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Ifo Geschäftsklima: Weiterhin dunkle Wolken am Konjunkturhimmel - Nord LB

25.08.2022 12:00 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Vormittag hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage unter rund 9.000 deutschen Unternehmen veröffentlicht. Demnach blicken die deutschen Unternehmen weiterhin sehr pessimistisch in die Zukunft. Immerhin scheint sich das Geschäftsklima im August – wenngleich auf sehr niedrigem Niveau – stabilisiert zu haben. Der Geschäftsklimaindex ging nur marginal auf 88,5 Punkte zurück. Nach der nochmals schwächeren Tendenz in der ZEW-Umfrage sowie bei den Einkaufsmanagerindizes für die Industrie und den Dienstleistungsbereich waren die zuvor befragten Analysten und Volkswirte von einem stärkeren Rücksetzer ausgegangen. Auch wenn die konjunkturelle Dynamik somit klar abwärts gerichtet bleibt, kann man daher schon fast von einer leichten positiven Überraschung sprechen.

Wenig Bewegung gab es gegenüber dem Vormonat auch auf der Ebene der Subkomponenten. So beurteilen die Umfrageteilnehmer ihre Geschäftslage trotz der vielfältigen Belastungsfaktoren noch immer als relativ stabil ein. Die Lagekomponente notiert aktuell bei 97,5 Punkten, zum Vormonat stellt dies nur einen leichten Rücksetzer dar. Dies macht Hoffnung, dass die Wirtschaftsleistung zumindest im laufenden Quartal nicht stark einbrechen dürfte, nachdem sie sich im ersten Halbjahr noch erstaunlich robust präsentiert hatte. Bereits am Morgen hatte das Statistische Bundesamt endgültige Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland im Frühjahr veröffentlicht. Demnach legte das reale BIP saison- und kalenderbereinigt im zweiten Quartal sogar leicht um 0,1% Q/Q zu. Wesentliche Wachstumstreiber waren der private und öffentliche Konsum, während die Bauinvestitionen nach dem sehr milden Winter erwartungsgemäß deutlich schwächer ausfielen und von den Nettoexporten ein negativer Wachstumsbeitrag ausging.

Allerdings bleibt der Ausblick der Unternehmen sehr pessimistisch, die ifo-Erwartungskomponente ging im August nochmals leicht auf 80,3 Punkte zurück. Lediglich am Anfang der Pandemie und zum Höhepunkt der globalen Finanzkrise waren die Zukunftserwartungen noch schlechter. Ukrainekrieg, hohe Energiepreise, anhaltende Lieferengpässe, steigende Zinsen und die Sorge vor einer Gasmangellage belasten weiter das Sentiment. Vor allem der Handel und das Gastgewerbe scheinen bereits die Folgen der hohen Inflation zu spüren, hier fallen die Erwartungen besonders negativ aus.

Ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im zweiten Halbjahr wird vor diesem Hintergrund immer wahrscheinlicher, Deutschland bewegt sich zwischen Stagflation und Rezession. Dennoch, von den jüngsten Makrodaten geht sicher kein Haltesignal für die EZB aus, der weiter steigende Inflationsdruck fordert vielmehr einige weitere beherzte Schritte der geldpolitischen Normalisierung. Im September dürften die Leitzinsen daher erneut um 50 Basispunkte angehoben werden.

Fazit: Die Stimmung in den deutschen Unternehmen bleibt auch im August pessimistisch. Immerhin ging der ifo-Geschäftsklimaindex nur noch marginal auf 88,5 Punkte zurück. Während die aktuelle Lage noch immer als relativ robust angesehen wird, verdeutlichen anhaltend schwache Geschäftserwartungen die großen Sorgen in den Chefetagen. Unter den vielfältigen Belastungsfaktoren wiegt sicher die Drohkulisse einer möglichen Gasmangellage im kommenden Winter am schwersten. Sollte Russland tatsächlich die Lieferung von Gas komplett einstellen, ist eine harte Rezession sehr wahrscheinlich. Aber schon jetzt zeichnet sich sehr klar eine deutliche Abkühlung der Konjunktur für das Winterhalbjahr ab, woran nicht zuletzt die höchste Inflation seit Jahrzehnten einen gewichtigen Anteil hat. Die EZB wird daher in der Abwägung zwischen Rezessionssorgen und Inflationsdruck zunächst an ihrem Straffungskurs festhalten. Weitere Zinserhöhungen sollten perspektivisch auch dem Euro helfen und so den zusätzlich importierten Inflationsdruck etwas begrenzen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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