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Enterprise Holdings: „Griechenland ist zurzeit unsere profitabelste Region“

19.03.2015 06:58 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Andrew John Flowers, Gründer und CEO von Enterprise Holdings, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de

Heute startet die Zeichnungsfrist für die Anleihe von Enterprise Holdings. Das Unternehmen will eine Anleihe im Gesamtvolumen von bis zu 85 Millionen Euro platzieren. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre, verzinst wird die Anleihe mit 7,0 Prozent. Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Andrew John Flowers, Gründer und CEO von Enterprise Holdings, was mit dem frischen Kapital geschehen soll. Er erklärt, weshalb der Unternehmenssitz in Gibraltar so vorteilhaft ist und gibt einen Einblick in das Geschäft des Versicherers. Zu den Gewinnaussichten äußert sich Vorstandschef Flowers ebenso wie zu einer Expansion in die Vereinigten Arabischen Emirate. Spannend ist, warum Flowers gerade Griechenland als die derzeit profitabelste Region für Enterprise Holdings ansieht.


www.4investors.de: Die Enterprise Holdings ist vermutlich nicht jedem ein Begriff. Können sie kurz erläutern, was sie machen?

Flowers: Die Enterprise Holdings ist eine Holdinggesellschaft, deren Tochterunternehmen, eine EU-regulierte Versicherungsgesellschaft und verbundenen Service-Unternehmen, unabhängige White-Label Versicherungslösungen anbieten. Vor allem Autohaftpflicht-, Rechtsschutz- und Garantieversicherungen. Lebensversicherungen gehören nicht dazu. Mit unserem sehr gut skalierbaren Geschäftsmodell fokussieren wir uns vor allem auf ertragsstarke Versicherungsnischen innerhalb Europas.

www.4investors.de: Welche Zielgruppen peilen sie bei den Kunden an?

Flowers: Unsere Kunden sind Einzelhändler, die Versicherungsleistungen einkaufen, z.B. das englische Pendant zum deutschen ADAC, die UK Automobile Association. Sie verkaufen Kfz-Versicherungen an ihre Mitglieder und übernehmen auch die komplette Verwaltung und wir sind der Versicherer, der dahinter steht. Mit diesem Geschäftsmodell haben wir eine überschaubare Zahl von Kunden und relativ geringe Verwaltungskosten. Wir versichern aber nur sehr ausgewählte Portfolios mit geringem Risiko. Privatpersonen können sich bei uns nicht direkt versichern.

www.4investors.de: Sie sind Brite, haben ihre Karriere zu einem großen Teil auf der Insel gemacht, haben die Gesellschaft dort gegründet, aber 2012 ihre erste Anleihe in Deutschland an die Börse gebracht. Warum?

Flowers: Für die erste Anleiheemission haben wir europaweit unterschiedliche Optionen geprüft. Letztendlich fiel die Entscheidung auf Frankfurt. In Großbritannien, unserem größten Versicherungsmarkt, bietet kein Börsenplatz ein Handelssegment, das dem Entry Standard gleich kommt.

www.4investors.de: Ihre Tochtergesellschaften sitzen in Gibraltar. Welches sind die Vor- und Nachteile dieses Sitzes?

Flowers: Gibraltar ist Teil der Europäischen Union und Sitz von mehr als 50 Versicherungen aus Großbritannien, wo auch wir unseren Ursprung haben. Wir sind eine EU-regulierte Versicherung und unterliegen damit den europäischen Regeln für Versicherer, so als würden wir in London sitzen. Im Gegensatz zu anderen EU-Staaten genießen wir in dem relativ kleinen Land Gibraltar den Vorteil, zur staatlichen Versicherungsaufsicht eine intensive Kommunikation zu haben und regulatorische Entscheidungen für unser Geschäft verhältnismäßig schnell zu erhalten. Dadurch sind wir flexibler und wendiger, was uns einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Zudem sind auch die Steuersätze für Unternehmen in Gibraltar sehr attraktiv. Als nachteilig empfinde ich die wenigen Flugverbindungen von und nach Gibraltar, die europaweite Geschäftsreisen sehr zeitaufwändig machen.

www.4investors.de: Von 2012 auf 2013 haben sich ihre Bruttoprämieneinnahmen fast verdoppelt. Von 2013 auf 2014 lag das Plus nur bei 13 Prozent. Wie kam das? Und mit welchem Wert rechnen sie für das laufende Jahr?

