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Tradition und Moderne - Warum dies kein Widerspruch sein muss? - Warburg Invest

17.10.2022 07:50 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Kolumnen-Autor Nils-Peter Gehrmann, Portfoliomanager bei Warburg Invest, schreibt zum Thema Aktienanalyse und -auswahl im Bereich der Small und Mid Caps. Bild und Copyright: Warburg Invest.

Die gegenwärtige Energiekrise stellt viele Industriebetriebe in Deutschland vor große Herausforderungen. Die exorbitant gestiegenen Energiepreise setzen vor allem energieintensive Branchen wie die Stahl- oder Chemieindustrie unter Druck. Manche Wirtschaftsexperten sehen sogar den Wirtschaftsstandort Deutschland aufgrund der starken Dominanz des Industriesektors in Gefahr. Die Industrie und auch andere traditionelle Branchen wie das Bankwesen unterliegen jedoch bereits längerfristigen Umwälzungen wie dem Trend zur Nachhaltigkeit und zur Digitalisierung. Diese Veränderungen wandeln viele Geschäftsmodelle langsam und stetig. Dies lässt sich beispielhaft an der Finanzbranche demonstrieren. So hat die Digitalisierung dazu geführt, dass Bankkunden immer seltener eine physische Bankfiliale aufsuchen und stattdessen Bankservices digital abwickeln. Zudem verzeichneten Banken in den vergangenen Jahren zunehmend Konkurrenz durch disruptive Fintechs, die Finanzdienstleistungen digital oftmals günstiger und unbürokratischer anbieten können. Infolgedessen wurde eine Konsolidierung im Bankwesen losgetreten, die bis heute anhält. So hat sich die Anzahl eigenständiger Kreditinstitute in Deutschland 2021 um 6 Prozent weiter reduziert; inländische Zweigstellen von Banken gingen im gleichen Jahr sogar um 10 Prozent zurück. Die Corona-Pandemie hat den Trend zur Digitalisierung noch weiter beschleunigt.

Tradition und Innovation müssen aber kein Widerspruch sein. So gibt es in Deutschland viele erfolgreiche Unternehmen, die schon lange bestehen, aber innovativ ausgerichtet sind. Diese Unternehmen haben den Spagat zwischen Tradition und Moderne geschafft: Sie haben es verstanden, sich dem stetigen Wandel anzupassen, ohne ihre traditionellen Werte aufzugeben. Vor allem im deutschen Mittelstand sind solche Unternehmen vorzufinden. Anleger können von diesen innovationsreichen und etablierten Unternehmen profitieren. Das Anlageuniversum der deutschen Small und Mid Caps bietet dafür einen reichen Fundus.

Kleinere Unternehmen als Treiber der disruptiven Innovation


Auch wenn die aktuelle Stimmung schlecht ist und die Aussichten wenig rosig, sollte man nicht gleich in Trübsal verfallen. Denn Deutschland schneidet beim Thema Innovation im Ländervergleich gut ab. Das zeigen regelmäßig Innovationsrankings. Beim Bloomberg Innovation Index belegte Deutschland, nach Südkorea, Singapur und der Schweiz, im Jahr 2021 den vierten Platz. Für die Berechnung des Indexwerts werden sieben Faktoren (u.a. Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Anzahl von Patenten) gleichgewichtet berücksichtigt. Beim Global Innovation Index von 2022 landete Deutschland in den Top 10 auf Platz 8. Dabei wurden im Bereich der Unternehmensausgaben für Forschung und Entwicklung international die besten Ergebnisse erzielt. Gemäß des Europäischen Innovationsanzeigers 2022 der Europäischen Union gehört Deutschland zu den „starken Innovatoren“ mit einer Leistung über dem EU-Durchschnitt.

Auf Unternehmensebene ergibt sich ein differenziertes Bild. So gibt es Unternehmen, die sich auf ihrem Erfolg ausruhen und Innovation keine große Aufmerksamkeit schenken. Auf der anderen Seite gibt es wiederum Unternehmen, die Innovation eine hohe Bedeutung beimessen und diese aktiv fördern. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) identifiziert unterschiedliche Innovationstypen im deutschen Mittelstand. Den höchsten Aufwand in Sachen Innovation betreiben demnach Unternehmen, die kontinuierlich in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren. In dieser Gruppierung werden anspruchsvolle Wettbewerbs- und Innovationsstrategien verfolgt, in denen die Entwicklung neuer Produkte und die Erschließung neuer Märkte feste Bestandteile sind. Diese Innovatoren machen in Deutschland laut der KfW 12 Prozent des Mittelstands aus. Gemessen an der Umsatzrendite oder dem Erfolg auf ausländischen Märkten weisen diese Art von Unternehmen sogar die höchste Unternehmensperformance auf.

