US-Einzelhandelsumsätze: Erfreuliche Zahlen…aber leider nur auf den ersten Blick! - Nord LB

In den USA sind vor einigen Minuten aktuelle Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze im August veröffentlicht worden. Der auf den ersten Blick vielleicht noch erfreulich erscheinende Anstieg um 0,3% wird eindeutig durch die Abwärtsrevision der Daten für den Juli eindeutig relativiert. In der Summe handelt es sich somit nicht um positive Nachrichten für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten.

Ein Blick auf die Details der soeben gemeldeten Zahlen offenbart zunächst einen Anstieg der Umsätze in den US-Autohäusern um beachtliche 2,8% M/M. Diese erfreuliche Entwicklung im August ist allerdings vor allem das Resultat einer Gegenbewegung nach einer ausgeprägten Schwäche im Vormonat. In der Tat zeigt sich an dieser Stelle im Juli nach den Revisionen sogar ein noch unfreundlicheres Bild. So sind die Umsätze mit Kraftfahrzeugen und Automobilteilen den nun gemeldeten endgültigen Zahlen folgend im Vormonat um 2,0% M/M (und nicht – wie ursprünglich gemeldet – um „nur“ 1,6% M/M) zurückgegangen. Exklusive Kraftfahrzeuge gaben die Einzelhandelsumsätze im August folglich um 0,3% M/M nach.

Die Umsätze der Tankstellen schwächten sich am aktuellen Rand um 4,2% M/M ab. Diese ausgeprägte Schwäche schlägt natürlich auch auf die Headline-Zeitreihe durch. Unter Ausklammerung des Kraftstoffs legten die Einzelhandelsumsätze im August um immerhin 0,8% M/M zu. Zur Erklärung dieser Nachricht muss sicherlich auf die jüngsten Bewegungen beim Benzinpreises verwiesen werden. In diesem Kontext sollte bedacht werden, dass die aktuellen Entwicklungen beim Spritpreis in der näheren Zukunft zusätzliche finanzielle Spielräume bei den US-Verbraucher schaffen dürften. Die negativen Nachrichten heute könnten somit perspektivisch durchaus noch zu positiven Impulsen beim Konsumverhalten führen. Dies sollte insbesondere dann gelten, wenn sich der US-Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten anhaltend robust präsentieren würde.

Die zwei eng mit dem US-Immobilienmarkt verknüpften Untergruppen Möbel und Baumaterialien liefern am aktuellen Rand gegenläufige Signale. Während sich bei den Umsätzen im erstgenannten Segment im August eine Abschwächung zeigte, legten die nominalen Absatzzahlen im Bereich Baumaterial abermals deutlich zu. Zur Beurteilung der aktuellen Lage am US-Immobilienmarkt lassen sich somit keine klaren Hinweise aus diesen beiden neuen Datenpunkten ablesen.

Die für die BIP-Erhebung relevante Kontrollgruppe der US-Einzelhandelsumsätze stagniert am aktuellen Rand. Mit einer Veränderungsrate von 0,0% M/M wird bei diesem wichtigen Konjunkturindikator aus den USA also keine große Dynamik angezeigt. Zudem wurde der für Juli gemeldete vorläufige Wert noch nach unten revidiert, was eindeutig als negative Überraschung zu werten ist. Allerdings zeigt sich bei der Zeitreihe auch im August ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Hier wurde ein Zuwachs von immerhin 7,4% Y/Y veröffentlicht.

Fazit: Die US-Einzelhandelsumsätze konnten im August zwar um „beachtliche“ 0,3% M/M zulegen, die am aktuellen Rand beobachtbare „Stärke“ ist aber vor allem eine Folge der Schwäche im Vormonat, die erst durch die heute vorgenommenen Revisionen an der Zeitreihe entstanden ist. In der Summe sind wir also kaum klüger, als noch vor der Veröffentlichung der neuen Daten zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten.

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