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ZEW-Umfrage: Marktturbulenzen dämpfen Konjunkturerwartungen - Nord LB

21.03.2023 16:24 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Konjunkturstimmung der Finanzmarktexperten hat sich nach den jüngsten Marktturbulenzen wenig überraschend abgekühlt. Im März sanken die ZEW Konjunkturerwartungen für Deutschland von 28,1 auf nur noch 13,0 Saldenpunkte. Dies ist der stärkste Rückgang seit Juli 2022, der Saldo bleibt aber immerhin positiv. Die aktuelle Lage wird mit -46,5 Saldenpunkten geringfügig schlechter als im Vormonat beurteilt. Noch etwas stärker fällt die Korrektur der Erwartungen für die Eurozone aus, die von 29,7 auf 10,0 Punkte gesunken sind. Dies liegt etwas unter den Prognosen der zuvor befragten Analysten.

Erfahrungsgemäß hängt die Stimmung der vom ZEW befragten Finanzmarktexperten sehr stark von den aktuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten ab. Die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank hatte erhebliche Marktturbulenzen ausgelöst. Die US-Administration und die Fed hatten zwar beherzt eingegriffen. Gleichwohl ist nach den massiven Zinserhöhungen der Fed in den vergangenen zwölf Monaten die Skepsis nicht verflogen, ob andere US-Regionalbanken nicht ebenfalls in Schwierigkeiten geraten könnten. Jedenfalls haben die Konjunkturerwartungen für die USA am deutlichsten korrigiert und notieren mit -15,1 Punkten nun wieder klar im negativen Bereich.

In Europa stand vor allem die in Schieflage geratene schweizerische Credit Suisse (CS) im Fokus. Die staatlich initiierte und flankierte Notübernahme der CS durch die UBS vom Wochenende hat zwar in Teilen die Märkte vorerst beruhigen können, allerdings haben einige Elemente des schweizerischen Übernahmeplans neue Unsicherheit kreiert und Unruhe an den Märkten ausgelöst. Insbesondere der verordnete Totalverlust für AT1-Anleihegläubiger wirft Fragen auf, zumal die CS-Aktionäre ihrerseits nicht völlig leer ausgehen. Die eiligen Bekundungen anderer Zentralbanken, dass sie so nicht verfahren würden, konnten ein Repricing dieser wichtigen Anleiheklasse nicht verhindern. Staatsanleihen als klassischer Safe Haven profitierten von dem Risk-Off-Modus der Märkte, zugleich korrigierten die Märkte ihre Zinserwartungen massiv. Die vom ZEW befragten Experten rechnen hingegen noch mit weiter steigenden Zinsen.

Der deutliche Rückgang der Konjunkturerwartungen und der Lagebeurteilung dürfte vor allem ein Spiegelbild der jüngsten Marktverspannungen sein. Allerdings sollte das Signal einer Eintrübung der Konjunkturperspektiven nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Immerhin hatte bereits vor den jüngsten Turbulenzen auch der sentix-Konjunkturindex einen leichten Rücksetzer hinnehmen müssen.

Im Basisszenario dürfte somit auch bei Abebben der akuten Marktverspannungen die konjunkturelle Dynamik mäßig ausfallen. Eine Ausnahme sehen die Umfrageteilnehmer bei China (Erwartungen: +45,2 Punkte), wo die Öffnung der Wirtschaft nun deutliche Auf- und Nachholeffekte auslösen dürfte. Die nächste Woche anstehende Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindexes wird Aufschluss darüber geben, inwieweit auch die Unternehmensstimmung durch die Marktkapriolen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Vorgaben sind mit den Umfragen von sentix und ZEW jedenfalls negativ.

Fazit: Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat infolge der jüngsten Marktturbulenzen und erheblichen Unsicherheit einen spürbaren Dämpfer erhalten. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind deutlich auf 13,0 Saldenpunkte gesunken. Deutlicher korrigierten die Experten ihre Erwartungen für die USA, wo nach der Pleite der Silicon Valley Bank anhaltende Unsicherheit über mögliche weitere Folgen der massiven Zinssteigerungen der Fed in den vergangenen zwölf Monaten herrscht. Sicher geht ein Gutteil der Stimmungseintrübung auf die aktuellen Marktverspannungen zurück. Gleichwohl belegt der bereits Anfang März gesunkene sentix-Konjunkturindex, dass das Signal einer konjunkturellen Abschwächung nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Viel hängt nun davon ab, ob sich die Unternehmen von der Moll-Stimmung anstecken lassen. Das am Montag zur Veröffentlichung anstehende ifo-Geschäftsklima steht daher besonders im Fokus. Die Vorgaben (ZEW, sentix) sind allerdings negativ.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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