Kleinere Unternehmen besitzen ideale strukturelle Voraussetzungen, um Innovationen voranzutreiben. Durch die überschaubare Größe kann flexibler und schneller auf Veränderungen eingegangen werden. Eine Innovationskultur, in der jeder Mitarbeiter Ideen einbringen kann, kann einfacher etabliert werden. Gerade die bahnbrechenden Erfindungen, die disruptiv wirken und ganze Branchen umwälzen, gehen typischerweise von kleinen Unternehmen aus. Etablierte Platzhirsche, die neue Entwicklungen übersehen, können schnell vom Markt gefegt werden. Ein bekanntes Beispiel für letzteres ist das finnische Unternehmen Nokia, das in den 1990er Jahren zum weltgrößten Hersteller von Handys aufstieg, jedoch ab den 2010er in der Bedeutungslosigkeit verschwand, da der Trend zum Smartphone verschlafen wurde.

Tradition und Innovation in der Anlagenwelt


Unternehmen, die schon lange bestehen, aber innovativ aufgestellt sind, lohnen sich auch als Investment. Jene Unternehmen verfügen über ein solides Geschäftsmodell, sind aber flexibel genug, um sich Veränderungen anpassen zu können. Im Anlageuniversum der deutschen Small und Mid Caps tummeln sich viele solcher Unternehmen. Ein Spezialfall „Made in Germany“ sind die Hidden Champions. Diese Unternehmen sind Weltmarktführer in einer Marktnische. Da sie hochspezialisierte Industriegüter herstellen, sind sie in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft hat die Anzahl deutscher Hidden Champions von 2015 bis 2020 um ein Fünftel zugenommen. Diese Exportchampions sind einerseits oft traditionelle und langfristig orientierte Familienunternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, die in der Provinz beheimatet sind. Ihre Produkte weisen eine hohe Spezialisierung und Fertigungstiefe auf und erfordern ein tiefes Know-how. Die Unternehmenskultur ist von einer hohen Mitarbeiter- und Kundenbindung mit kurzen Entscheidungswegen geprägt. Auf der anderen Seite verfügen die Hidden Champions über eine hohe Innovationskraft. Als „Hidden Champions“ investieren sie doppelt so viel in Forschung und Entwicklung und melden fünfmal so viele Patente wie der Durchschnitt der Industrie an. Der globale Absatz der spezifischen Produkte macht sie weniger abhängig von den nationalen Konjunkturzyklen.

Ein Beispiel für einen Hidden Champion ist das Unternehmen Krones. Krones ist weltweit mit führenden Technologien in den Geschäftsfeldern Abfüll- und Verpackungstechnik, Prozesstechnik, Intralogistik und Digitalisierungslösungen für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie tätig. Das Unternehmen aus der Kleinstadt Neutraubling ist gerade in der Nische der Getränkeabfüllmaschinen Weltmarktführer und seit Gründung mehrheitlich in Familienbesitz. Krones profitiert mit seinen Lösungen vor allem von einer wachsenden Weltbevölkerung, insbesondere in den Emerging Markets. Auf der kürzlich zu Ende gegangenen weltweit größten Fachmesse Drinktec hat Krones weitere Produktinnovationen vorgestellt, die erneut Standards in der Branche setzen sollten.

Tradition und Innovation gehen Hand in Hand


Die gegenwärtige Energie- und Wirtschaftskrise bedroht die Existenzgrundlage vieler Unternehmen der Industrie. Jedoch gibt es im Anlageuniversum der deutschen Small und Mid Caps viele robuste Unternehmen, die bereits viele Wirtschaftszyklen durchgemacht haben und sich in Krisen als robust erwiesen haben. Diese traditionellen Unternehmen haben Innovation fest in ihre Unternehmensstrategie etabliert und zeigen einen langen Atem auch in herausfordernden Zeiten. Darunter zeigen sich besonders die Hidden Champions krisenresilient und können auch die gegenwärtige drohende Wirtschaftskrise besser abfedern.

Autor: Nils-Peter Gehrmann, Fondsmanager des Warburg-D-Fonds Small&MidCaps Fonds bei Warburg Invest

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne von Warburg Invest. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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