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ZEW-Umfrage: Börsianer verabschieden sich von Worst-Case-Szenario - Nord LB

13.12.2022 12:43 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Vormittag hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zum letzten Mal in diesem Jahr aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung unter den befragten Finanzmarktexperten im Dezember erneut spürbar verbessert. Die Konjunkturerwartungen legten kräftig auf -23,3 Saldenpunkte zu. Dies stellt immerhin den besten Wert seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine dar. Mit einer weiteren Aufhellung der Stimmung unter den vom ZEW befragten Finanzmarktexperten konnte nach den sehr guten Vorgaben der sentix-Umfrage gerechnet werden. Trotz des nun schon seit drei Monaten anhaltenden Aufwärtstrends muss aber festgehalten werden, dass in Summe die Skepsis weiterhin noch relativ ausgeprägt ist.

So wird weiterhin die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation überwiegend als schlecht beurteilt. Bei der Lageeinschätzung gab es nur eine mäßige Verbesserung auf -61,4 Punkte. Am aktuellen Rand deuten die wichtigsten Indikatoren auf eine deutliche Dämpfung der Konjunktur im Winterhalbjahr hin, ein Abgleiten in die Rezession ist noch immer das wahrscheinlichste Szenario. Allerdings dürfte die Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität geringer ausfallen und kürzer andauern als im Sommer allenthalben noch befürchtet wurde. Die Wirkung der vielfältigen gesamtwirtschaftlichen Belastungsfaktoren ist zwar schwer zu antizipieren. Die staatlichen Beschlüsse zur Dämpfung des Energiepreisschocks haben ganz offensichtlich bereits zu einer ersten Erwartungsstabilisierung beigetragen. Wie stark jedoch der reale Effekt der fiskalpolitischen Maßnahmen auf das Verfügbare Einkommen sowie Investitions- und Anschaffungsneigung von Unternehmen und Verbrauchern tatsächlich ausfällt, muss sich erst noch zeigen. Immerhin ist bislang der von einigen befürchtete regelrechte Einbruch nicht auszumachen. Auch im vierten Quartal zeigte sich die deutsche Wirtschaft bisher überraschend robust, auch wenn das reale BIP erstmals seit Anfang 2021 vermutlich wieder leicht schrumpfen dürfte.

Bei der Inflation erwarten die Finanzmarktteilnehmer auf Sicht von sechs Monaten inzwischen fast einhellig einen Rückgang für Deutschland (-78,1 Saldenpunkte) und den Euroraum (-79,3). Dies ist jedoch keine große Überraschung, da eine Reihe von Faktoren dafürsprechen, dass die Inflationsrate vom aktuell erreichten Hochplateau im nächsten Frühjahr sukzessive zurückkommt. Gleichwohl bleibt die Preisdynamik auf absehbare Zeit deutlich zu hoch, weshalb die Umfrageteilnehmer auch weiter klar von steigenden kurzfristigen Zinsen (Euroraum: +83,2 Punkte) ausgehen. Für die weitere Entwicklung der Kapitalmarktzinsen gehen die Meinungen zwar etwas stärker auseinander, die Mehrzahl (+39,4) prognostiziert aber auch hier einen weiteren Anstieg.

Eine Überraschung stellten die ZEW-Zahlen nicht dar, der Anstieg war vom Ausmaß so erwartet worden. An den Aktienmärkten sind die Zahlen offenbar dennoch recht positiv aufgenommen worden, immerhin schob sich der DAX in der Folge über die Marke von 14.400 Punkten. Für die EZB-Ratssitzung am Donnerstag ergeben sich keine neuen Impulse, wir rechnen mit einer Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte.

Fazit: Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich zum Jahresende zum dritten Mal in Folge spürbar aufgehellt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen kletterten im Dezember auf -23,3 Saldenpunkte, den höchsten Stand seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Die aktuelle Lage wird hingegen nur geringfügig besser beurteilt. Die Skepsis bleibt zwar, die Finanzmarktexperten verabschieden sich aber vorerst vom Worst-Case-Szenario. Während aus konjunktureller Sicht die schwierigste Phase noch vor uns liegen dürfte, wird der Preisdruck im kommenden Jahr sukzessive abnehmen. Dennoch bleibt die Inflation auch 2023 deutlich über dem Stabilitätsziel der EZB. Für größere Rückschlüsse auf die nächsten geldpolitischen Schritte ist es daher auch noch zu früh. Die EZB wird am Donnerstag und auf den ersten Sitzungen im neuen Jahr die Leitzinsen weiter anheben, auch wenn das Erhöhungstempo am Donnerstag wohl etwas gedrosselt wird.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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