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ZEW: Konjunkturerwartungen trüben sich weiter ein - Nord LB

18.04.2023 13:14 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Konjunkturstimmung der Finanzmarktexperten hat sich von dem durch die Marktturbulenzen im Vormonat ausgelösten Rücksetzer noch nicht wieder erholt. Vielmehr haben sich im April die ZEW Konjunkturerwartungen für Deutschland von 13,0 auf 4,1 Saldenpunkte weiter eingetrübt. Die aktuelle Lage wird hingegen mit -32,5 Saldenpunkten deutlich positiver bewertet, verharrt jedoch noch im negativen Bereich. Die gesamtwirtschaftliche Situation wurde zuletzt im Juni 2022 besser beurteilt.

Insgesamt fallen die ZEW-Umfrageergebnisse zur aktuellen Konjunkturstimmung in Deutschland pessimistischer aus als von den zuvor befragten Analysten erwartet. Die leicht positiven Vorgaben der sentix-Umfrage von Anfang April und die Stabilisierung an den Finanzmärkten nach den Turbulenzen im März hatten die Hoffnung auf eine zumindest leichte Aufhellung genährt. Der Dax legte seit Mitte März immerhin fast 10% zu und markierte gestern über der Marke von 15.900 Punkten ein neues Jahreshoch. Von Konjunktureuphorie ist jedoch bei den befragten Finanzmarktexperten weiterhin nichts zu spüren.

Zumindest bei der Lagekomponente scheint sich die jüngste Entspannung an den Märkten aber positiv ausgewirkt zu haben. Hier könnten aber auch die zuletzt überraschend positiv ausgefallenen Konjunkturdaten zu Produktion, Auftragseingängen und Außenhandel ausschlaggebend gewesen sein. Vor allem die Bauproduktion hat im Januar und Februar saisonbereinigt massiv zulegen können. Auf den frostbedingt schwachen Ausgangswert vom Dezember folgte nicht nur ein Aufholeffekt, die übliche Frühjahrsbelebung setzte dank der ungewöhnlich milden Witterung in diesem Jahr viel früher ein.

Im ersten Quartal dürfte die Wirtschaftsleistung daher saisonbereinigt gewachsen sein, womit eine Rezession umschifft worden wäre. Allerdings ist die vorgezogene Frühjahrsbelebung am Bau eine Hypothek für das zweite Quartal, zusätzlich zu den fortbestehenden Belastungsfaktoren aus hohen Baustoffkosten und schwierigeren Finanzierungsbedingungen. Entsprechend schwach fiel die Zahl der Baugenehmigungen im Januar und Februar aus.

Die heutigen Umfragedaten vom ZEW sind Ausdruck einer anhaltend hohen Verunsicherung. So bahnt sich bei den ZEW Konjunkturerwartungen mit dem zweiten deutlichen Rückgang in Folge eine Trendumkehr an – noch bevor das Wachstum wieder richtig Fahrt aufgenommen hat. Zwar wird die akute Gefahr durch die Schieflage einiger US-Banken offenbar als gering eingeschätzt, mittelfristig dürften sich die Finanzierungsbedingungen jedoch weiter verschlechtern und die Konjunktur dämpfen. Die restriktive Geldpolitik ist noch nicht vollständig in der Wirtschaft angekommen, vor allem bei Kreditvolumen und BIP ist noch ein Bremseffekt zu erwarten. Zudem ist angesichts hartnäckiger Kerninflation mit weiteren Zinsanhebungen der EZB im Mai und Juni zu rechnen. Positiv festzuhalten ist, dass bei den Unternehmen der Realwirtschaft zuletzt die Zuversicht weiter zugenommen hatte. Das ifo- Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes für den April sind die nächsten Tests, ob sich dieser Trend fortsetzt.

Fazit: Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im April überraschend weiter eingetrübt. Die ZEW Konjunkturerwartungen sanken den zweiten Monat in Folge deutlich auf nur noch 4,1 Saldenpunkte und drücken damit eine erhöhte Verunsicherung aus. Auf Sicht von sechs Monaten wird demnach mit einer weitgehend unveränderten konjunkturellen Situation gerechnet. Immerhin wird die aktuelle Lage besser als in den Vormonaten beurteilt. Hierzu dürften die Beruhigung der Finanzmärkte nach den Turbulenzen im März ebenso beigetragen haben wie die im ersten Quartal deutlich positiver ausgefallenen harten Konjunkturdaten. Allerdings dürfte dies vor allem witterungsbedingten Vorzieheffekten geschuldet gewesen sein. Perspektivisch wird sich die restriktive Geldpolitik dämpfend auswirken, zumal die EZB noch weitere Zinsstraffungen vornehmen dürfte. Zwar hatten die Unternehmen der Realwirtschaft zuletzt eine wachsende Zuversicht gezeigt, wir bleiben mit unserer Konjunkturprognose von 0,3% für 2023 aber vorsichtig.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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