Flowers: Das verlangsamte Wachstum war eine bewusste strategische Entscheidung. Wir haben beschlossen, erst das Fundament für profitables Wachstum zu legen und aus diesem Grund die Claims Consulting Solutions Limited (CCSL) zur internen Schadensfallbearbeitung gegründet. Diese hat von den bisher beauftragten externen Dienstleistern Akten von 8.700 offenen Schadensfällen übernommen. Die meisten dieser Fälle wurden inzwischen abgewickelt. Den Spezialteams ist es innerhalb der letzten Monate gelungen, im Durchschnitt knapp 2.000 Britische Pfund je Schadensfall einzusparen. Bei 500 Schadensfällen monatlich betragen damit die Einsparungen eine Million Britische Pfund bzw. 1,3 Millionen Euro – pro Monat wohlgemerkt ! Im laufenden Geschäftsjahr, das am 31.März endet, werden wir gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig wachsen. Aber wir sind jetzt für das weitere Wachstum gut gerüstet. Im kommenden Geschäftsjahr 2015/16 planen wir unseren Umsatz von zurzeit ca. 150 Millionen Britischen Pfund um weitere 100 Millionen auf ca. 250 Millionen Britische Pfund zu steigern. Durch die jetzt vorhandenen effizienten Strukturen ist unser Geschäft gut skalierbar und zusätzliches Geschäft trägt unmittelbar zum Gewinn bei.

www.4investors.de: Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres haben sie einen Gewinn von 4,2 Millionen Pfund gemacht. Analysten rechnen für das Gesamtjahr mit einem Plus von 1,6 Millionen Pfund. Würden sie dem widersprechen?

Flowers: Ja. Wir gehen in unseren Planungen von einem weit darüber liegenden Wert aus. Oder etwas deutlicher: von einem Mehrfachen des von Ihnen genannten Betrages.

www.4investors.de: Mit der neuen Anleihe gibt es zugleich eine Umtauschofferte für die Anleihe von 2012. Wie wollen sie Investoren einen Umtausch schmackhaft machen?

Flowers: Die Inhaber der im September 2012 emittierten und 2017 fälligen Anleihe können diese bis einschließlich 26.März 2015 im Verhältnis 1:1 in die neue Anleihe 2015/20 umtauschen und erhalten zudem je Anleihe eine Barzahlung in Höhe von 20 Euro je nominal 1.000 Euro, was einem Veräußerungspreis von 102 Prozent entspricht. Damit erhalten sie in etwa den aktuellen Börsenpreis und zugleich die Möglichkeit, in den kommenden fünf Jahren weiter 7 Prozent Zinsen jährlich zu erhalten. Die Inhaber des Bonds müssen sich jedoch direkt an ihre Bank wenden, wenn sie tauschen wollen.

www.4investors.de: Was wollen sie mit dem frischen Kapital machen?

Flowers: Die Erlöse aus der Anleiheemission dienen der Finanzierung des zukünftigen Unternehmenswachstums, vor allem in Europa. Im kommenden Geschäftsjahr, das am 1. April 2015 beginnt, planen wir den Umsatz von zurzeit ca.150 Millionen auf 250 Millionen Britische Pfund zu steigern, also um 100 Millonen Britische Pfund. Als voll EU-regulierter Nischenversicherer müssen wir Neugeschäft mit entsprechendem Kapital hinterlegen. Zurzeit sind das 24 Prozent. Um unseren Umsatz um 100 Millionen zu steigern, müssen wir also 24 Millionen Kapital hinterlegen. So schreibt es die europäische Regulierungsbehörde vor. Darüber hinaus wollen wir einen Teil des Umsatzwachstums mit einer niedrigeren Beteiligung der Rückversicherer erreichen. Aktuell liegt die Beteiligung der Rückversicherer, die sogenannte Quota Share, bei 50 Prozent der Bruttoprämieneinnahmen und ist relativ kostenintensiv. Diese Quote wollen wir sukzessive auf 25 Prozent reduzieren, was einen erhöhten Kapitalbedarf nach sich zieht. Wichtig dabei: unser rückversichertes Verlustrisiko bleibt dadurch unverändert. Und als Drittes beabsichtigten wir das Geschäft in Europa auch durch Übernahmen zu erweitern.

www.4investors.de: Welche Sicherheiten bieten sie Investoren? Wird es wieder ein Sonderkonto geben?

