StarDSL: Kundenzahl soll 2015 verdoppelt werden

2015 will StarDSL klar wachsen. Das macht Konrad Hill, Vorstandsvorsitzender und Gründer von StarDSL, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de deutlich. Dabei setzt er auf prominente Unterstützung. Hill kündigt in dem Interview weitere Finanzierungsrunden an, zudem wirft er einen Blick auf die Ziele für 2015. Auch der volatile Kurs ist Thema im Gespräch mit Konrad Hill.


www.4investors.de: Ihre operative Grundlage sind Satellitenkapazitäten, die sie bei Satellitenbetreibern anmieten. Wie langfristig sind diese Verträge ausgelegt und welche Expansionsmöglichkeiten bieten ihnen die aktuellen Vereinbarungen? Welche Optionen haben sie, diese bei Bedarf auszuweiten?

Hill: In der Regel handelt es sich um Verträge mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Bei diesen Verträgen gibt es keine Limitierungen, diese bestehen höchstens in der Kapazität der einzelnen Satelliten. Sollte die Kapazität eines Satelliten erreicht werden, sind wir durch die enge langjährige Zusammenarbeit mit verschiedenen Satellitenbetreibern abgesichert. Hierzu zählen u.a. die drei größten europäischen Satellitenbetreiber SES Astra, Avanti und Eutelsat.

Derzeit bietet die Satelliten-Technologie eine 100prozentige Abdeckung in Europa, den EMA-Regionen und in Teilen Asiens zu bezahlbaren Preisen. Bereits im Jahr 2017 werden die Internetzugänge via Satellit global ein Marktvolumen von 3,9 Milliarden US-Dollar erreichen. Es handelt sich hierbei also um einen Markt mit sehr hohen Wachstumsraten.

Es ist nun rund ein Monat her, dass Google vermeldete, Großaktionär der privaten Raumfahrt-Firma SpaceX zu sein. Das Ziel: Aufbau eines Systems aus hunderten kleinen Satelliten, um Milliarden neue Internetnutzer aus den Entwicklungsländern zu gewinnen. Langfristig gesehen ist es daher durchaus denkbar, dass wir in fünf oder mehr Jahren z.B. im Rahmen eines Joint Ventures auch über eigene Satelliten verfügen.

www.4investors.de: Sie wollen einige neue Auslandsmärkte erschließen, unter anderem werden die Schweiz und Spanien genannt. Besteht angesichts der geringen Unternehmensgröße hier nicht die Gefahr, sich in zu vielen Einzelmärkten zu verzetteln und in den jeweiligen Ländern mit geringen Kundenzahlen nur eine unbedeutende und wenig ertragreiche Rolle zu spielen?

Hill: In der Tat wollen wir die Chancen, die sich auf weniger entwickelten Auslandsmärkten bieten, nutzen. Insbesondere in Osteuropa und in der Türkei besteht viel Nachholbedarf. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, wie viele weiße Flecken sich alleine auch heute noch in vielen ländlichen Gebieten Deutschlands zeigen.

Derzeit verfügen wir über eigene Tochtergesellschaften in Polen und in der Türkei, wo wir starkes Wachstum verzeichnen. Demnächst werden wir eine weitere Tochtergesellschaft in der Schweiz gründen. Darüber hinaus ist in Spanien ein eigener Standort in Planung, jedoch ist es hier von der Reaktion der Behörden abhängig, wann wir loslegen können.

Verzetteln werden wir uns dabei nicht, wir achten sehr genau darauf, die Investitionen in den Aufbau der einzelnen Standorte möglichst gering zu halten. So bestehen unsere Verträge mit den Satellitenanbietern europaweit. Damit verfügen wir überall über die gleiche Infrastruktur, das gleiche modulare System – wir arbeiten mit denselben Abrechnungssystemen. Beim Aufbau unserer Vor-Ort-Standorte greifen wir auf Spezialisten in den jeweiligen Ländern zurück, native speaker. Auf eigene Standorte in den jeweiligen Ländern können wir hierbei schon aufgrund der Bestimmungen der jeweiligen regionalen Telekommunikationsgesetze nicht verzichten. Aus Kundensicht auch sehr nachvollziehbar: Würden sie ihren Internetanschluss über einen amerikanischen Telekommunikationsanbieter beziehen, der in Deutschland selbst nicht vertreten ist?

www.4investors.de: Sie haben im Jahr 2014 die Marke von 5.500 Kunden überschritten nach 3.383 im Vorjahr. Welche Ziele peilen sie für das Jahr 2015 an?

Hill: Vor dem Hintergrund des starken Wachstums im Inland, in wichtigen europäischen Märkten, der steigenden Nachfrage in Ländern wie der Türkei und verschiedenen Verträgen mit regionalen Telekommunikationsanbietern gehen wir von einem weiteren und sehr deutlichen Kundenwachstum aus. Unser Ziel ist für 2015 mehr als eine Verdopplung auf deutlich über 10.000 Kunden.

www.4investors.de: Wie hat sich der durchschnittliche monatliche Umsatz pro Kunde in der zweiten Jahreshälfte gegenüber den rund 47 Euro aus dem ersten Halbjahr entwickelt?

