Mining Indaba: Der Gold- und Platinmarkt sind bizarr

Das Messezentrum in Kapstadt brummt. Mehr als 10.000 Besucher machen die Mining Indaba zum größten Bergbauevent des afrikanischen Kontinents. Manche behaupten, es werden in diesen vier Tagen am Kap so viele Deals abgeschlossen, wie auf keiner anderen Bergbaumesse weltweit. Bei den Zahlen rund um die Messe in der südafrikanischen Metropole ist das kein Wunder. 110 Länder sind vor Ort vertreten, 35 Regierungsdelegationen haben sich angemeldet, 2.300 Unternehmen sind mit Vertretern auf der Messe dabei. Dazu kommen unzählige Experten, Investoren, Banker und Journalisten.

Die Stimmung auf der Messe erscheint optimistisch, aber nicht überschwänglich. Egal ob man durch die vielen Gänge geht und sich umhört oder ob man im großen Saal den gut besuchten Vorträgen lauscht. Die große Krise scheint überwunden. Man blickt mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Dabei stellen sich nicht nur Bergbauunternehmen am Fuße des Tafelbergs in den Messehallen vor, auch viele Zulieferer sind dabei, die Bandbreite der weiteren Aussteller reicht von der Rechtsanwaltsgesellschaft über Geologen bis hin zum LKW-Hersteller. Aus Deutschland haben unter anderem DHL und ThyssenKrupp große Stände. Am großen australischen Stand herrscht immer Hochbetrieb, der südafrikanische Stand wirkt etwas biederer und verwaist.

Ein Problem der Branche wird auf der Messe besonders thematisiert: Die Kosten. Sie werden in allen Bereichen gedrückt. Besonders deutlich macht dies Brad Gordon, der Vorstandschef von Acacia Mining (früher African Barrick Gold), dem viertgrößten Goldproduzenten in Südafrika. Noch vor 18 Monaten kostete die Förderung einer Unze Gold bei Acacia Mining 1.700 Dollar. Derzeit steht das Unternehmen bei all-in-Kosten von 1.100 Dollar, Gordon will die Kosten auf 900 Dollar drücken. Damit lässt sich auch mit niedrigen Goldpreisen noch Gewinn machen. Gleichzeitig steigt der freie Cashflow überraschend früh und stark wieder an. Gordon hat zudem durchgesetzt, dass sein Konzern nicht mehr 14 Managementebenen hat, vier Ebenen sind aus seiner Sicht ausreichend. So sieht er sein Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt.

Nicht nur Gordon setzt seinen Fokus auf einen guten Cashflow, viele Vorstände legen in diesen Tagen darauf verstärkten Wert. Auch die Verantwortlichen vor African Rainbow Minerals wollen ihren Cashflow maximieren. Dabei spielt die Produktivität eine wichtige Rolle. Zum Trend gehört weiter, dass man sich von Bereichen trennt, die nicht zu den Kernaktivitäten gehören. Wie sagt ein Vorstand von African Rainbow Minerals: „Back to the roots“.

Michael Jones, der CEO von Platinum Group Metals, kurz PGM, sieht sein Unternehmen ebenfalls auf einem guten Weg. Im Vorjahr haben nur acht an der NYSE gelistete Rohstoffunternehmen mehr als 50 Millionen Dollar für Explorationsarbeiten einwerben können, PGM gehörte dazu, obwohl man sich auf das ebenfalls in schwierigen Gewässern befindliche Platin konzentriert. Vor allem Platin wird von den Turbulenzen des Goldpreises getroffen – aus Sicht von Jones völlig zu Unrecht. Er sieht keinerlei Korrelation zwischen dem Preis von Gold und dem von Platin. Jährlich werden rund 80 Millionen Unzen Gold gefördert, die Produktion von Platin liegt bei 7 Millionen Unzen. Dabei zieht die Nachfrage nach Platin immer weiter an, die Industrie braucht den Rohstoff. Dennoch entwickelt sich der Platinpreis entsprechend dem Goldkurs. Für Jones macht das keinen Sinn. Er glaubt zugleich, dass sich diese Situation wieder beruhigen und verändern wird. Das würde gute Zeiten für den Platinpreis bedeuten. Der Markt ist aus seiner Sicht bizarr, viele Unternehmen in der Branche erscheinen zu niedrig bewertet – nicht nur die Platinförderer. In einem viel beachteten Vortrag macht Jones deutlich, dass Südafrika das Platinland der kommenden Dekaden sein wird. Zwar haben zuletzt Streiks die Förderung gestört, auf lange Sicht wird dies aber nur als Episode erscheinen.

Den Bergbau im Land zwischen Kapstadt und Johannesburg sollte man somit nicht abschreiben – im Gegenteil.

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