Deutschland mit doppelter „Verspätung” - Börsen-Ausblick u.a. mit Siemens, Metro, Moller-Maersk - Nord LB

Führungsmitglieder der US-Notenbank sehen die Fed beim Leitzins auf dem Weg zum Gipfel. Die Fed sei diesem höchsten Punkt nun wahrscheinlich nähergekommen und könne weiterhin kleinere Schritte in Höhe von einem Viertel Prozentpunkt machen, sagte der Chef des Fed-Bezirks New York, Williams. Auch Fed-Direktorin Cook ist für Trippelschritte, zumal die Notenbank gewisse Fortschritte beim Zurückweichen der Inflation sehe. Die Fed werde Kurs halten, bis die Inflation eingedämmt sei, betonte Cook. Sie sei mit den Zinserhöhungen noch nicht am Ende.

Heute Morgen stehen vor allem die längst überfälligen Preisdaten aus Deutschland für den Berichtsmonat Januar im Fokus der Finanzmärkte. Dem deutlichen Rutsch der Inflationsrate im Dezember auf 8,6% Y/Y (HVPI: 9,6%) dürfte im Januar ein Anstieg auf 9,0% Y/Y (HVPI: 10,0%) gefolgt sein. Der Grund des zu erwartenden Sprungs im Januar um 0,8% M/M (HVPI: 1,2%) ist in den Auswirkungen der „stattlich-staatlichen Energieunterstützungszahlungen“ zu finden: Im Dezember wurde der Preisabschlag für den Gas Bezug vom Staat komplett übernommen, ab Januar gelten Strom- und Gaspreisbremsen, welche aber erst ab März bei den Haushalten verrechnet werden sollen. Insofern einige Herausforderungen bei der Berechnung – erst für die Statistiker und dann für die Analystenzunft bei der Interpretation der Daten!

Renten- und Aktienmärkte

Entscheidende Konjunkturdaten blieben zur Wochenmitte aus. Deutsche Staatsanleihen bewegten sich kaum, US Treasuries legten leicht zu.

Mit Verspätung reagierte der deutsche Aktienmarkt positiv auf die Aussagen zur Inflationsentwicklung von US-Notenbankchef Powell vom Vortag. Lediglich beim TecDAX wies die Kursanzeige ein rotes Vorzeichen aus. DAX +0,6%, TecDAX -0,1%. Die jüngsten Zinsaussagen von US-Notenbankern beschäftigten die Anleger an der Wall Street wiederholt stärker. Die Rally vom Dienstag war somit schnell passe. Dow Jones -0,6%, S&P 500 -1,1%, Nasdaq -1,6%

Unternehmen

Siemens hat die Gewinnerwartungen der Analysten in Q1 seines neuen Geschäftsjahres übertroffen. Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft lag zwischen Oktober und Dezember mit 2,7 Mrd. EUR um 9% über Vorjahr, hieß es. Analysten hatten im Schnitt nur mit 2,5 Mrd. EUR gerechnet. Der Nettogewinn sank auf 1,6 (Vorjahr: 1,8) Mrd. EUR. Der Umsatz schnellte auf vergleichbarer Basis um 8% auf 18,1 Mrd. EUR.

Metro hat im wichtigen Weihnachtsgeschäft trotz eines Cyber-Angriffs ein Umsatzplus erzielt. Metro hat in Q1 des Geschäftsjahres 2022/23 den Umsatz um 6,6% auf 8,1 Mrd. EUR gesteigert, teilte der Konzern mit - obwohl der Angriff auf die IT-Systeme den Konzern bremste. Die Folgen der Attacke drückten auch das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) auf 465 (Vorjahr: 521) Mio. EUR. Unter dem Strich und nach Anteilen Dritter blieb ein durch eine Immobilien-Transaktion deutlich gestiegener Gewinn von 522 (195) Mio. EUR.

Die Reederei A.P. Moller-Maersk bekommt die Entspannung bei den Lieferengpässen und den Frachtraten zu spüren. In Q4 2022 sank der Umsatz auf 17,8 Mrd. USD von 18,5 Mrd. USD im Vorjahreszeitraum. Das operative Ergebnis fiel auf 6,5 (Vorjahr: 8,0) Mrd. USD. Vor allem auf den Routen von Asien nach Europa und Nordamerika seien die Nachfrage und die Frachtpreise gesunken. Und auch für das laufende Jahr ist Maersk wenig optimistisch: Das Ebitda werde in diesem Jahr zwischen 8 und 11 Mrd. USD liegen, erheblich niedriger als die 36,8 Mrd. USD aus dem Vorjahr.

Devisen & Rohstoffe

Der Euro hat sich nach zum Teil deutlichen Verlusten in den vergangenen Handelstagen vorerst stabilisiert.

Nachdem bereits im Dezember 2022 das Embargo gegen russische Öl-Exporte in die EU in Kraft gesetzt wurde, gilt seit Anfang Februar die Ausweitung auf raffinierte Produkte. Trotz Produktionskürzungen des OPEC+ -Verbundes bewirkten die Sanktionen bisher keine signifikanten Verwerfungen am Ölmarkt. Dies könnte sich insbesondere beim Diesel jedoch anders darstellen. Weltweit wurden die Raffineriekapazitäten in der jüngsten Vergangenheit nur am Persischen Golf bzw. im Mittleren und Fernen Osten ausgebaut, während die EU -ähnlich wie beim Gas- zu stark auf Importe auf Russland gesetzt hatte. Die veränderte Angebotssituation lässt somit zunächst kaum Spielraum bei der Preisentwicklung 2023 erkennen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!