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Greencells: Anleihe als „ersten Schritt, um uns dauerhaft am Kapitalmarkt zu etablieren“

30.11.2020 09:08 Uhr - Autor: Robin Lohwe  auf twitter

Greencells-CEO Andreas Hoffmann im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Greencells.

Das Solarenergie-Unternehmen Greencells debütiert am Anleihen-Markt. Geboten werden für den besicherten „Green Bond” 6,25 Prozent Zinsen, die Emission soll ein Volumen von bis zu 25 Millionen Euro haben und das Geld soll das Solarpark-Projektgeschäft der profitabel arbeitenden Gesellschaft weiter ankurbeln. Geht es nach Greencells-CEO Andreas Hoffmann, wird dies nicht die letzte Emission der Gesellschaft sein: Man will sich bei Anlegern als Emittent etablieren. Langfristig möchte der Geschäftsführer des Unternehmens auch einen Börsengang von Greencells nicht ausschließen.


www.4investors.de: Greencells dürfte den meisten Investoren nicht unbedingt ein Begriff sein. Können Sie das Unternehmen kurz mit wenigen Sätzen vorstellen?

Hoffmann:
Mit einer installierten Leistung von über 2,1 GWp ist die Greencells GmbH ein in Europa führender und weltweit agierender EPC- und O&M-Dienstleister für Utility-Scale-Solarkraftwerke. Gemeinsam mit unserer Schwestergesellschaft Greencells Group Holdings, die weltweit als Photovoltaik-Projektentwickler agiert, verfügen wir in allen Projektphasen über das Know-how, um Solarprojekte aus einer Hand optimiert zu planen, zu finanzieren, umzusetzen und zu betreiben.

www.4investors.de: Direkt einmal die Frage, die sich derzeit wohl jedes Unternehmen anhören darf und die auch Ihnen nicht erspart bleibt: Wie sind Sie durch die Pandemie-Krise gekommen und wie schlagen Sie sich aktuell in der zweiten COVID-19 Welle?

Hoffmann:
Durch die COVID-19-Pandemie kam es im 1. Halbjahr 2020 zu Projektverschiebungen in das 2. Halbjahr 2020 bzw. in das Jahr 2021 – aber zu keiner einzigen Projektabsage. Aktuell spüren wir keine weiteren nennenswerten Auswirkungen. Deshalb gehen wir – auch dank starker Aufholeffekte – davon aus, das Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatz in ähnlicher Größenordnung wie 2019 abschließen zu können.

www.4investors.de: Greencells gibt trotz aller Unsicherheiten bei Anlegern eine Anleihe im Volumen von bis zu 25 Millionen Euro mit 6,5 Prozent Zinsen aus. Zuletzt waren Emissionen aufgrund des Umfelds durchaus problematisch und Emittenten haben Emissionspläne zurückgezogen. Sie nicht. Warum?

Hoffmann:
Das ist ganz einfach: Wir sind absolut überzeugt von dem attraktiven Gesamtpaket, das wir mit der DICAMA AG und ICF BANK AG entwickelt haben. Deshalb haben wir uns gemeinsam ganz bewusst dafür entschieden, die Emission durchzuführen. Und das bisherige Investoren-Feedback bestätigt uns in dieser Entscheidung. So wurde bspw. unser besicherter Green Bond nicht nur vom Europäischen Mittelstandsanleihen FONDS gezeichnet, sondern auch im KFM-Mittelstandsanleihen-Barometer mit 4 von 5 möglichen Sternen bewertet und damit als „attraktiv“ eingestuft. Dieses Ergebnis sehen wir als ein besonderes Qualitätsurteil an, denn wie uns die KFM Deutsche Mittelstand AG bestätigt hat, sind wir einer von nur sehr wenigen Neuemittenten, deren Debütanleihe mit 4 Sternen bewertet wurde.

www.4investors.de: Greencells firmiert derzeit als GmbH mit einer Eigenkapitalquote von 26 Prozent. Wäre für Sie ein Börsengang als AG oder SE denkbar? Sie arbeiten profitabel, vergleichbare Unternehmen haben an der Börse ja durchaus Erfolgsgeschichten geschrieben und die Erneuerbaren Energien gelten als Wachstumsmarkt, der am Aktienmarkt durchaus gut ankommt…

