch erweitern.

www.4investors.de: Angesichts des Wachstums im ersten Quartal und dem guten Auftragseingang klingt die Prognose für 2022 konservativ. Reicht der gute Auftakt noch nicht für eine Prognoseerhöhung?

Becks: Wir sehen das erste Quartal eher als Bestätigung unserer Prognose. Und nach acht Spieltagen kann man auch noch nicht sagen, wer Meister wird und wer absteigt. In diesem sehr herausfordernden Umfeld sollte man sich nicht zu früh zu weit aus dem Fenster lehnen. Die letzten gut zwei Jahre haben uns gelehrt, wie schnell gravierende Änderungen kommen können. Wenn wir innerhalb unserer Prognose durch das Jahr kommen und 2022 mit einer zweistelligen EBIT-Marge abschließen können, dann war das für uns ein sehr gutes Jahr. Q1 hilft sicherlich auf dem Weg dahin.