Flowers: Die sogenannten Covenants sind sehr gläubigerfreundlich ausgestaltet und bieten größtmögliche Sicherheit für unsere Investoren. Da sind wir im Vergleich zu anderen börsennotierten Anleihen sicher vorbildlich. Neu ist die freiwillige Verpflichtung, obwohl im Entry Standard nicht gefordert, ab sofort quartalsweise Finanzzahlen zu veröffentlichen, um den Gläubigern eine noch höhere Transparenz zu bieten. Hinzu kommt die monatliche Ansammlung der Zinsen für die Anleihe auf einem Sonderkonto. Jeder Investor kann das wachsende Guthaben mitverfolgen. Der Kontostand wird während der Laufzeit der Anleihe regelmäßig auf unserer Internetseite www.enterprise-holdings.de veröffentlicht.

www.4investors.de: Ihre Hauptmärkte sind Großbritannien, Frankreich und Griechenland. Wie ist derzeit die Situation am griechischen Versicherungsmarkt? Sehen sie dort Risiken für ihre Gesellschaft?

Flowers: Im Gegenteil. Griechenland ist zurzeit unsere profitabelste Region. Dafür gibt es viele Gründe. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation fahren die Menschen weniger mit dem Auto, dadurch haben wir weniger Schadensfälle bei gleichbleibenden Versicherungsprämien. Und sollte mal ein Unfall passieren, wollen die Menschen lieber schnell ihr Geld ausbezahlt bekommen statt monatelang darum zu kämpfen. Das senkt unsere Kosten. Und wir beobachten, dass sich die Griechen lieber bei ausländischen Versicherern wie uns versichern statt bei einem griechischen Versicherer. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall des „Grexit“, also dem Austritt Griechenlands aus der EU, sind wir gewappnet und haben entsprechende Vorbereitungen getroffen, die uns keinem zusätzlichen Risiko aussetzen.

www.4investors.de: Geplant ist eine Expansion in die Vereinigten Arabischen Emirate. Was steht dort an? Welches Volumen halten sie dort für machbar?

Flowers: Wir bemühen uns seit Jahren um eine Versicherungslizenz in dieser Region. Das ist ein sehr mühsamer und langwieriger Prozess. Bisher wurde nur zwei europäischen Versicherungsgesellschaften eine solche Versicherungslizenz gewährt. Mit der erwarteten Lizenz bekommen wir Zugang zu einem sehr interessanten Markt mit hohem Potential. Das würde uns auch sogenanntes Fronting ermöglichen, wo wir mit großen europäischen Partnern, die zwar kapitalstark sind, aber eben keine Lizenz für die Region haben, spezielle Versicherungslösungen anbieten.

www.4investors.de: Sie wollen weiter wachsen und sprechen dabei auch von bereits vorliegenden Versicherungsaufträgen europäischer Unternehmen. Können sie dies näher erläutern?

Flowers: Wir verfügen aktuell über eine Projektpipeline von mehr als 115 Millionen Britischen Pfund, was bei der geforderten Kapitalhinterlegung von zurzeit 24 Prozent 28 Millionen Britische Pfund bzw. ca. 35 Millionen Euro erfordert. Das sind sehr interessante und profitable Portfolios aus unterschiedlichen Ländern in Europa, die uns von Brokern und langjährigen Partnern vermittelt wurden. Die Jahresprämien der einzelnen Portfolios liegen dabei zwischen 2 und 15 Millionen Britischen Pfund. Darunter sind etwa hoch selektierte Portfolios von Taxis, bei denen die Eigner auch die Fahrer sind. Dieser Personenkreis ist auf ein funktionierendes Fahrzeug als Einkommensquelle angewiesen und fährt deshalb entsprechend vorsichtig, das heißt: weniger Unfälle. Für uns ist es damit ein profitables Nischenportfolio.

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