Hoffmann:
Sie haben absolut recht: Unsere profitable Entwicklung sowie der Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien – und hier der Solarmarkt mit seinen glänzenden Perspektiven im Speziellen – sind ideale Voraussetzungen für eine Erfolgsgeschichte. Deswegen haben wir uns auch für die Anleiheemission entschieden. Wir sehen diese Maßnahme als ersten Schritt, um uns dauerhaft am Kapitalmarkt zu etablieren. Ob wir auf diesem Weg weitere Anleihen begeben oder einen Börsengang durchführen werden, wird sich zeigen. Aber wir werden hier sicherlich nichts überstürzen, sondern unseren Fokus zunächst darauf richten, uns als Neuemittent das Vertrauen der Anleiheinvestoren nachhaltig zu verdienen.

www.4investors.de: Haben Sie Sorgen, dass Investoren sich von der Eigenkapitalquote abgeschreckt fühlen könnten?

Hoffmann:
Nein, keineswegs, denn wir verfügen über eine solide Eigenkapitalquote, die in den kommenden Jahren sukzessive steigen soll. Und was zusätzlich für uns spricht: Wir gelten im EPC-Bereich als uneingeschränkt „bankable“ und können somit die Finanzierung unserer Solarprojekte während der Bauphase und der Betriebsphase über ein belastbares Netz an Finanzierungspartnern sicherstellen. Wir arbeiten dabei mit deutschen und internationalen Banken zusammen, darunter die BayernLB, die Kommunalkredit Austria, die Triodos Bank, die NordLB, die LBBW und der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Im Bereich der Finanzierungslösungen kooperieren wir mit Versicherungsgesellschaften wie Swiss Re, Munich Re und Tokyo Marine. Zudem pflegen wir enge Beziehungen zu führenden Investmentfonds im Bereich der Erneuerbaren Energien wie Blue Elephant Energy, Enlight Energy, Next Energy Capital und Nordic Solar Energy.

www.4investors.de: Sie bieten Investoren 6,5 Prozent Zinsen. Hinzu kommt ein Sicherheitenkonzept. Was hat Sie - mit Ihrem doch recht großen Finanzierungsnetzwerk - bewogen, diesen Finanzierungsweg zu gehen, statt eventuelle Alternativen, wie zum Beispiel Bankfinanzierungen oder über Ihren Ankergesellschafter, die Zahid Group, zu nutzen?

Hoffmann:
Wir haben unser Unternehmen seit der Gründung im Jahr 2009 stets sehr zielgerichtet weiterentwickelt. Das gilt auch für unsere Finanzierungsstruktur. Nach dem strategischen Einstieg der Zahid Group, die zunächst Eigenkapital und im Anschluss auch Fremdkapital zur Finanzierung unseres Wachstums zur Verfügung gestellt hat, sehen wir unseren besicherten Green Bond als den nächsten logischen Schritt und vor allem als einen wichtigen ergänzenden Baustein in unserem Finanzierungsmix.

www.4investors.de: Sie haben seit dem Jahr 2018 eine Schwestergesellschaft, die Greencells Group Holdings Ltd. mit Sitz in Dubai, die nicht zum Konzern der Greencells GmbH gehört. In welcher konkreten Beziehung stehen die beiden Unternehmen zueinander? Wie ist die Zusammenarbeit gestaltet und abgesichert?

Hoffmann:
Die Greencells GmbH ist operativ, wirtschaftlich und personell unabhängig von der Schwestergesellschaft. Das EPC- und O&M-Geschäft erzielt bislang deutlich höhere Umsätze und Erträge, und die Aufträge werden bislang vor allem mit Dritten, oftmals mit langjährigen Kunden, generiert.

Seit der Gründung unserer Schwestergesellschaft für die Projektentwicklung können wir als Gesamtgruppe die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung über die Finanzierung und Realisierung bis zur Betriebsführung von Solarkraftwerken aus einer Hand abbilden. Die Greencells GmbH als Emittentin des besicherten Green Bonds profitiert signifikant von diesem integrierten Geschäftsmodell der Gruppe, da alle Entwicklungsprojekte der Schwestergesellschaft zu 100 Prozent in Form fester EPC- und O&M-Verträge an sie übergehen und dementsprechend – neben dem langjährig etablierten Geschäft für externe Auftraggeber – für stabile und visible Cashflows sorgen. Die Projektentwicklung der Schwestergesellschaft ist also ein essenzieller Werttreiber, weil sie durch gesteigerten Umsatz bei gleichzeitig höheren Margen die EPC- und O&M-Pipeline der Greencells GmbH zusätzlich befüllt, woraus weitere planbare Umsätze resultieren. Durch die Mittel aus dem besicherten Green Bond soll der Umfang der Projektentwicklung deutlich gesteigert werden und damit auch der Umfang der EPC- und O&M-Verträge.

www.4investors.de: Welche Sicherheiten werden Anleihe-Investoren geboten?

