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Deutschland kommt nicht in Schwung - Nord LB

28.07.2023 14:15 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die harten Daten zur Konjunktur sind eher konsistent mit einer Abschwächung. Bild und Copyright: Roman Zaiets / shutterstock.com.

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2023 nicht gewachsen, wie das Statistische Bundesamt in seiner Schnellschätzung gerade mitteilte. Danach blieb das BIP preis-, saison- und kalenderbereinigt im Monatsvergleich unverändert. Gegenüber dem Vorjahresquartal gibt es demnach preisbereinigt ein Minus von 0,2%.

Die heutige Veröffentlichung ist durchaus eine kleine negative Überraschung. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einer größeren Dynamik gerechnet. Deutschland kommt also nach den zwei negativen Winterquartalen nicht so richtig in Schwung. Allerdings nahm das Statistische Bundesamt auch eine Revision der Daten seit 2019 vor. Danach wurden die Zahlen zum BIP seit 2019 neu berechnet. Per Saldo ergibt sich eine etwas flachere Rezession im Winterhalbjahr 2023, was die heutigen Quartalszahlen in einem etwas weniger negativen Licht erscheinen lassen. Positiv haben sich aber offenbar zumindest die Konsumausgaben der privaten Haushalte entwickelt. Weitere Details gab die Behörde in Wiesbaden nicht bekannt.

Harte Konjunkturdaten hatten zuvor schon auf eine schwierige Kurve aus der Rezession des Winterhalbjahres hingedeutet. So gab die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Mai um 0,2% M/M nach, vor allem gedrückt durch ein Minus in den energieintensiven Industriezweigen von 1,4% M/M. Angesichts des Zinsumfelds und der gestiegenen Kosten schrumpfte die Bauproduktion im Mai um 0,4% M/M, und auch die letzten Zahlen zum Umsatz im Dienstleistungssektor zeigen eine negative Entwicklung mit einem Minus im April von 0,3% M/M. [Alle Zahlen vorläufig sowie saison-, preis- und kalenderbereinigt.]

Für das zweite Halbjahr 2023 haben sich die Aussichten entsprechend weiter eingetrübt. Die harten Daten zur Konjunktur sind eher konsistent mit einer Abschwächung. So ging der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe im weniger volatilen Dreimonatsvergleich von März bis Mai preis-, saison- und kalenderbereinigt um 6,1% zurück. Zwar legten die Einzelhandelsumsätze Umsätze im Mai preisbereinigt um 0,4% M/M zu, ob das aber angesichts der überwältigend negativen Signale der meisten Stimmungsindikatoren reichen wird, um ein weiteres Abrutschen zu vermeiden, dürfte eher fraglicher sein.

Für das Wachstum in der Eurozone erfreuliche Zahlen legte heute Morgen Frankreich vor. Nach ebenfalls vorläufigen Angaben wuchs die französische Wirtschaft mit 0,5% Q/Q im zweiten Quartal überraschend stark (trotz Streiks und Unruhen!), während die spanischen und österreichischen Zahlen mit jeweils
-0,4% M/M zumindest durchwachsen waren.

Für die Geldpolitik ergibt sich aus den heutigen Daten keine veränderte Einschätzung. Die EZB hatte erst gestern auf ihrer Pressekonferenz zur Geldpolitik hervorgehoben, dass sie zur Bekämpfung der Inflation auch eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung in Kauf nehmen würde.

Fazit:
Die deutsche Wirtschaft stagnierte im zweiten Quartal 2023, wie das Statistische Bundes-amt in seiner Schnellschätzung gerade mitteilte. Danach blieb das BIP preis-, saison- und kalenderbereinigt im Monatsvergleich unverändert. Gegenüber dem Vorjahresquartal gibt es demnach preisbereinig ein Minus von 0,2%. Insgesamt ist das eine kleine negative Überraschung, wenngleich eine Revision der Daten seit 2019 eine etwas flachere Rezession des Winterhalbjahres 2023 zeigt. Vor dem Hintergrund der zuletzt eingegangen negativen Stimmungs- und Frühindikatoren hat sich der Ausblick für das zweite Halbjahr weiter eingetrübt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschlands Wirtschaftswachstum 2023 doch noch in den positiven Bereich dreht dürften nun gegen Null tendieren. Auf europäischer Ebene meldete hingegen Frankreich sehr solide Wachstumsraten, die die eher durch-wachsenen Zahlen aus Spanien und Österreich relativieren, so dass das Wachstum in der Eurozone weiter über Null liegen dürfte. Aus geldpolitischer Sich ergeben sich keine Änderungen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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