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ifo-Geschäftsklima: Unternehmen trotzen Marktturbulenzen - Nord LB

27.03.2023 15:01 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Vormittag hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Zahlen zur Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft veröffentlicht. Demnach überraschte der viel beachtete ifo-Geschäftsklimaindex im Berichtsmonat März mit einem kräftigen Anstieg auf 93,3 Punkte. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Zukunftsaussichten werden deutlich besser als im Vormonat eingeschätzt. Die Lagekomponente markiert mit 95,4 Punkten den höchsten Stand seit dem August, während der Index für die Geschäftserwartungen mit 91,2 Punkten sogar den besten Wert seit dem russischen Überfall auf die Ukraine darstellt.

Die heutigen Zahlen stellen eindeutig eine positive Überraschung dar. Die erneute Verbesserung ist umso bemerkenswerter, als sich die deutschen Unternehmenslenker damit vollkommen unbeeindruckt von den jüngsten Marktturbulenzen rund um einige internationale Banken zeigen. Die Umfragen unter Finanzmarktexperten hatten in diesem Monat anders als die heutigen ifo-Zahlen eine Stimmungseintrübung ergeben. Vor allem die ZEW-Umfrage hatte inmitten der jüngsten Marktturbulenzen Rücksetzer bei den Einschätzungen zur konjunkturellen Lage und den Konjunkturerwartungen ergeben. Die vom ZEW befragten Experten lassen sich besonders stark vom Sentiment an den Finanzmärkten beeinflussen.

Die ifo-Daten folgen hingegen der ebenfalls positiven Tendenz der Einkaufsmanagerumfragen, wobei die ifo-Umfrage auch eine deutliche Stimmungsaufhellung im verarbeitenden Gewerbe ergeben hat. Vor allem in deutschen Schlüsselindustrien verbesserte sich das Sentiment laut ifo-Befragung spürbar. Besonders kräftig fällt die Erholung im März im Dienstleistungssektor aus, aber auch im Handel sowie im Bauhauptgewerbe ging es zumindest leicht aufwärts. Die aktuelle Lage wird hingegen von den Bauunternehmen nochmals etwas schlechter beurteilt, was vor dem Hintergrund der nach wie vor hohen Kosten für Baumaterialien und die deutlich gestiegenen Zinsen kaum verwundert.

Der kurzfristige Ausblick für die deutsche Konjunktur hellt sich nach Ansicht der vom ifo-Institut befragten Unternehmenslenker weiter auf. Es ist damit inzwischen auch unsicher, ob die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal tatsächlich nennenswert geschrumpft ist. Allenfalls eine rein technische Rezession ist noch zu erwarten. Für das Frühjahr stehen die Zeichen nun erst einmal auf Erholung, die jüngsten Marktverspannungen dürften hieran auch nichts ändern. Allerdings kommt damit voraussichtlich auch die Inflation nur schleppend von ihrem viel zu hohen Niveau zurück. Im März dürfte sich die Jahresrate zwar spürbar verbessern, dies wird aber vor allem Folge eines günstigen Basiseffekts sein.

Für die EZB macht die Stimmungsaufhellung den Weg für eine weitere Leitzinsanhebung im Mai frei, die jüngste Unruhe an den Märkten spricht aber für ein vorsichtigeres Vorgehen (+25 bp). Die Konjunkturdynamik wird im Frühjahr wieder zunehmen. Für das Gesamtjahr 2023 rechnen wir für Deutschland mit einer schwarzen Null beim Wachstum, im Euroraum dürfte das reale BIP sogar um rund 1% zulegen. Auf mittlere Sicht wird hingegen die Straffung des monetären Umfelds auch das Wirtschaftsgeschehen dämpfen. Das zuletzt sehr schwache Geldmengen- und Kreditwachstum deuten klar in diese Richtung.

Fazit: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im März überraschend deutlich aufgehellt. Der ifo-Geschäftsklimaindex legte auf 93,3 Punkte und damit den höchsten Stand seit dem russischen Überfall auf die Ukraine zu. Vor allem die Geschäftserwartungen fallen positiver aus, aber auch die aktuelle Lage wird besser eingeschätzt als im Vormonat. Damit trotzen die deutschen Unternehmenslenker auch den jüngsten Marktturbulenzen rund um einige internationale Banken. Die Stimmungsaufhellung zieht sich durch alle Branchen, vor allem in den deutschen Schlüsselindustrien nimmt der Optimismus zu. Selbst hinter eine technische Rezession muss man inzwischen ein Fragezeichen setzen, auf jeden Fall spricht aber derzeit alles für eine ab dem Frühjahr wieder höhere Konjunkturdynamik. Dem steht jedoch eine mittelfristig zu erwartende Dämpfung durch die geldpolitische Straffung entgegen. Dennoch wird die EZB wohl auch im Mai ihren Kurs vorsichtig fortsetzen, zu hartnäckig zeigt sich noch die (Kern-)Inflation.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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