Hoffmann:
Das Sicherheitenpaket beinhaltet Projekte unserer Schwestergesellschaft aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden, die an einen Treuhänder verpfändet sind. Laut Gutachten beträgt der Netto-Sicherheitenwert auf Basis aktueller Marktdaten 34,5 Millionen Euro. Dieser Wert steht damit einem Anleihevolumen von bis zu 25 Millionen Euro bzw. einem Gesamtvolumen für Zins und Tilgung von insgesamt 33,125 Millionen Euro gegenüber. Zusätzlich erfolgt eine Sicherungsabtretung von Forderungen aus EPC-Verträgen der Emittentin für Solarprojekte in Höhe von mindestens 10 Millionen Euro. Neben den Sicherheiten besteht eine Kreditlinie der Schwestergesellschaft zugunsten der Emittentin über bis zu 33,125 Millionen Euro bis zum 31. Dezember 2025.

Greencells Solarpark in Coombeshead, UK. Bild und Copyright: Greencells.



www.4investors.de: Was plant Greencells mit dem Emissionserlös aus der Anleihe?

Hoffmann:
Mit dem Emissionserlös wollen wir unser erfolgreiches Wachstum nochmals beschleunigen. Deshalb planen wir mit den Anleihemitteln unter anderem den Erwerb fast baureifer Projektrechte und – in Ergänzung zu Eigenmitteln – den Ausbau des Projektentwicklungsgeschäfts unserer Schwestergesellschaft. Unser Fokus liegt dabei weiterhin auf OECD-Ländern mit Investment-Grade-Rating. Mehr als 75 Prozent unserer Projekte befinden sich in diesen Ländern und mehr als 50 Prozent unserer eigenen Entwicklungspipeline liegen in der EU.

www.4investors.de: Sie sind unter anderem in den USA tätig. Erwarten Sie von der kommenden Administration unter dem Demokraten Joe Biden Impulse für die eigenen Aktivitäten?

Hoffmann:
Unser Fokus wird in den kommenden Jahren in erster Linie auf dem europäischen Markt liegen. Allerdings haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen, dass wir dank unserer breiten internationalen Positionierung und unserer großen Flexibilität unsere Kapazitäten auch sehr kurzfristig gewinnbringend in besonders attraktive Märkte umleiten können. Ein solches Szenario können wir uns auch in den USA vorstellen, denn wir sprechen hier immerhin über einen der chancen- und potenzialreichsten Solarmärkte der Welt. Dabei dürfte uns sicherlich zugute kommen, dass wir bereits in den USA präsent sind und schon Projekte mit lokalen Partnern erfolgreich umgesetzt haben.

www.4investors.de: SMC Research prognostiziert für 2020 und 2021 Umsätze von 82 Millionen Euro und 130 Millionen Euro sowie Gewinne vor Zinsen und Steuern von 1,9 Millionen Euro (bereinigt um die Kosten der Anleiheemission von voraussichtlich 1,4 Millionen Euro) und 5,9 Millionen Euro. Wie wohl fühlen Sie sich mit den Schätzungen und woher resultiert der erwartete Umsatzsprung im kommenden Jahr?

Hoffmann:
Wir fühlen uns mit den konservativen Schätzungen von SMC Research durchaus wohl. Die prognostizierte Umsatzentwicklung spiegelt neben den COVID-19-bedingten Projektverschiebungen aus dem 1. Halbjahr 2020 vor allem unsere bereits gesicherte EPC-Pipeline von 1,8 GWp wider, die einem aus Marktwerten erwartbaren EPC-Umsatz bis 2024 von über 850 Millionen Euro entspricht.

www.4investors.de: Wie sollen sich die Zahlen in den Jahren danach entwickeln?

Hoffmann:
Auf Basis unserer umfangreichen Pipeline und der glänzenden Branchenaussichten gehen wir fest davon aus, dass sich unser profitables Wachstum weiter fortsetzen wird. Dazu beitragen sollen auch die bis dahin wahrscheinlich abklingenden Pandemie-Auswirkungen sowie insbesondere die positiven Effekte aus dem Ausbau der Projektentwicklung unserer Schwestergesellschaft. Für weitere Details möchten wir auf die Studie von SMC Research verweisen, die auf unserer Website unter www.greencells.com/ir zum Download zur Verfügung steht.

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