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ifo-Geschäftsklima: Rezessionswahrscheinlichkeit nimmt zu - Nord LB

25.01.2024 14:28 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Im deutschen Bauhauptgewerbe geht es mit der Stimmung weiter deutlich abwärts. Bild und Copyright: Avigator Fortuner / shutterstock.com.

Heute Vormittag hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Zahlen zur Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Demnach hat der ifo-Geschäftsklimaindex im Januar einen überraschend deutlichen Rücksetzer auf 85,2 Punkte hinnehmen müssen. Dies ist der schlechteste Wert für das wichtige Stimmungsbarometer seit Mitte 2020. Die befragten Unternehmen beurteilen vor allem ihre aktuelle Geschäftslage deutlich kritischer als im Vormonat, der entsprechende Index sank auf 87,0 Punkte. Aber auch die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen wurden von dem ohnehin schon wenig optimistischen Vormonatswert weiter abwärts korrigiert. Die Erwartungskomponente notiert nur noch bei 83,5 Punkten. Die heutigen Zahlen sind eindeutig eine negative Überraschung.

Die konjunkturelle Lage ist in Deutschland auch zum Jahresauftakt 2024 schlecht. Nachdem bereits im vierten Quartal 2023 die reale Wirtschaftsleistung sehr wahrscheinlich gesunken sein dürfte, nimmt das Risiko eines erneuten Rücksetzers auch zu Beginn dieses Jahres zu. Die deutsche Wirtschaft sieht sich aktuell einer ganzen Reihe von Belastungen ausgesetzt, von strafferen Finanzierungsbedingungen über eine schwächelnde globale Nachfrage bis hin zu den geopolitischen Risiken. Zu Letzterem ist mit den Angriffen der Huthi-Rebellen im Roten Meer auf eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den globalen Handel ein neuer Krisenherd hinzugekommen, der Transportkosten und -fristen deutlich erhöht und globale Wertschöpfungsketten einem erneuten Stresstest aussetzt.

Es gibt jedoch auch einige weitere Faktoren, die derzeit auf die Stimmung in den Unternehmen drücken. Hierzu gehört die erfolgte Straffung der Haushaltspolitik nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse, bei denen einzelne Maßnahmen auch Proteste der Betroffenen (z.B. Landwirte) ausgelöst haben. Immer mehr Prognostiker teilen unsere Einschätzung, dass die unfreiwillig restriktive Fiskalpolitik in diesem Jahr zu einem Hemmschuh für die Konjunktur wird. Ebenfalls bremsend, wenngleich schwer zu quantifizieren, dürften sich die kalte Witterung, die Infektionswelle und das Hochwasser ausgewirkt haben. Und hinzu kommt noch ein Tarifkonflikt bei der Bahn, dessen Folgen mit tagelangen Streiks ebenfalls die wirtschaftliche Tätigkeit im ersten Quartal belasten dürften.

Auf sektoraler Ebene bestätigt sich das Bild der bereits zuvor gemeldeten Einkaufsmanagerindizes. So hat sich die Stimmung in der Industrie ausgehend von niedrigem Niveau aufgehellt. Spiegelbildlich hat der Pessimismus im Dienstleistungssektor wieder zugenommen, auch der PMI Dienstleistungen hatte gestern mit einem deutlichen Rücksetzer negativ überrascht. In der ifo-Umfrage ging es zudem auch im Handel und im Bauhauptgewerbe mit der Stimmung weiter deutlich abwärts.

Die deutsche Wirtschaft stagniert mehr oder weniger seit Mitte 2022, im vergangenen Jahr ist das reale BIP um 0,3% geschrumpft. Um den Jahreswechsel scheint der deutschen Konjunktur aber nochmal die Puste ausgegangen zu sein, das Risiko einer zumindest technischen Rezession in diesem Winterhalbjahr hat sich deutlich erhöht. Unsere Wachstumsprognose für das Gesamtjahr fällt mit 0,3% entsprechend gering aus. Für die EZB nimmt der Druck zu, die geldpolitischen Zügel zu lockern. Die im Dezember aktualisierte Konjunkturprognose der EZB halten wir noch immer für zu optimistisch. Sofern die anstehenden Lohnrunden grünes Licht geben, rechnen wir ab dem Juni mit Zinssenkungen der EZB.

Fazit: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Januar überraschend deutlich eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 85,2 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Mitte 2020. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen werden deutlich negativer beurteilt. Die Liste der Belastungsfaktoren ist in den vergangenen Wochen länger geworden. Die Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe im Roten Meer, die ungewollt restriktive Ausrichtung der Fiskalpolitik nach dem Bundesverfassungsgerichtsentscheids und der Bahnstreik erweisen sich als regelrechte Stimmungskiller für die deutschen Unternehmen. Das Risiko für eine technische Rezession in Deutschland hat spürbar zugenommen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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