Hill: Aktuell sind wir mit der Abschlusserstellung für das Geschäftsjahr 2014 beschäftigt, daher kann ich über solch entscheidende Details und noch nicht veröffentlichte Zahlen nicht sprechen. Wir sind im zweiten Halbjahr aber ungefähr auf dem Niveau geblieben.

Das hat uns bei dem starken Kundenwachstum natürlich geholfen, operativ voranzukommen. So sind wir im zweiten Halbjahr 2014 auf Gruppenebene dem Break-Even schon deutlich näher gekommen. Unserer wichtigsten Tochtergesellschaft StarDSL GmbH gelang eine starke Umsatz- und Ergebnisentwicklung mit Gewinnerzielung in diesem Zeitraum. Ohne die weitere Wachstumsfinanzierung und besonderen Marketingmaßnahmen wären wir auch auf Gruppenebene jetzt schon klar profitabel. Allerdings liegt unser Ziel logischerweise darin, die enormen Wachstumschancen, die sich in den Auslandsmärkten in Europa, der Türkei und den EMA-Regionen bieten, zu ergreifen. Wir wollen schnell wachsen und die Märkte besetzen.

www.4investors.de: Nehmen wir einmal ihren aktuellen Börsenwert und nehmen wir einfach einmal an, dass sie in der nächsten Zeit rund 6.000 Kunden erreichen - dann läge der Börsenwert je Kunde bei knapp 1.500 Euro. Das mutet auch nach dem deutlichen Kursrückgang ihrer Aktie in diesem Jahr recht viel an, insbesondere für einen eher kleinen Serviceprovider im Bereich Internet, wo ein hoher Wettbewerb herrscht. Wie sehen sie das?

Hill: Ich verstehe ihre Frage sehr gut. Immer wieder werden die Kundenzahlen in unserem Markt mit denen der Telekommunikationsindustrie verglichen. Aber das wäre so, als ob sie Äpfel mit Melonen vergleichen. Unser Markt ist sehr stark fragmentiert, für die ganz Großen lohnt es offenbar nicht, hier zu investieren. Insofern sind auch die Werte, welche sie pro Kunde errechnen können, nicht vergleichbar.

Anders ausgedrückt – ein Satellitenkunde ist nicht gleichzusetzen mit einem Telekom-Kunden. Wir haben es mit längeren Vertragslaufzeiten, also auch längeren Bindungsfristen zu tun. Zudem ist der Wettbewerb ab einer bestimmten Kundenzahl aufwärts vergleichsweise gering. Hinzu kommt, dass unsere deutschen Marktplayer kaum vergleichbar sind. Die meisten der kleinen Wettbewerber veröffentlichen mit deutlicher Verzögerung Abschlüsse, Werte für das jeweilige Unternehmen lassen sich kaum seriös ermitteln.

Ich gehe davon aus, dass wir 2015 derart stark wachsen, dass wir von 6.000 Kunden irgendwann im ersten Quartal in den letzten drei Monaten des laufenden Jahres die Grenze von 10.000 Kunden klar überschreiten werden. Das passiert auf Basis vorhandener Vereinbarungen und Verträge. Und damit werden wir uns operativ auch deutlich in der Gewinnzone bewegen.

www.4investors.de: Mitte November haben sie eine Kapitalerhöhung mit einem Emissionserlös von rund einer Million Euro abgeschlossen. Das Geld soll in die Expansion fließen – was ist hier bereits passiert, wie weit konnten die Investitionspläne schon realisiert werden?

Hill: Wir sehen in der erfolgten Kapitalerhöhung um mehr als eine Million Euro eine sehr positive Bestätigung unserer Unternehmensstrategie. Die Aktien wurden zu einem Euro je Stück platziert, während unser Kurs zu der Zeit unter diesem Wert lag. Für eine vergleichsweise noch kleine Aktiengesellschaft war der Mittelzufluss in dieser Höhe schon sehr wichtig, um das weitere Wachstum zu finanzieren. Der größte Teil des Emissionserlöses ist in Hardware, also Satellitenschüsseln und Module, geflossen, ein weiterer durchaus auch erheblicher Teil in verschiedene Marketingaktivitäten.

www.4investors.de: Sie wollten nach Abschluss der Kapitalerhöhung weitere Aktien bei institutionellen Investoren platzieren. Welche Fortschritte hat es hier gegeben und ist für das Unternehmen weiterer Kapitalbedarf im kommenden Jahr absehbar? Wenn ja, in welcher Höhe?

