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USA: BIP-Wachstum – sieht ganz nett aus, ist es aber nicht… - Nord LB

26.01.2023 16:12 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Das BIP-Wachstum der USA zog im IV. Quartal 2022 zum zweiten Mal in Folge an. Bild und Copyright: Logra / shutterstock.com.

Erster Blick hui – zweiter Blick naja! Auch wenn das Anziehen des BIP im IV. Quartal in den USA um annualisiert 2,9% Q/Q auf den ersten Blick erfreuen mag, ist weder aus den Daten soeben noch perspektivisch Dynamik erkennbar. Nach zwei Quartalen negativer Wachstumsraten im 1. Halbjahr 2022 kam es im 2. Halbjahr letzten Jahres zwar immerhin zu zwei Quartalen positiver Wachstumsraten. Von einem neuerlichen Schwung kann dennoch nicht die Rede sein, denn die binnenwirtschaftliche Nachfrage (Dom. Demand) stagnierte bereits und die Wachstumslokomotive hat schon den Fuß auf der Bremse.

Wie bereits in den Quartalen zuvor waren wieder besondere Ausschläge in einzelnen BIP-Komponenten die Regel, was erneut das Ergebnis des BIP in die eine oder andere Richtung verzerrte und die Interpretation erschwert. So fiel der Wachstumsbeitrag des privaten Konsums – wie die Einzelhandelsumsätze korrekt anzeigten – mit 1,4 Prozentpunkten sehr moderat aus. Dem Schwung im Einzelhandel aus dem Oktober folgten Schwäche im November und Dezember. Tendenz also: fallend. Die gewerblichen Bauinvestitionen wie auch die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten. Der Außenbeitrag sowie die Staatsausgaben trugen je zu einem halben Prozentpunkt zum BIP-Wachstum bei. Doch die Musik spielte letztlich bei Wohnbauinvestitionen (-1,3 Prozentpunkte) und bei Vorratsinvestitionen (+1,5 Prozentpunkte). Letztlich enttäuschten Konsum und Wohnbau, allein die volatilen Vorräte „hübschten“ das BIP-Bild auf.

Wenngleich der nunmehr zweite quartalsweise Zuwachs in Folge von einer gewissen Widerstandskraft zeugt, kann von einer richtigen Belebung nicht gesprochen werden. Das liegt sowohl an dem globalen Umfeld als auch an einigen kritischen Entwicklungen in der USA. Global gesehen werden sich die inflationsbedingt notwenigen Zinsanhebungen als Klotz am Wagen der Konjunktur erweisen. Die Energiepreisprobleme haben sich zuletzt nur leicht verringert. Euroland hat weiter mit Zinsen und Inflation sowie einem „Krieg nahezu vor der Haustür“ zu kämpfen, China fiel als zuverlässiger Wachstumstreiber aufgrund von der Zero-Covid-Strategie aus. Das dortige Ende der Restriktionen wird zwar wieder etwas globalen Rückenwind liefern, aber auch den Preisdruck weltweit erneut erhöhen können.

Der Zins- und Energiepreisanstieg ist auch in den USA bei privaten Haushalten und Unternehmen zu spüren (wenngleich weniger kritisch als in Europa). Zudem bleibt eine Knappheit an Personal ein dämpfender Faktor für die Wachstumsdynamik in den USA. Der Immobilienmarkt steht durch die gestiegenen Zinsen bereits massiv unter Druck. Der US Konsum wird zwar von hohen Sparvolumina, hohen Lohnzuwächsen und einer Nachfrage nach Dienstleistungen noch stabilisiert, mittelfristig dürfte aber die Kraft ausgehen. Insofern rechnen wir mit nur geringen Wachstumsraten in 2023. Diese Aussichten werden die Fed zu einer vorsichtigeren Gangart bewegen. Wir rechnen mit nur noch einer 25bp-Zinsanhebung.

Fazit: Erster Blick hui – zweiter Blick naja! Das BIP-Wachstum der USA zog im IV. Quartal 2022 zum zweiten Mal in Folge an um diesmal annualisierte 2,9% Q/Q. Nach zwei Quartalen mit negativen Wachstumsraten im 1. Halbjahr 2022 kam es damit im 2. Halbjahr letzten Jahres zu immerhin zwei Quartalen positiver Wachstumsraten. Doch der Eindruck großer Widerstandskraft der US-Wirtschaft trügt unseres Erachtens: Während der Konsum und die Bauinvestitionen stark enttäuschten, die Ausrüstungsinvestitionen stagnierten, „hübschten“ vor allem die traditionell volatilen Vorratsinvestitionen das BIP-Bild auf, indem sie die Hälfte zum diesmaligen BIP-Wachstum beitrugen. Das zeugt von wahrlich keiner richtigen Stärke der Konjunktur! Der Domestic Demand schwächelt! Anhaltend hohe Energiepreise, weiterhin hohe Inflationsraten und eine rasant restriktiver ausgerichtete US-Geldpolitik lassen das Jahr 2023 mit großen Rezessionssorgen starten. Wir rechnen jedenfalls mit nur sehr geringen Wachstumsraten in 2023. Diese Aussichten werden auch die Fed zu einer vorsichtigeren Gangart bewegen. Wir gehen von nur noch einer 25bp-Zinsanhebung am kommenden Mittwoch aus – das sollte es dann aber auch gewesen sein!

Analyst: Bernd Krampen

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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