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US-Arbeitsmarkt heiß wie Frittenfett! Wenn gute Zahlen schlechte sind! - Nord LB

06.10.2023 16:42 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die US-Arbeitsmarktdaten für September fielen stark aus. Bild und Copyright: Patcharaporn Pixels Hunter / shutterstock.com.

Lösen die soeben veröffentlichten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt eine Neueinschätzung für die Geldpolitik der Federal Reserve aus? Ist ein nochmaliger Zinsschritt im IV. Quartal wahrscheinlicher geworden?

Laut der vom BLS durchgeführten Unternehmensbefragung wurden im September 336.000 Jobs geschaffen. Der Stellenaufbau der beiden Vormonate wurde um insgesamt 119.000 nach oben revidiert. Die Zahlen fielen damit sehr stark aus – genau genommen fast schon dreimal so hoch wie erwartet. Insbesondere der Dienstleistungssektor stockte die Beschäftigtenzahl auf, vor allem Handel und Freizeit.

Die Arbeitslosenquote verharrte dagegen unspektakulär bei 3,8%. Dem Vormonatsanstieg um recht deutliche 0,3-Prozentpunkte folgte diesmal also keine signifikante Bewegung mehr. In dieser separat ermittelten Befragung zogen sowohl die Zahl der Beschäftigten als auch die Labor Force um knapp 90.000 an.

Im Fokus standen auch die Löhne, die recht gute Vorlaufeigenschaften für die wichtige CPI-Kernrate aufweisen. Im September kam es bei den Stundenlöhnen zu einem etwas moderater als erwarteten Anstieg um 0,2% M/M. Die Jahresrate gab von 4,3% auf 4,2% nach. Die Wochenstunden stagnierten bei 34,4, was in der Gesamtbetrachtung mit den Löhnen die Lohnsumme fast konstant hielt und den Konsum stützt.

Der Job-Motor in den USA schaltet im Umfeld einiger kritischer Entwicklungen auf der makroökonomische Ebene offenbar immer noch keinen Gang zurück – das Gegenteil scheint fast schon der Fall zu sein! Eigentlich hätten elf Zinsanhebungen in Höhe von mittlerweile 525Bp seit März letzten Jahres die Nachfrage dämpfen und damit die Inflation deutlich reduzieren helfen sollen. Die heute erneut stark ausgefallenen Daten vom Arbeitsmarkt belegen aber eine – auf den ersten Blick – bemerkenswerte Resilienz.

Sicherlich spielt der vielfach beklagte Arbeitskräftemangel eine gewisse Rolle: Hier ist die Frage zu stellen, wie soll dabei die Arbeitslosenquote überhaupt steigen? Muss die US-Notenbank angesichts der gestiegenen Inflationsrate also nochmals reagieren? Oder sollte sie aufgrund der bereits vorgenommenen Zinsanhebungen die noch zu erwartenden Konjunkturbelastungen stärker berücksichtigen? Ist also der Beschäftigungsboom – wie damals falsch angenommen der Inflationsanstieg – nur „transitory“?

Bis zur nächsten FOMC-Sitzung am 1. November kann nun nur noch ein Inflationsbericht weitere Impulse liefern – dieser dürfte eine minimale Entspannung anzeigen. Die Argumente für eine Fortsetzung der Zinsanhebungsorgie scheinen mit den heutigen neugeschaffenen Stellen wieder zu überwiegen. Im Falle nochmals höherer Zinsen nimmt das Risiko einer in 2024 zu befürchtenden „härteren Konjunkturlandung“ weiter zu. Schwierigkeiten auf dem Kreditmarkt sowie im Immobiliensektor zeichnen sich bereits ab. Unseres Erachtens können dann die heutigen guten Zahlen auch mal schlecht sein!

Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten für September fielen stark aus: Der Stellenaufbau schaltet wieder einen Gang höher und beschleunigt sogar mit 336.000 (plus der Höherrevision der beiden Vormonate um 100.000). Die Arbeitslosenquote verharrt dagegen bei 3,8%, der Stundenlohnanstieg fiel mit 0,2% M/M immerhin etwas moderater als erwartet aus. Trotz des widrigen Umfeldes mit noch hoher Inflation und massiv gestiegenen Zinsen läuft der Job-Motor fast schon wieder heiß. Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft sind robuster als gedacht. Eine anhaltende Dynamik bestätigt, dass die Zinsanhebungen von 525Bp innerhalb von 18 Monaten noch kaum auf dem Arbeitsmarkt anzukommen scheinen. Das könnte für die Federal Reserve bedeuten, auf der nächsten FOMC-Sitzung die Zinsanhebungsorgie doch noch einmal agieren zu wollen, obwohl die Wirkungsverzögerungen in der Geldpolitik perspektivisch zu weiteren zu befürchtenden Belastungen führen werden. Eine nochmalige Zinsanhebung kann also nicht mehr ausgeschlossen werden. Diese würde aber die Gefahr für ein konjunkturelles „Hard Landing“ nochmals erhöhen. Während die Zinsen am langen Ende wieder deutlich anziehen, bekommen es die Aktienmärkte mit der Angst zu tun! Auch gute Zahlen können mal schlecht sein – das ist wohl heute der Fall!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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