Hill: Wir gehen aufgrund verschiedener laufender Gespräche und der positiven Aufnahme bei potentiellen Investoren davon aus, im laufenden Jahr weitere Kapitalerhöhungen realisieren zu können. Mithin stellt das zur Verfügung stehende Kapital den stärksten limitierenden Faktor für unser Geschäftswachstum dar. Je mehr Kapital wir einwerben können, desto schneller werden wir wachsen.

Unsere interne Organisation ist nämlich aktuell auf das doppelte Volumen ausgerichtet – ohne weitere Investitionen in die IT oder das Personal tätigen zu müssen.

Die positiven Veränderungen zeigen sich übrigens auch in der Außensicht auf das Unternehmen. Wir gewinnen immer mehr attraktive Partner, die uns aktiv begleiten – z.B. die Kooperation mit dem ehemaligen deutschen Fußballnationalspieler Ulf Kirsten und seinem bei Dynamo Dresden spielenden Sohn Benjamin Kirsten in unseren aktuell laufenden Werbespots im deutschen Fernsehen und im Internet. Oder die anstehenden umfangreichen Werbemaßnahmen mit Dariusz Michalczewski im polnischen Markt, auf dem wir mit unserer 100prozentigen Tochtergesellschaft StarDSL Sp. Z. o. o. sowie der 40prozentigen Tochtergesellschaft StarDSL Distributions Sp. Z. o. o. bereits erfolgreich tätig sind.

www.4investors.de: Die Aktie zeigte sich in der Vergangenheit sehr volatil. Was unternehmen sie, damit ihre Aktionäre solchen starken Schwankungen nicht mehr ausgesetzt sind?

Hill: Wir haben tatsächlich in der Vergangenheit erhebliche Schwankungen beobachtet, aber bislang nicht herausgefunden, woran das lag. Das hat viel Zeit und Nerven gekostet, mithin fühlten wir uns irgendwie auch dafür verantwortlich. Aber genau genommen sind wir nur dafür verantwortlich, das Unternehmen auf Kurs zu bringen und zu halten. Der Kapitalmarkt wird das dann auch honorieren. Und wir stehen heute besser dar, als je zuvor während die Aktie kaum beachtet wird.

Anders ausgedrückt – läuft alles operativ so weiter wie geplant, dann sollten wir auch Kurse deutlich über einen Euro dauerhaft sehen. Das zeigt sich mit Blick auf viele laufende Gespräche mit potenziellen Investoren und Partnern.

www.4investors.de: Vor kurzem haben sie veröffentlicht, dass im Geschäftsjahr 2014 das zweite Halbjahr offenbar sehr positiv verlief. So hat ihre wichtigste Tochtergesellschaft, die StarDSL GmbH, den Turnaround vollzogen und trotz der Investitionen in der zweiten Jahreshälfte einen deutlichen Gewinn erzielt. Wie sieht es da in der Unternehmensgruppe insgesamt aus? Wann kann man davon ausgehen, dass das Kundenwachstum auch in der AG zu einem Gewinn führt?

Hill: Die StarDSL AG hat Holdingfunktionen ohne eigenes operatives Geschäft, was für so eine Konstellation typisch ist. Sie unterstützt die operativ tätigen Tochtergesellschaften an vielen Stellen. Bei der AG wird wirtschaftlicher Erfolg erst dann deutlich durchschlagen, wenn wir Gewinne der Töchter an die Muttergesellschaft abführen.

Derzeit befinden wir uns aber noch in einer sehr ausgeprägten Wachstumsphase mit hohen Investitionen in den Auf- und Ausbau von Standorten und Maßnahmen zur Kundengewinnung. Und man darf hierbei nicht vergessen, dass wir fast immer zunächst die Hardware stellen und dann anschließend erst innerhalb der jeweiligen Vertragslaufzeit den Break Even in der Kundenbeziehung überschreiten. Anders ausgedrückt – je breiter die Kundenbasis ist und je länger die durchschnittliche Vertragslaufzeit, desto stärker unsere Ertragslage.

Blicken wir auf die vielen kleinen und großen Internet-Startups dieser Welt, dann ist es doch völlig normal, dass Wachstum zunächst Geld kostet. Das ist bei uns nicht anders. Die Alternative wäre, Investitionen einzustellen, das Unternehmen zu verkleinern und nur noch die vorhandenen Verträge zu verwalten. Da wären wir sofort profitabel. Aber dafür sind wir nicht angetreten.

Unser Ziel für das laufende Geschäftsjahr 2015 ist es, die Kundenanzahl mindestens zu verdoppeln und so trotz laufender Investitionen die Grundlage zu schaffen, spätestens ab 2016 auch deutlich profitabel zu sein. Damit komme ich auch nochmal auf ihre Frage nach der Bewertung unserer Aktie zurück, denn eine weiter so positive Unternehmensentwicklung wird sich auch irgendwann deutlich in unserer Bewertung zeigen.

Wir wurden offenbar noch nicht so richtig entdeckt an der Börse, aber um das zu ändern werden wir deutlich aktiver Investoren, Analysten und Journalisten ansprechen.