USA: Einzelhandel mit schlechtem Start ins neue Jahr - Nord LB

Zum Start des neuen Jahres präsentiert sich der US-Konsument eindeutig nicht in Spendierlaune. So wurde für den Berichtsmonat Januar nun eine Abschwächung der Einzelhandelsumsätze um immerhin 0,8% M/M gemeldet. Bei dieser Entwicklung handelt es sich zwar wohl vor allem um einen Rückpralleffekt – allerdings sind auch die bisher sehr starken Dezember-Zahlen noch nach unten revidiert worden.

Ein scharfer Blick auf die Details der soeben veröffentlichten Daten offenbart zunächst, dass die Absatzzahlen der US-Autohäuser um 1,7% M/M gefallen sind. Damit war nach den bereits bekannten Informationen aus der Branche grundsätzlich zu rechnen gewesen. Exklusive Automobile gaben die Einzelhandelsumsätze folglich „lediglich“ um 0,6% M/M nach.

Bei den aktuellen Umsatzzahlen an den Tankstellen der Vereinigten Staaten hat sich ein Rückgang um ebenfalls 1,7% M/M ergeben. Diese Nachricht stellt ebenfalls keine so große Überraschung dar. Die jüngsten Daten zur Entwicklung der US-Konsumentenpreise hatten nämlich eine deutliche Verringerung der Kraftstoffpreise angezeigt, was natürlich auf die Absatzzahlen der Tankstellen drückt. Allerdings schaffen die niedrigeren Benzinpreise finanzielle Spielräume für Konsum an anderen Stellen (oder auch zu anderen Zeitpunkten).

Bei den zwei Produktgruppen Möbel und Baumaterialien, die bekanntlich beide sehr eng mit den Entwicklungen am US-Immobilienmarkt verknüpft sind, zeigt sich zum Start des neuen Jahres eine ungewöhnlich stark ausgeprägte gegenläufige Entwicklung. Erstere Zeitreihe konnte im Januar unerwartet klar anziehen (um beachtliche 1,5% M/M). Die Umsätze mit Baumaterialien gingen dagegen stark zurück; gemeldet wurde hier eine Veränderungsrate von wirklich schwachen -4,1% M/M.

Die Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze, die für die BIP-Erhebung relevant ist, gab am aktuellen Rand um 0,4% M/M nach. Ökonomisch betrachtet wachsen die Bäume also auch in den USA nicht in den Himmel. Angesichts von höheren Zinsen scheinen die Verbraucher in den Vereinigten Staaten seit einiger Zeit regelrecht mit ihren Kreditkarten zu jonglieren, um ihre Konsumpläne noch realisieren zu können. Nun könnten sich erste Anzeichen für eine Abschwächung zeigen. Noch präsentiert sich die Lage am US-Arbeitsmarkt allerdings erfreulich, was natürlich auch für den Konsum der privaten Haushalte sehr hilfreich ist. Erst mit schwächeren Zahlen zur Beschäftigungssituation im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dürfte das FOMC beim Thema Leitzinssenkungen wirklich unter Zugzwang geraten.

Fazit: In Anlehnung an Hollywood kann wohl festgehalten werden, dass US-Wirtschaftsdaten für die internationalen Finanzmärkte derzeit wie eine Pralinenschachtel sind – man weiß nie, was man bekommt! Nach einigen positiven Überraschungen präsentieren sich die Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten nun unerwartet schwach. Vorläufigen Angaben folgend kam es im Januar zu einem Rückgang um immerhin 0,8% M/M. Es handelt sich wohl vor allem um einen Rückpralleffekt, wobei die bisher sehr starken Dezember-Zahlen allerdings auch noch nach unten revidiert worden sind. Diese Angaben sind in der Summe lediglich ein ganz kleiner Mosaikstein, der aber wohl doch zeigt, dass die Bäume auch in den USA nicht in den Himmel wachsen. Die Fed benötigt solche Daten, um dann im Laufe des Jahres eine gute Rechtfertigung für eine erste Leitzinssenkung zu haben. Die Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen können aber lediglich ein erster Impuls sein. Die Finanzmärkte sollten die Relevanz dieser aktuellen Entwicklung mit Blick auf das FOMC daher keinesfalls überbewerten. Die Notenbanker in Washington werden wahrscheinlich keinen hektischen Aktionismus an den Tag legen wollen. Letztlich dürfte 2024 aber wohl auch in den USA noch zu einem Jahr der geldpolitischen Tauben werden!

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