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M1 Kliniken: Wollen langfristig zu „einer stabilen Dividende zurückkehren“

23.07.2020 00:05 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Patrick Brenske, Vorstand M1 Kliniken AG, im Interview mit der 4investors-Redaktion. Bild und Copyright: M1 Kliniken AG.

Die Corona-Pandemie hat den Expansionsdrang der M1 Kliniken AG temporär zwar gebremst. Doch die Berliner sind wieder in der Spur. Nach Wiedereröffnung der Zentren habe man „die umsatzstärksten Tage in der Unternehmensgeschichte“ verzeichnet, sagt Patrick Brenske, Vorstand M1 Kliniken AG, im Interview mit der 4investors-Redaktion. Wachstumsinvestitionen sollen zunächst Vorrang vor Dividende haben, aber das soll sich langfristig ändern, so Brenske. Der Zusammenschluss mit Haemato solle unter anderem Doppelinvestitionen vermeiden helfen. Wachstum verspricht sich M1 Kliniken auch von eigenen Angeboten im Bereich der kosmetischen Schönheitsprodukte, die – bisher nur online vertrieben – nun auch in den stationären Einzelhandel gelangen sollen.


www.4investors.de: Die Übernahme von Haemato durch M1 war und ist nicht jedem verständlich. Welche Vorteile bringt M1 Kliniken dieser Deal?

Brenske:
Wir erwarten von dem Deal eine Fokussierung der Aktivitäten beider Gesellschaften und eine Vermeidung von Doppelinvestitionen. In der Vergangenheit hat es im Bereich des Handels sowie der Entwicklung kosmetischer Produkte Überlappungen zwischen den Tätigkeitsfeldern der Haemato und der M1 gegeben. Die Haemato ist mit ihren internationalen Handelsaktivitäten tief im Markt verwurzelt und wird die auf kleinerem Niveau bei der M1 geführten Handelsaktivitäten befördern. Zudem verfügt die Haemato z.B. mit der ISO 13485-Zertifizierung über wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung und Zulassung von Medizinprodukten. Im Gegenzug wird die M1 in die Lage versetzt, sich voll auf den Ausbau und die Führung des internationalen Netzwerkes ästhetischer Fachzentren zu konzentrieren.

www.4investors.de: Haemato wird ihre Margen drücken. Lag ihre Marge bisher im unteren zweistelligen Bereich, so erwarten Analysten für die Zukunft einen Wert von rund 6 Prozent. Welche Marge sehen sie für die Zukunft als Ziel an?

Brenske:
Bei der M1 zielen wir im Bereich der medizinischen Fachzentren auf eine EBIT-Marge von 15 Prozent bis 20 Prozent. Die Haemato soll mittelfristig wieder in den Bereich einer EBIT-Marge von 2 Prozent bis 3 Prozent vordringen, was in der Vergangenheit auch regelmäßig erreicht wurde. Hierzu wird auch das erwartete, starke Wachstum der Kosmetik-Sparte der Haemato beitragen, bei der wir auf EBIT-Margen oberhalb von 20 Prozent zielen.

www.4investors.de: Sie betreiben Fachzentren für ästhetische und plastische Chirurgie. Es gab zuletzt immer wieder Berichte, dass es in der Pandemie-Zeit mehr Schönheitsoperationen gibt. Können sie das bestätigen?

Brenske:
Tatsächlich wird intensiv hierüber diskutiert. So könnten geschlossene Fitness-Center eine stärkere Nachfrage nach Fettabsaugungen mit sich bringen. Die Maskenpflicht stärkt die Beachtung der Augenpartie, was die Nachfrage nach Lidstraffungen fördern könnte. Schließlich lassen sich im Rahmen von Home Office die kurzfristigen Beeinträchtigungen nach einer Operation besser kaschieren.

Noch ist es zu früh, um von einem echten Trend zu sprechen, aber tatsächlich sehen wir eine starke Nachfrage nach unseren chirurgischen Leistungen, die derzeit auch deutlich über den Referenzzahlen der Vorjahre liegt.

www.4investors.de: Sie mussten von Ende März bis Mitte Mai alle Standorte in Deutschland schließen. Wenn man „der alten“ M1 daher für 2020 einen stabilen Umsatz vorhersagt – liegt man da völlig falsch?

Brenske:
Durch die zweimonatige Schließung unserer Klinik und Praxen fehlen uns tatsächlich zwischen 15 Prozent und 20 Prozent unseres zuvor geplanten Jahresumsatzes, so dass wir in 2020 im Beauty-Bereich wohl mit einem Umsatzniveau auf Höhe des Vorjahres rechnen können. Das ist aber eine rein optische Stagnation der Umsatzentwicklung. Schaut man auf die einzelnen Monate seit Wiedereröffnung unserer Zentren, so zeigt sich ein überaus starkes Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Unsere Standorte sind sehr gut ausgelastet und wir stellen laufend weitere Ärzte zur Durchführung der Behandlungen ein.

www.4investors.de: Der weltweite Schönheitsmarkt wächst jährlich um rund 5,5 Prozent. Ist das auch ihr Ziel?

Brenske:
Unser Ziel ist es natürlich, deutlich stärker zu wachsen als der Markt. Wir haben hierzu eine Studie mit der GfK durchgeführt. Dabei kam die GfK zum Schluss, dass bei einer Halbierung der Endkundenpreise die Nachfrage nach ästhetischen Behandlungen um das Zehnfache ansteigen kann.

Hierauf zielt die Strategie der M1. Wir erachten die „historischen“ Preise für ästhetische Behandlungen als viel zu hoch und setzen dem ein preisgünstiges Angebot entgegen – bei Sicherstellung höchster Qualität. Damit versetzen wir viele Menschen erstmals in die Lage, sich entsprechende Behandlungen finanziell leisten zu können. Das hierdurch erzielbare Marktwachstum wollen wir nutzen.

www.4investors.de: Wie sehr nimmt die Krise Einfluss auf ihre Expansionspläne? Sind 50 Standorte bis zum Jahresende realistisch? Bleibt es beim Ziel, bis Ende 2023 100 Standorte zu haben?

Brenske:
Selbstverständlich hat die Corona-Krise unsere eigenen Pläne zurückgeworfen. Bis zum Jahresende planen wir nun noch mit 42 Zentren bis 44 Zentren und das 100er-Ziel mag sich in das Jahr 2024 verschieben.

Viel wichtiger ist aber die Erkenntnis, dass Corona keinen grundsätzlichen negativen Einfluss auf unsere Branche und unsere eigene Entwicklung hat. Nach Wiedereröffnung unserer Zentren konnten wir die umsatzstärksten Tage in der Unternehmensgeschichte verbuchen. Und wie vorhin schon angemerkt, können wir auch durchaus fördernde Trends im Rahmen der Pandemiefolgen beobachten.

www.4investors.de: Wie hoch sind die Investitionskosten für die Expansion? Und wo kommt das Geld für die Expansion her?

Brenske:
Die Kosten für die Eröffnung eines neuen Fachzentrums sind überschaubar, da wir die Objekte ausschließlich mieten und die Anforderungen an die Flächen – trotz hoher Hygienestandards – mit überschaubaren Investitionen umsetzbar sind. Wir erwarten, dass neue Zentren nach weniger als einem Jahr Break-Even sind und damit beginnen, ihre eigenen Investitionen zurück zu zahlen.

Wesentlicher Eckpfeiler für die Finanzierung der Expansion sind die beiden Kapitalerhöhungen aus 2017 und 2018, die uns liquide Mittel in einem Umfang von knapp 30 Millionen Euro einbrachten.

www.4investors.de: Welches sind für sie bei der Expansion international besonders interessante Standorte?

Brenske:
Wir können beobachten, dass auch die internationalen Märkte für schönheitsmedizinische Behandlungen regelmäßig zu hohe Preise ausweisen und damit nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen. Insofern sind grundsätzlich alle Länder für uns interessant. Dabei setzen wir aber Schwerpunkte, da in jedem Land die lokalen rechtlichen Strukturen geschaffen werden müssen. Schwerpunkt der kommenden Jahre wird damit weiterhin Mitteleuropa sein – und dabei vor allem Großbritannien.

www.4investors.de: Werden sie künftig mehrere stationäre Kliniken eröffnen oder bleibt es bei dem einen Haus in Berlin?

Brenske:
Unsere klare Strategie geht dahin, dass wir außerhalb von Berlin mit Belegkliniken zusammenarbeiten. Die Kapazitäten sind verfügbar. Zudem müssen wir nicht die organisatorischen Anstrengungen des Aufbaus, der Zulassung und des Betriebs einer Privatklinik stemmen. Unsere Kernkompetenz ist die Ansprache von Patienten und die qualitativ hochwertige, ärztliche Durchführung von Schönheitsbehandlungen. Die Klinik ist hierfür ein Mittel zum Zweck.

www.4investors.de: Der stationäre Einzelhandel soll künftig auch ihre Produkte vertreiben. Was erwarten sie davon?

Brenske:
Der Markt für kosmetische Schönheitsprodukte, wie sie z.B. über M1 Select angeboten werden, ist ein Milliardenmarkt. Noch verkaufen wir diese Produkte primär über unseren Onlineshop und sehen dabei Wachstumsraten im dreistelligen Prozentsatz. Aber natürlich wird auch ein großes Produktvolumen im stationären Einzelhandel verkauft. Wir wollen in das Regal kommen, um sozusagen im Menü verfügbar zu sein.

www.4investors.de: 2019 erwirtschafteten sie Finanzerträge von 5,16 Millionen Euro. Wird dieser Wert im laufenden Jahr trotz der Krise auf eine ähnliche Höhe kommen?

Brenske:
Wir legen Teile unserer liquiden Mittel in börsenfähigen Wertpapieren an, um zum Beispiel Verwahrentgelten von Banken zu entgehen. Diese Anlagen werden jeweils zu den Bilanzstichtagen bewertet.

In 2019 haben wir einen herausragenden Anlageerfolg erzielt, der sich natürlich nicht immer und zwingend wiederholen lässt. Beruhigend zu wissen ist aber, dass die zur Jahresmitte gehaltenen Wertpapiere zu keinen Verlusten im Halbjahresabschluss führen werden.

www.4investors.de: Wie sieht ihre Dividendenstrategie aus?

Brenske:
In diesem Jahr haben wir aufgrund der Unsicherheit der Entwicklung der Corona-Pandemie die Zahlung der Dividende ausgesetzt. In den kommenden Jahren liegt der Fokus nun auf der Erreichung unserer Wachstumsziele und den damit einhergehenden Investitionen. Dividendenzahlungen müssen hierfür in den kommenden Jahren gegebenenfalls zurückstehen. Langfristig wollen wir aber wieder zu der gewohnten Praxis der Zahlung einer stabilen Dividende zurückkehren.

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